Finanzkontrolle kritisiert BAG zur Vergabe der Covid-Impf-Anwendung
Nicht rapportierte Arbeitsaufwände und mangelnde Transparenz bei der Auftragsvergabe: In einem Schlussbericht rügt die Eidgenössische Finanzkontrolle (EFK) das Bundesamt für Gesundheit (BAG) zur Auftragsvergabe bei der Covid-App.
Redaktion - 22. März 2023
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Die Eidgenössische Finanzkontrolle (EFK) hat beim Bundesamt für Gesundheit (BAG) die Beschaffung der Informatiklösung zur Anmeldung, Registrierung und Organisation von Impfterminen geprüft. Die Applikation des Terminsystems mit Impfdokumentation kostete rund elf Millionen Franken. Nach anfänglichen Schwierigkeiten wurde die Covid-App von der Mehrheit der Kantone eingesetzt. Inzwischen hat die EFK einen entsprechenden Schlussbericht vorgelegt. So hätten die Auftragnehmer im zweiten Halbjahr 2021 beispielsweise Leistungen im Umfang von rund zwei Millionen beim BAG in Rechnung gestellt. Die Abrechnung wurde jedoch laut der EFK vom BAG nicht hinterfragt.
Fehlende Arbeitsrapporte
Ebenfalls unbegründet blieben Pauschalbeträge in der Höhe von einer halben Million Franken: Leistungen, welche laut der EFK zu verrechnen gewesen wären. Zur Kontrolle der Abrechnungen würden zudem die benötigten Arbeitsrapporte fehlen, obwohl die Lieferanten verpflichtet gewesen wären, diese abzugeben. Gerügt wurde unter anderem, dass die Unterzeichnung sämtlicher Verträge erst nach bereits erbrachten Leistungen und Zahlungen vorgenommen wurde.
Das BAG nahm Stellung zur Kritik der EFK und räumt ein, dass das Vorgehen bei der Auftragsvergabe angesichts der Krisenlage und Dringlichkeit der Projekte nicht den üblichen Prozessen entsprochen habe.
Quelle: EFK
Flugroboter repariert kaputte Flügel selbst
Inspiriert von der Widerstandsfähigkeit der Hummeln haben Forscher des Massachusetts Institute of Technology (MIT) ein Verfahren entwickelt, mit dem wanzengrosse fliegende Roboter schwere Schäden an ihren künstlichen Muskeln reparieren können.
Wofgang Kempkens, pte - 21. März 2023
Screenshot: MIT/YouTube
Hummeln sind nicht die besten Flieger. Sie stossen schon mal an, wenn sie zwecks Futteraufnahme auf einer Blüte landen. Das tut ihren Flügeln gar nicht gut. Doch trotz vieler winziger Risse und Löcher in ihren Flügeln können Hummeln immer noch fliegen. Flugroboter hingegen sind nicht so belastbar. Mit Löchern im Antriebssystem stehen die Chancen ziemlich gut, dass diese abstürzen. «Wir haben viel Zeit damit verbracht, die Dynamik weicher, künstlicher Muskeln zu verstehen. Und wir haben ein Mass an Widerstandsfähigkeit gegenüber Schäden erreicht, das mit dem von Insekten vergleichbar ist», so MIT-Forscher Kevin Chen.
Die winzigen rechteckigen Roboter, die in Chens Labor entwickelt werden, wiegen kaum mehr als eine Büroklammer. Die Flügel an jeder Ecke werden von dielektrischen Elastomeraktuatoren angetrieben, bei denen es sich um weiche künstliche Muskeln handelt, die mechanische Kräfte nutzen, um die Flügel schnell schlagen zu lassen. Sie bestehen aus Elastomerschichten, die zwischen zwei hauchdünne Elektroden eingeklemmt werden. Wird eine Spannung angelegt, beginnt das Elastomer zu flattern. Mit Strom wird der winzige Roboter von aussen über hauchdünne Kabel versorgt.
Balanceakt mit Kohlenstoffröhren
Treten Schäden auf, können diese durch Anlegen einer höheren Spannung repariert werden, der Flügel heilt sich quasi selbst. Dieser Effekt ist zwar nicht neu, doch Chen und sein Team haben ihn optimiert. Als Elektroden setzen sie Kohlenstoffnanopartikel ein, superstarke, aber extrem kleine Moleküle, die die Form von Röhren haben. Es galt, die Menge an Kohlenstoffmolekülen zu reduzieren, um den Energiebedarf für die Reparaturen zu senken. «Wir mussten den optimalen Punkt zwischen der Menge an Kohlenstoffröhren und dem Energiebedarf für den Reparaturmechanismus finden», sagt Chen. Auch mit perforierten Flügeln könne der Winzling noch fliegen.
Im letzten Jahr haben laut dem Bundesamt für Strassen 241 Menschen bei einem schweren Verkehrsunfall auf den Strassen ihr Leben verloren und 4002 Personen wurden schwer verletzt.
Redaktion - 20. März 2023
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Laut der Unfallstatistik des Bundesamts für Strassen (Astra) hat die Zahl der Getöteten und Schwerverletzten auf Schweizer Strassen deutlich zugenommen. Insgesamt starben 241 Personen und 4002 Verkehrsbeteiligte wurden schwer verletzt. Das Astra spricht von einer Zunahme von 41 Getöteten und 69 Schwerverletzten gegenüber dem Vorjahr.
Mehr schwere Unfälle bei Personenwagen
Von den Insassen eines Personenwagens haben im Jahr 2022 insgesamt 87 Menschen ihr Leben verloren. Dies entspreche einem Plus von 22 Personen gegenüber dem Vorjahr. 768 Personenwagen-Insassen wurden dabei schwer verletzt. Bei den jüngeren Verkehrsbeteiligten im Alter zwischen 18 und 24 Jahren ist gegenüber den älteren Lenkern ein Rückgang auszumachen. Der grösste Anstieg betrifft die Altersgruppen zwischen 55 und 64, aber auch die Kategorie der 65- bis 74-Jährigen. Von den 630 schwerverunfallten Personenwagen-Lenkenden haben 74 Prozent den Unfall selbst verursacht. Die Geschwindigkeit als Hauptursache sei jedoch rückläufig. Meist spielte der Zustand der Lenkenden, beispielsweise unter dem Einfluss von Alkohol oder Medikamenten, eine grössere Rolle.
Zunahme bei E-Bike-Unfällen
Bei den Motorradfahrenden gibt es einen Anstieg bei den jüngeren und älteren Personen, hingegen eine Abnahme in der mittleren Altersklasse. Bei den Fahrradlenkenden ist die Altersgruppe zwischen 65 und 74 Jahre am stärksten von Unfällen betroffen. Bei den Velounfällen handele es sich meist um Schleuder- oder Selbstunfälle.
Ähnlich sieht es aus bei den E-Bikes. Sowohl bei den langsamen als auch bei den schnellen E-Bikes weist die Altersklasse der 55- bis 64-Jährigen die meisten Schwerverunfallten auf. Die häufigsten Ursachen bei den E-Bike-Unfällen sind auf Unaufmerksamkeit, Ablenkung, Fehlverhalten oder Alkoholeinfluss zurückzuführen.
Studie «Sicherheit 2023»: kritischere Bewertung der Neutralität
Eine knappe Mehrheit der Schweizer Bevölkerung fordert eine Annäherung an die Nato. Dies zeigt unter anderem die Auswertung der Studie «Sicherheit 2023», die von der Militärakademie (Milak) an der ETH Zürich und dem Center for Security Studies (CSS) der ETH Zürich herausgegeben wird.
Redaktion - 17. März 2023
Die Stimmung zur Lage der Sicherheit ist angesichts des Ukraine-Kriegs auch in der Schweiz allgemein pessimistischer geworden. Die Frage nach der Neutralität wird zudem kritischer betrachtet. Eine knappe Mehrheit der Stimmberechtigten in der Schweiz würden laut einer aktuellen Studie der Militärakademie (Milak) der ETH Zürich und dem Center for Security Studies (CSS) eine Annäherung an die Nato begrüssen sowie die Verteidigungsfähigkeit der Schweiz stärken wollen. Befragt wurden Studienteilnehmende nach den drei grössten Bedrohungsszenarien Krieg, Klimawandel und Wirtschaftskrisen.
Kritischere Sicht auf die Neutralität
Im Vergleich zu 2019 sei unter anderem das Vertrauen in die USA deutlich gestiegen, hingegen sei das Vertrauen in China und Russland stark gesunken. Erstmals würde zudem eine knappe Mehrheit (55 Prozent) der Schweizerinnen und Schweizer eine Annäherung an die Nato begrüssen, wie die Umfrage weiter zeigt. 53 Prozent der Befragten sind sogar der Meinung, dass die Neutralität es zulassen würde, wenn die Schweiz ihre militärische Verteidigung auf Kooperationsebene mit der Nato plane.
Die Zustimmungen zur Neutralität sind im Allgemeinen gesunken. Befragt wurden die Studienteilnehmenden unter anderem nach den Funktionen der Schweiz als Vermittlerrolle und zur Rolle der Schweiz als Konfliktvermeidung-Partei. Vor allem zur Rolle als Konfliktvermeidungs-Partei ist das Vertrauen weiterhin geschwunden (auf 55 Prozent bzw. um weitere 14 Skalenpunkte). Zur Identität nahm das Vertrauen in der Befragung um weitere 7 Punkte ab (mittlerweile bei 80 Prozent). Das Vertrauen in die Rolle als Vermittlungspartie ist hingegen noch vergleichsweise hoch (91 Prozent bei einem Rückgang von 6 Punkten).
Politische und militärische Haltung zur Neutralität
Wie die Neutralität heute noch militärisch glaubhaft geschützt werden kann, spaltet indes die Bevölkerung. Mehr Befragte sind der Meinung, dass die enge politische Verflechtung mit anderen Staaten der Schweiz verunmögliche, gemeinsam mit europäischen Nachbarn zu handeln. Eine Mehrheit der Befragten befürwortet jedoch nach wie vor eine differenzielle Neutralitätspolitik der Schweiz, bei welcher die Schweiz zwar politisch Stellung beziehen dürfe, jedoch militärisch neutral bleiben soll. Eine klare Mehrheit ist aber nach wie vor der Meinung, die Sanktionen gegenüber Russland aufrechtzuerhalten.
Gegenüber der Schweizer Armee zeigen die Stimmberechtigten weiterhin eine positive Haltung. Die Forderung nach einer vollständig ausgerüsteten Armee (76 Prozent) und deren Notwendigkeit (78 Prozent) haben in der Umfrageskala sogar um wenige Punkte zugenommen.
Schweizer Sicherheitsindustrie knackt die 800-Millionen-Marke
Trotz des anspruchsvollen Marktumfelds entwickelt sich die Schweizer Sicherheitsbranche positiv. Zu einem historischen Aufwärtstrend in einer jährlichen Branchenstatistik tragen insbesondere die Sektionen «Fire» und «Security» bei.
Simon Gröflin - 16. März 2023
Das Marktumfeld in der Sicherheitsindustrie bleibt anspruchsvoll. Die aktuelle Branchenstatistik vom Verband SES (Schweizerische Errichter von Sicherheitsanlagen) deutet jedoch auf ein weiteres historisches Wachstum der Schweizer Sicherheitsbranche hin. Insgesamt verzeichnet die gesamte Branche einen Aufwärtstrend von 2,6 Prozent. Die Steigerung von 20,4 Millionen Franken hievt die Branche erstmals auf die 800-Millionen-Marke. Damit bestätige sich dem SES zwar der seit 2017 anhaltende Aufwärtstrend, jedoch vermochten sowohl die Sektion Fire und Security gleichermassen zum historischen Aufwärtstrend beizutragen.
Access Control auf dem Vormarsch
Aus der SES-Statistik gehen auch zwei weitere erfreuliche Trends hervor: So konnten sowohl die Sektionen Security (Einbruchmeldeanlagen, Zutrittskontrolle und Video Security) mit 3,2 Prozent zulegen. Dass insbesondere die Projekte rund um Einbruchmeldeanlagen (EMA) einen seit Jahren anhaltendem Trend in diesem Segment Paroli bieten, manifistiert sich in einem Plus von 3,5 Prozent, was einem Zuwachs von vier Millionen Franken entspricht.
Weiter geht aus der Statistik hervor, dass der Bereich Access Control (AC) um starke 4,5 Prozent gewachsen ist, was sich dem SES zufolge «traditionsgemäss» bestätigt, während der Bereich Video Security (VS) eine stagnierende Tendenz verzeichnet.
Die Gesamtstatistik des Auftragsvolumens der Schweizer Sicherheitsbranche bis zum Jahr 2022. Bild: SES
Starker Aufwärtstrend im Bereich «Fire»
An einen weiteren Aufwärtstrend von 2,2 Prozent knüpft die Sektion «Fire» an. Das erfreuliche Ergebnis bemisst sich an allen technischen Arbeitskommissionen (TAK) aus den Bereichen Brandmeldeanlagen (BMA), Nasstrockenlöschanlagen (NLA), Gaswarnanlagen (GWA) und Sprachalarmierung (SAA).
BMA aus der Sektion Fire gilt als gewichtigster Beitragslieferant und schliesst in der Statistik mit einem Plus von über 2,6 Prozent gegenüber Vorjahr ab, während die NLA mit einem Minus von 2,5 Prozent nicht ganz an das Vorjahresergebnis anknüpfen konnte.
Hingegen vermochte die TLA mit einem Plus von 8,8 Prozent ein solides Jahresergebnis abzurunden, was den NLA-Rückgang hinwieder kompensiere. Mit einer Steigerung von nahezu 16 Prozent schliesst GWA ab. Dies sei dem SES zufolge ein «grossartiges Jahr».
Das Auftragsvolumen der Sektion Fire im Zeitraum von 2013 bis 2022. Bild: SES
3D-gedruckte Einlagen messen Sohlendruck direkt im Schuh
Forschende der ETH Zürich, der Empa und der EPFL entwickeln eine 3D-gedruckte Einlagesohle mit integrierten Sensoren, die das Messen des Sohlendrucks im Schuh und damit während beliebiger Aktivitäten erlaubt. Dies hilft Athletinnen oder Patienten, Leistungs- und Therapiefortschritte zu bestimmen.
Redaktion - 16. März 2023
Die massgeschneiderte Einlagesohle mit integrierten Drucksensoren kann den Fusssohlendruck direkt im Schuh bei verschiedenen Aktivitäten messen. Bild: Marco Binelli, ETH Zürich
Im Spitzensport entscheiden manchmal Sekundenbruchteile zwischen Sieg und Niederlage. Um ihre Leistungen zu optimieren, nutzen Sportlerinnen und Sportler deshalb unter anderem massgefertigte Einlagesohlen. Aber auch Menschen mit Schmerzen des Bewegungsapparates greifen auf Einlagen zurück, um ihre Beschwerden zu bekämpfen.
Um solche Einlagen exakt anzupassen, müssen Fachleute zuerst ein Druckprofil der Füsse erstellen. Dazu müssen Sportler oder Patientinnen barfuss über druckempfindliche Matten gehen, wo sie ihren individuellen Fussabdruck hinterlassen. Aufgrund dieses Druckprofils erstellen Orthopädinnen und Orthopäden dann in Handarbeit individuell passende Einlagen. Optimierungen und Anpassungen brauchen aber Zeit. Weiterer Nachteil: Die druckempfindlichen Matten lassen nur Messungen in einem begrenzten Raum zu, aber nicht während des Trainings oder Outdoor-Aktivitäten.
Nun könnte aber eine Erfindung eines Forschungsteams der ETH Zürich, der Empa und der EPFL die Situation deutlich verbessern: Die Forschenden fabrizierten nämlich mittels 3D-Druck eine massgeschneiderte Einlagesohle mit integrierten Drucksensoren. Damit kann der Fusssohlendruck direkt im Schuh bei verschiedenen Aktivitäten gemessen werden.
«Man kann anhand der ermittelten Druckmuster erkennen, ob jemand geht, läuft, eine Treppe hochsteigt oder gar eine schwere Last am Rücken trägt. Dann verlagert sich der Druck nämlich mehr auf die Ferse», erklärt Co-Projektleiter Gilberto Siqueira, Oberassistent an der Empa und am Labor für komplexe Materialien der ETH Zürich. Mühsame Mattentests sind damit passé. Die Erfindung wurde vor kurzem in der Fachzeitschrift Scientific Reports vorgestellt.
Ein Gerät, mehrere Tinten
Dabei ist aber nicht nur die Benutzung, sondern auch die Herstellung der Einlagesohlen einfach. Samt den integrierten Sensoren und Leiterbahnen werden sie in nur einem Arbeitsgang und nur auf einem 3D-Drucker hergestellt, einem sogenannten Extruder. Zum Drucken verwenden die Forschenden verschiedene Tinten, deren Rezepturen sie eigens für diese Anwendung entwickelt haben. So nutzen die Materialwissenschaftler als Grundlage der Einlagesohle ein Gemisch aus Silikon und Zellulose-Nanopartikeln.
Auf diese erste Schicht drucken sie dann mit einer leitfähigen silberhaltigen Tinte die Leiterbahnen, und auf diese an einzelnen Stellen – mit russhaltiger Tinte – die Sensoren. Die Verteilung der Sensoren ist dabei nicht zufällig: Sie werden genau dort platziert, wo der Fusssohlendruck am stärksten ist. Um die Leiterbahnen und die Sensoren zu schützen, überziehen die Forschenden diese mit einer weiteren Silikonschicht.
Eine anfängliche Schwierigkeit bestand darin, eine gute Haftung der unterschiedlichen Materialschichten zu erzielen. Die Forschenden behandelten deshalb die Oberfläche der Silikonschichten mit einem heissen Plasma.
Die Sensoren sind sogenannte Piezoelemente, die mechanischen Druck in elektrische Signale umwandeln. Sie messen Normal- und Scherkräfte. Die Forschenden haben auch eine Schnittstelle zum Auslesen der generierten Daten in die Sohle eingebaut.
Im letzten Arbeitsschritt werden die Leiterbahnen und Sensoren mit einer weiteren Silikonschicht überzogen um sie zu schützen. Bild: Marco Binelli, ETH Zürich
Laufdaten bald drahtlos auslesen
Tests zeigten den Forschenden, dass die additiv gefertigte Einlage gut funktioniert. «Mit einer Datenanalyse können wir also tatsächlich verschiedene Aktivitäten identifizieren, je nachdem, welche Sensoren wie stark angesprochen haben», sagt Projektleiter Siqueira.
Im Moment brauchen er und seine Kolleginnen und Kollegen noch eine Kabelverbindung, um die Daten auszulesen. Seitlich der Einlage haben sie einen Kontakt eingebaut. Einer der nächsten Entwicklungsschritte werde sein, eine drahtlose Verbindung zu schaffen. «Das Auslesen der Daten stand bisher jedoch nicht im Vordergrund unserer Arbeit», betont der Forscher.
Eine solche 3D-gedruckte Einlagesohle mit integrierten Sensoren könnte künftig von Sportlerinnen und Sportlern oder auch in der Physiotherapie genutzt werden, etwa um Trainings- oder Therapiefortschritte zu messen. Auf den Messdaten basierend können dann Trainingspläne angepasst und mittels 3D-Druck permanente Schuheinlagen mit unterschiedlich harten und weichen Zonen fabriziert werden.
Obwohl Siqueira das Marktpotenzial für ihre Entwicklung besonders im Spitzensport als gross einschätzt, hat sein Team bislang noch keine Schritte in Richtung Kommerzialisierung unternommen.
An der Entwicklung der Einlagesohle waren Forschende der Empa, der ETH Zürich und der EPFL beteiligt. EPFL-Forscher Danick Briand koordinierte das Projekt und seine Gruppe steuerte die Sensoren bei, die ETH- und Empa-Forschenden die Entwicklung der Tinten und die Druckplattform. Am Projekt beteiligt waren auch das Universitätsspital Lausanne CHUV und die Orthopädiefirma Numo. Gefördert wurde das Projekt im Rahmen der «Strategic Focus Area» Advanced Manufacturing des ETH-Bereichs.
Bild: Empa
Mehr Sicherheitsvorfälle in der kommerziellen und privaten Fliegerei
Im Berichtsjahr 2022 registrierte das Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) knapp 12'000 Vorfallmeldungen. Dies geht aus der aktuellen Sicherheitsstatistik des «Annual Safety Reports» hervor. Die Meldungen werden jedes Jahr analysiert, um die Sicherheit am Boden und in der Luft zu beobachten.
Redaktion - 15. März 2023
Screenshot: BAZL
Das Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) hat seinen jährlichen Safety-Bericht zu den kommerziellen und privaten Flugereignissen veröffentlicht. Insgesamt kam es im letzten Jahr zu mehr Vorfällen in der kommerziellen und privaten Fliegerei. Weiterhin gemeldet werden Vorfälle bei Helikoptern wegen Kabeln und anderen Hindernisse, hingegen wenig Vorfälle zu Drohnen. Die Vorfallmeldungen nehmen laut dem BAZL seit 2019 zu.
Das BAZL führt die Hauptursachen der zunehmenden Sicherheitsvorfälle jedoch auf eine verbesserte Meldekultur zurück, insbesondere seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs. Es gab zudem bedeutend mehr Versuche, die GPS-Signale von Flugzeugen im Ausland mittels GPS-Jamming zu stören.
Im Berichtsjahr 2022 erhielt das BAZL knapp 12’000 Vorfallmeldungen zu insgesamt 8052 Vorfällen. Kategorisiert werden diese «Occurence Reports» nach den fünf Risikobereichen Flugplätze, Flugbetrieb, Flugtechnik, Flugsicherung und Helikopter. Der Sicherheitsbericht basiert auf Erfahrungen von Pilotinnen, Piloten und Fluglotsen sowie auf dem Bodenpersonal auf. Der gesamte Annual Safety Report 2022 des BAZL ist auf der Bundeswebseite zu finden.
Quelle: BAZL
Videoanlagen planen
Die Leistungsbeschreibung einer Videoanlage ist anforderungsreich, da es eine Reihe von System- und Beobachtungskategorien gibt. Der Verband Schweizerischer Errichter von Sicherheitsanlagen stellt dazu ein Tool bereit.
Guido Simak. TAK Video Security (SES) - 13. März 2023
Die Anwendungsregeln in Videoüberwachungsanlagen für Sicherungsanwendung wurden als Teil 4 der Normenreihe SN EN 62676 veröffentlicht. Sie soll sich als nützlich erweisen für alle jene, die für die Aufstellung von Betriebsanforderungen, das Verfassen von Spezifikationen, die Auswahl, die Errichtung, die Inbetriebnahme und den Gebrauch und die Instandhaltung von Videoüberwachungsanlagen (VSS) verantwortlich sind. Das macht sie auch, und trotzdem: In der praktischen Anwendung ist sie etwas sperrig. Um den Umgang mit der Norm den Interessierten näherzubringen, werden im DACH-Raum vom BHE-Bundesverband Sicherheitstechnik e.V. und von der Save AG in Zusammenarbeit mit dem Verband Schweizerische Errichter von Sicherheitsanlagen (SES) entsprechende Seminare angeboten. So fand das mittlerweile 7. SES-Praxisseminar «Video-Security-Norm EN 62676-4» am 30. August in Egerkingen statt. Ziel dieser wiederkehrenden Veranstaltung ist es, den Teilnehmern die Vorteile der Anwendung der Norm in der täglichen Arbeit mittels einer Kombination von Expertenwissen aus Theorie und Praxis aufzuzeigen. Im Rahmen dieser Veranstaltung wurde auch das SES-Planungstool für Videoüberwachungsanlagen SES PlaTool VS vorgestellt.
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Die Technische Arbeitskommission Video Security (TAK VS) des SES hatte sich schon unmittelbar nach Erscheinen der Norm damit auseinandergesetzt, wie sie ihre Mitglieder in der Praxis bei der Anwendung der Norm optimal unterstützen kann. Schnell war klar, dass die bisherigen Checklisten diesem Anspruch nicht gerecht wurden und es mehr brauchte. Die Idee eines Planungstools war geboren. Dieses wurde durch die Simak Consulting AG für den SES entwickelt. Ende 2016 stand die Version 1.0 des Tools zur Verfügung und wird seither regelmässig mit neuen Funktionen ergänzt. Die aktuelle, 2022 veröffentlichte Version trägt die Versionsnummer 2.10.
Der Aufbau des Tools folgt im Wesentlichen der Norm und ergänzt diese um nützliche zusätzliche Funktionen, wie z.B. Checklisten und Wartungspläne, die den Mitgliedern des SES sicher aus den Richtlinien Video Security, welche regelmässig durch die TAK VS zur Verfügung gestellten werden, bekannt sind. Besonderes Augenmerk wurde darauf gelegt, dass nach Projektabschluss eine Dokumentation der verbauten Videoüberwachungsanlage, die an den Kunden übergeben werden kann, ohne viel zusätzlichen Aufwand vorhanden ist.
Bild: zVg
Sicherungsgrade bieten die Möglichkeit, Anforderungen an die Videoüberwachungsanlage zu strukturieren und damit die Grundlage für die spätere Auswahl von Komponenten der Videoüberwachungsanlage sowie den Prüfplan und Prüfablauf zu schaffen. Es können bis zu sechs Sicherungsgrade definiert werden, wobei hier ganz klar die Empfehlung gilt, nur Sicherungsgrade zu definieren, die auch wirklich benötigt werden. Dennoch könnten damit auch alle sechs Beobachtungskategorien, sofern dies in einem konkreten Projekt Sinn ergibt, abgebildet werden.
Eine der Funktionen, die jedenfalls einen sehr hohen praktischen Wert hat, ist die Planung der Videokameras mittels der Camera List. Hier werden die im konkreten Projekt eingesetzten Produkte mit ihren Kennwerten in einer eigenen Tabelle eingetragen. In der Tabelle mit allen Kameras wird auf die vorgenannte Tabelle zugegriffen und die bereits vorhandenen Kennwerte um weitere Angaben ergänzt. So braucht es noch Angaben zur Entfernung der Kamera vom Beobachtungsobjekt und die Angabe von Reservepixeln als Prozentwert, aus dem sich die netto zur Verfügung stehenden Pixel errechnen lassen. Damit ist das Tool in der Lage, die theoretisch erreichte Beobachtungskategorie zu ermitteln. In anderen Worten lässt damit bereits in der Planung der Videoüberwachungsanlage sicherstellen, dass jede Kamera die gestellten Anforderungen erfüllt. Ergänzt man auch Angaben hinsichtlich der Netzwerklast und allfälliger PoE-Last, lässt sich zusätzlich in der Tabelle Network Design prüfen, ob die gewählten Netzwerkkomponenten ausreichend dimensioniert sind oder ob diese angepasst werden müssen.
Der Prüfplan und der Prüfablauf der Norm stellen eine besondere Herausforderung dar. Das Tool stellt sämtliche dafür erforderlichen Listen und Tabellen für alle an der Prüfung beteiligten Personen zur Verfügung. So kann vorgängig ein Prüfplan mit den erwarteten Ergebnissen erstellt werden. Im Rahmen des Prüfablaufs werden die tatsächlich festgestellten Ergebnisse, z.B. erkannte Gesichter oder Beobachtungskategorie, auf Basis von entsprechenden Testbildern erfasst. Die Berechnung des Ergebnisses der Prüfung, insbesondere ob die Prüfung bestanden wurde, erfolgt im Tool automatisch. Diese folgt dem in der Norm beschriebenen Algorithmus für die Prüfkriterien.
Bild: zVg
Genauso wie auch Normen stets im Wandel sind, wird auch das Tool weiterentwickelt. Das nächste Release wird um zusätzliche Funktionen angereichert, wie einen Focal Length Calculator, einen optimierten Sicherungsgrad sowie um Referenzen als auch um eine automatische Synchronisation von Kameras in den Audit und Observer Sheets.
Das SES PlaTool VS steht seit nunmehr sechs Jahren den Mitgliedern des SES als Hilfsmittel in der praktischen Anwendung der EN 62676-4 zur Verfügung und wird von diesen regelmässig angewandt. Für interessierte Fachplaner und Betreiber von Videoüberwachungsanlagen besteht die Möglichkeit, Zugang zu den Richtlinien und damit auch zum SES PlaTool VS in Form eines Abonnements zu erhalten. Wenden Sie die Norm an, um Ihre Videoüberwachungsprojekte erfolgreicher abwickeln zu können. Das SES PlaTool VS unterstützt Sie bei der praktischen Umsetzung.
Selbstverständlich lebt das Tool auch vom Feedback der Anwender. Anregungen sind jederzeit gerne unter office@simak-consulting.com mit dem Kennwort SES PlaTool VS im Betreff willkommen. Auch wenn nicht immer alle Inputs sofort umgesetzt werden können, werden bei der weiteren Entwicklung des Tools möglichst viele der Anregungen berücksichtigt.
Verursacherprinzip im Strahlenschutz wird präzisiert
Im Strahlenschutzgesetz (StSG) besteht noch Potenzial bei der Ausdefinierung des Verursacherprinzips. Betreiber von Kernkraftwerken (KKW) sollen künftig verplichtet werden, die anfallenden Kosten von Jodtabletten im Umkreis von 50 Kilomentern um ein Werk zu übernehmen.
Redaktion - 13. März 2023
Das Verursacherprinzip steht immer für den Grundsatz, dass Verursacher die Kosten für die Massnahmen tragen, die sie verursacht haben. Laut dem Bundesrat sind aber in einzelnen Fällen noch Präzisierungen und Anpassungen im Gesetz nötig, wenn es beispielsweise um die Kosten für die Verteilung der Jodtabletten geht. Diese Kosten müssten dem Bund zufolge durch die Betreiber der Kernkraftwerke (KKW) in deren Umkreis gedeckt werden. Sie sollen sogar für die vollen Kosten aufkommen.
Eine weitere Gesetzesänderung sehe vor, dass die Kosten für Sanierungsmassnahmen bei radioaktiv kontaminierten Standorten durch die Verursacher und die Inhaber getragen werden sollen. Gemeint sind beispielsweise radiologische Altlasten, die durch die Verwendung von Radium-Leuchtfarbe in der Uhrenindustrie entstanden sind.
Das Verursacherprinzip soll zudem für jene Kosten präzisiert werden, die bei einer spezifischen Überwachung der Radioaktivität in der Umgebung von Betrieben anfallen. In diesem Zusammenhang sollen auch datenschutzrelevante Fragen geklärt werden.
Einnahme von Jodtabletten Die rechtzeitige Einnahme von Jodtabletten zur Vorbeugung von Schilddrüsenkrebs ist für Kinder, Jugendliche, Schwangere und Personen unter 45 Jahren eine wirksame Massnahme bei einem Unfall in einem Kernkraftwerk. Um eine rechtzeitige Einnahme sicherzustellen, werden die Jodtabletten in allen Haushalten im Umkreis von 50 km um die Schweizer Kernkraftwerke vorverteilt. Die Tabletten sind lediglich für den Notfall bestimmt und dürfen nur auf Anordnung der Behörden eingenommen werden. Personen über 45 Jahren ist neu gemäss der Eidg. Kommission für Strahlenschutz eine Einnahme der Jodtabletten nicht mehr empfohlen. Betroffene über 45 Jahre, die nicht auf die Einnahme von Jodtabletten verzichten möchten, sollten die Einnahme im Voraus mit ihrem Arzt besprechen. Quelle: Bund
Gefahr im Verzug in der Arbeitssicherheit und beim Gesundheitsschutz
Nebenamtliche öffentliche Ämter sind in der Schweiz nicht unüblich. Die Schweizerische Gesellschaft für Arbeitssicherheit (SGAS) und der Dachverband suissepro haben aufgrund der zunehmenden Individualisierung der Gesellschaft eine Erklärung zur Förderung des Schweizer Milizsystems ausgearbeitet.
Redaktion - 10. März 2023
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Die Verzahnung zwischen Erwerbstätigkeit und einem Vereinsmandat hat besonders in der Arbeitssicherheit über Jahrzehnte das gegenseitige Verständnis gefördert und wirtschaftliches Wissen in die Bereiche des Gesundheitsschutzes und in der Prävention der Gesellschaft eingebracht. Zwar leisten auch hochkompetente Organe wie die Suva und diverse Arbeitsinspektorate einen guten Job. Die Schweizerische Gesellschaft für Arbeitssicherheit (SGAS) sieht das Modell des Schweizer Milizsystems jedoch aufgrund der zunehmenden Individualisierung der Gesellschaft und der steigenden Anforderungen in der Arbeitswelt in Gefahr.
Win-Win für Unternehmer und Mitarbeitende
Aus diesem Grund hat die Arbeitsschutzverband zusammen mit dem Dachverband suissepro eine «Öffentliche Erklärung» ausgearbeitet, welche zur Aufrechterhaltung des Milizsystems in der Schweiz aufruft. Gemeinsam mit den Sozialpartnern werden die Unternehmen ermutigt, Rahmenbedingungen am Arbeitsplatz zu schaffen, die Fachkräfte ermutigen und befähigen, sich für den Arbeits- und Gesundheitsschutz in gemeinnützigen Einrichtungen einzusetzen.
Für Arbeitgeber resultieren aus dem Engagement spezialisierter Milizionäre viele Vorteile, nicht zuletzt beim Image, der Verantwortung, des Netzwerks und der Integration. Abfedern liessen sich solche Engagements durch eine stärkere Personalbeindung, um den Wirtschaftsstandort Schweiz zu stärken und den Arbeitsfrieden nicht zu reduzieren.
Quelle: SGAS
Neue Belege zu strukturellem Rassismus
Diskriminierung am Arbeitsplatz macht krank. Dass struktureller Rassismus in der Schweiz in einigen Arbeitsbereichen Realität ist, zeigt eine neue Grundlagenstudie, zu welcher die Fachstelle für Rassismusbekämpfung (FRB) neue Ergebnisse publiziert hat.
Redaktion - 10. März 2023
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Eine Grundlagenstudie des Schweizerischen Forum für Migrations- und Bevölkerungsstudien (SFM) im Auftrag der Fachstelle für Rassismusbekämpfung (FRB) liefert dem Bundesrat zufolge zum ersten Mal Daten zu über 300 Forschungsarbeiten und Interviews mit 25 Experten aus der Wissenschaft und Praxis zu strukturellen Rassismusfragen.
Die Studie kommt zum Schluss, dass es insbesondere in den Bereichen Arbeit, Wohnen, Behörden und Einbürgerung sowie teilweise bei der sozialen Sicherung und bei Polizei und Justiz solche Tendenzen gibt.
Perspektivenwechsel
Auch wenn noch viele Wissenslücken zum Vorkommen und zur Wirkung von strukturellem Rassismus bestehen, liefert die Studie wichtige Fakten. Sie ist eine Einladung an Wissenschaft und Behörden sowie weitere Akteure und Akteurinnen der Rassismusbekämpfung, Wissenslücken zu schliessen und Massnahmen zu planen.
In ihre Schlussforderungen fordert die FRB einen Perspektivenwechsel. Gefordert seien nebst Massnahmen in den entsprechenden Bereichen auch Haltungsänderungen bei Personen oder Unterstützung von Betroffenen, die gezielt einen strukturellen Rassismus bekämpfen. Konkret brauche es mehr Stellen und Personen, die über Wissen und Ressourcen verfügen, um Massnahmen anzustossen. Fragen, die sich dabei stellen, seien, wer in welchen Institutionen arbeite und welche Abläufe und Regeln eine ausgrenzende Wirkung hätten.
Quelle: Eidgenössisches Departement des Innern
Bessere Computer dank Perowskit-Nanokristallen
Forschende der Empa, der ETH Zürich und des «Politecnico di Milano» entwickeln ein neuartiges Computerbauteil, das leistungsfähiger und einfacher in der Herstellung ist als seine Vorgänger. Das Besondere daran: Es soll nach dem Vorbild des menschlichen Gehirns grosse Datenmengen schnell und energieeffizient verarbeiten.
Anne Ettlin - 9. März 2023
Bild: depositphotos
Das menschliche Gehirn ist modernen Computern noch immer in mancherlei Hinsicht überlegen. Zwar können die meisten Menschen nicht so gut rechnen wie ein Computer – dafür verarbeiten wir mühelos komplexe sensorische Informationen und lernen aus unseren Erfahrungen, was ein Computer (noch) nicht kann. Und dabei verbraucht das Gehirn nur knapp halb so viel Energie wie ein Laptop.
Einer der Gründe für die Energieeffizienz des Gehirns ist sein Aufbau. Die einzelnen Neuronen und ihre Verbindungen, sogenannte Synapsen, können Informationen sowohl speichern als auch verarbeiten. Bei Computern hingegen ist der Speicher vom Prozessor getrennt, und die Daten müssen zwischen diesen beiden Einheiten hin- und hertransportiert werden. Die Geschwindigkeit dieses Transports ist begrenzt, was bei sehr grossen Datenmengen den ganzen Rechner langsamer macht.
Eine mögliche Lösung für diesen Engpass sind neuartige Computerarchitekturen, die dem menschlichen Gehirn nachempfunden sind. Dafür tüfteln Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an sogenannten Memristoren: Bauteilen, die, ähnlich wie Gehirnzellen, die Speicherung und die Verarbeitung von Daten kombinieren. Ein Team von Forschenden der Empa, der ETH Zürich und des «Politecnico di Milano» hat nun einen Memristor entwickelt, der leistungsfähiger und einfacher in der Herstellung ist als seine Vorgänger. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Forschenden vor kurzem in der Fachzeitschrift «Science Advances».
Leistung dank gemischter Leitfähigkeit
Die neuartigen Memristoren basieren auf Halogenid-Perowskit-Nanokristallen, einem Halbleitermaterial, das aus der Herstellung von Solarzellen bekannt ist. «Halogenid-Perowskite leiten sowohl Ionen als auch Elektronen», erklärt Rohit John, der bis vor Kurzem als «ETH Fellow» und Postdoc an der ETH Zürich und an der Empa arbeitete. «Diese doppelte Leitfähigkeit ermöglicht komplexere Berechnungen, die den Prozessen im Gehirn näherkommen.»
Den experimentellen Teil der Studie führten die Forschenden vollständig an der Empa durch: Sie stellten die Dünnschicht-Memristoren im «Thin Films and Photovoltaics Laboratory» her und untersuchten deren physikalischen Eigenschaften im «Transport at Nanoscale Interfaces Laboratory». Basierend auf den Messresultaten simulierten sie daraufhin eine komplexe Rechenaufgabe, die einem Lernprozess im visuellen Cortex des Gehirns entspricht. Dabei ging es darum, anhand von Signalen von der Netzhaut die Ausrichtung eines Leuchtbalkens zu bestimmen.
«Unseres Wissens ist dies erst das zweite Mal, dass diese Art von Berechnung auf Memristoren durchgeführt wurde», sagt Maksym Kovalenko, ETH-Professor und Leiter der Forschungsgruppe «Functional Inorganic Materials» an der Empa und der ETH Zürich. «Dabei sind unsere Memristoren wesentlich einfacher herzustellen als die bisherigen.» Denn im Gegensatz zu vielen anderen Halbleitern brauchen Perowskite keine hohen Temperaturen für die Kristallisation. Ausserdem entfällt bei den neuen Memristoren die aufwändige Vorkonditionierung durch bestimmte elektrische Spannungen, die vergleichbare Bauteile für solche Rechenaufgaben benötigen. Das macht sie schneller und energieeffizienter.
Ergänzen, nicht ersetzen
Noch ist die Technologie nicht ganz einsatzbereit. Die einfache Herstellung der neuen Memristoren erschwert zugleich ihre Integration mit bestehenden Computerchips: Perowskite können den Temperaturen von 400-500 Grad Celsius, die für die Verarbeitung von Silizium benötigt werden, nicht standhalten – zumindest noch nicht. Laut Daniele Ielmini, Professor am «Politecnico di Milano», ist diese Integration aber der Schlüssel zum Erfolg für die neuen gehirnähnlichen Computertechnologien. «Es ist nicht unser Ziel, die klassische Computerarchitektur zu ersetzen», erklärt er. «Vielmehr wollen wir alternative Architekturen entwickeln, die bestimmte Aufgaben schneller und energieeffizienter erledigen können. Dazu gehört zum Beispiel die parallele Verarbeitung von grossen Datenmengen, wie sie heute überall anfallen, von der Landwirtschaft bis hin zur Weltraumforschung.»
Vielversprechend: Es gibt noch weitere Materialien mit ähnlichen Eigenschaften, die für die Herstellung von leistungsfähigen Memristoren in Frage kommen. «Wir können unser Memristoren-Design nun mit unterschiedlichen Materialien testen», sagt Alessandro Milozzi, Doktorand am «Politecnico di Milano». «Womöglich eignen sich manche davon besser für die Integration mit Silizium.»