100 Jahre Suva

Das erste grosse Sozialwerk der Schweiz feiert am 1. April 2018 seinen 100. Geburtstag. Die sozialpartnerschaftliche Zusammenarbeit, die die Suva seit ihrer Gründung verkörpert, bewahrte die Arbeitnehmenden vor einer sozialen Misere und sichert Arbeitgebende, damals wie heute, nach einem Unfall ab.

Suva
Arbeiterinnen an Maschinen und an Fliessbändern in der Nahrungsmittelindustrie, nach 1900. Bild: Schweiz. Sozialarchiv

 

Vor 100 Jahren war Europa mitten im Ersten Weltkrieg und die Schweiz stand kurz vor dem landesweiten Generalstreik. In diesem explosiven sozial-politischen Umfeld entstand in der Schweiz etwas Substanzielles: Arbeitgeber, Arbeitnehmer und der Bund schufen gemeinsam die Unfallversicherung Suva. Am 1. April 1918 nahm sie in Luzern den Betrieb auf. «Damit gelang etwas, was bis heute Bestand hat», sagte Gabriele Gendotti, Präsident des Suva-Rats, anlässlich der Medienkonferenz zum 100-Jahre-Jubiläum der Suva. Damals wie heute bestimmen die Sozialpartner gemeinsam mit dem Bund über die Geschicke der Suva und erarbeiten zusammen tragfähige Lösungen.

Kompromisse statt Maximalanforderungen

100 Jahre Sozialpartnerschaft und die damit erreichten Verbesserungen in der Arbeitssicherheit standen im Zentrum des Jubiläumsanlasses der Suva beim Bahnunternehmen BLS. Die Sozialpartner begründeten den heutigen Erfolg der Suva auch mit der gleichberechtigten Zusammensetzung des Suva-Rats mit je 16 Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter sowie 8 Vertreter des Bundes. Kurt Gfeller, Vizepräsident des Suva-Rats und Vizedirektor des Schweizerischen Gewerbeverbands sowie Nico Lutz, Mitglied des Suva-Ratsausschuss und Mitglied der Geschäftsleitung der Gewerkschaft Unia, haben im politischen Alltag das Heu oft nicht auf der gleichen Bühne. Doch im Suva-Rat arbeiten beide zusammen als Brückenbauer zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern. «Jeder ist sich bewusst, dass Maximalforderungen bei einem Versicherungsunternehmen wie der Suva nicht zum Ziel führen. Kompromisse und Zugeständnisse bringen uns viel weiter», sagte Kurt Gfeller.

Betroffene werden zu Beteiligten

Einig waren sich die beiden Suva-Räte auch darin, dass die Arbeitssicherheit im Interesse beider Vertreter liege, auch wenn es bei der Umsetzung durchaus unterschiedliche Positionen gebe. Trotzdem: «Die Arbeitnehmenden haben ein direktes Eigeninteresse an umfangreicher Präventionsarbeit, einer hohen Arbeitssicherheit und einem ausgebauten Gesundheitsschutz», so Lutz. Dafür habe die Suva einen bestechenden Ansatz, indem sie Betroffene zu Beteiligten mache. «Durch die Mitarbeit der Gewerkschaften in zahlreichen Suva-Expertengremien, im Suva-Rat und ebenfalls im verwaltungsratsähnlichen Suva-Ratsausschuss, fliessen die Anliegen und die Sichtweisen der Arbeitnehmenden direkt ein.»

Die Präventionsbemühungen in der Arbeitssicherheit dienten letztendlich auch dem Schutz des Unternehmens. «Sobald es in einem Betrieb zu einem Unfall kommt, ist jeder Firmeninhaber froh, eine solide Versicherung zu haben», erklärt Gfeller. Während früher ein schwerer Unfall den Ruin für den Arbeitnehmer bedeutet habe, würde er heute – ohne Versicherung – viele Unternehmer in den Ruin treiben. Denn: Um die Kosten eines schweren Unfalls zu stemmen, benötige es die Prämienbeiträge von bis zu 2500 versicherten Personen.

Gemeinsam zum Erfolg

Felix Weber, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Suva, zeigte auf, dass die Durchsetzung der Arbeitssicherheit in den letzten 100 Jahren nicht immer einfach war. «Im Gegensatz zu früher hat sich heute aber längst die Einsicht durchgesetzt, dass Arbeitnehmende wie Arbeitgebende ihre Verantwortung in der Prävention und der Arbeitssicherheit tragen müssen.» Als Beispiel nannte er die «Lebenswichtigen Regeln» für risikoreiche Berufsgruppen, die es sowohl für Arbeitgeber, wie auch für Arbeitnehmer gibt. Ebenfalls in der Rehabilitation und der Wiedereingliederung von Verunfallten sei es gerade das Miteinander aller involvierten Kreise, das den Erfolg bringe.

Hier knüpfte Peter Fankhauser, Geschäftsleitungsmitglied der BLS, an. Er zeigte stellvertretend für die heute rund 128 000 bei der Suva versicherten Betriebe auf, wo heute die Herausforderungen in der Arbeitssicherheit liegen, welche Verantwortung dabei die Unternehmen und im speziellen die Führungspersonen haben. Die BLS, die seit 100 Jahren bei der Suva versichert ist, saniert und modernisiert derzeit ihre Bahn-Werkstatt in Spiez. Dabei legt sie grossen Wert auf eine sichere Arbeitsplatzgestaltung.

Finanziell gesund

Seit Mitte der 80er-Jahre verzeichnet die Suva mehr Freizeit- als Berufsunfälle. CEO Felix Weber ist überzeugt: «Egal wie sich die Gesellschaft entwickelt, wir werden eine Absicherung brauchen. Die Suva hat dies in den vergangenen 100 Jahren erfolgreich gemacht.» Das Unternehmen stehe heute auf gesunden Beinen. Dafür verantwortlich seien das Modell und das Fundament, das der Suva bei der Gründung mitgegeben wurde. «Und sie hat es all den Mitarbeitenden, Verbänden und Gewerkschaften ebenso wie Unternehmen zu verdanken, die mit ihren Anstrengungen und Innovationen die Arbeitswelt und die Freizeit sicherer gemacht haben.»

Pressemeldung Suva

Auf der Internetseite suva.ch/100jahre ist die Geschichte der Suva aufgearbeitet. Zudem ergänzt die Suva die Webseite laufend mit aktuellen News über das Jubiläumsjahr.

Baustelle in Zürich, Aushub von Hand, 1910. Foto: Baugeschichtliches Archiv der Stadt Zürich

 

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