Autonome Autos bergen neue Risiken

Das selbstfahrende Auto wird die Verkehrssicherheit erhöhen, davon sind die Unfallforscher überzeugt. Am diesjährigen Crashtest in Dübendorf zeigte der Unfallversicherer AXA, welche neuen Risiken entstehen und welche Unfälle sich auch mit der besten Technik nicht vermeiden lassen.

Crashtest
Das selbstfahrende, aber gehackte Auto bremst nicht, sondern gibt Gas – ein  Crash. Foto: R. Strässle

Aus einer Sicherheitsperspektive unterstützen die Unfallforscher der AXA Winterthur den technologischen Fortschritt hin zum vollautomatisierten Fahren. Bereits heute lässt sich nachweisen, dass manche Fahrerassistenzsysteme die Sicherheit deutlich erhöhen. So belegen Studien des Unfallversicherers, dass Personenwagen mit Notbremsassistenzsystemen je nach untersuchtem Fahrzeugmodell zwischen 30 und 69 Prozent weniger Auffahrkollisionen verursachen. Und ESP (Electronic Stability Program), das gezielt einzelne Räder abbremst, um ein Schleudern zu verhindern, führt laut Angaben zu mehr als 40 Prozent weniger Selbst- und Schleuderunfällen. Da die AXA vom Potenzial solcher Systeme überzeugt ist, will sie in Zukunft die Sicherheitsausstattung eines Fahrzeugs bei der Tarifierung noch stärker berücksichtigen als bisher.

Automatisierte Autos erhöhen Sicherheit

«Über 90 Prozent aller Unfälle werden heute nach wie vor vom Menschen verursacht. Mit einer verbesserten Technik, ausgereifteren Sensoren und weiterentwickelten Systemen bin ich überzeugt, dass das automatisierte Fahrzeug die Sicherheit deutlich erhöhen wird», erklärt Bettina Zahnd, Leiterin Unfallforschung & Prävention bei der AXA.

Zahlreiche Fragen in Bezug auf die Einführung der automatisierten Fahrzeuge sind momentan  noch offen, unter anderem, wie gross die Akzeptanz der Autofahrer sein wird. Gemäss Umfrage, ist das Vertrauen in die Technik noch eher verhalten: Rund die Hälfte der befragten Schweizer und Deutschen gab an, dass sie es einem Computer nicht zutrauen, dass er zuverlässig steuern kann und sich im Verkehr richtig verhält. Zudem gaben über 60 Prozent der befragten Männer und Frauen in Deutschland und der Schweiz an, dass sie Freude am Autofahren haben und nicht darauf verzichten möchten.

Was sagt die Umfrage?

Trotz gewisser Vorbehalte glaubt immerhin jeder dritte Befragte in der Schweiz und jeder vierte in Deutschland, dass autonome Autos künftig sicherer fahren werden als der Mensch. Auffällig ist, dass Frauen und Männer in der Schweiz dies sehr unterschiedlich beurteilen: So sind 47 Prozent der Schweizer Männer der Meinung, dass autonome Autos in Zukunft sicherer fahren werden als der Mensch, von den Frauen denken dies nur gerade 22 Prozent. Männer und Jüngere zeigen sich insgesamt offener fürs autonome Fahren als Frauen und ältere Personen. Von den 18 bis 34-Jährigen sagt fast die Hälfte der Befragten in der Schweiz, dass sie die Zeit der Autofahrt gerne für andere Tätigkeiten wie arbeiten, lesen, schlafen oder anderes nutzen würden, von den über 35-Jährigen sagt dies rund jeder Dritte.

Die Umfrage zeigt zudem auf, dass der Anspruch an die Sicherheit von automatisierten Fahrzeugen seitens der Befragten äusserst hoch ist: Rund 40 Prozent aller Befragten in Deutschland und der Schweiz sind der Meinung, dass autonome Fahrzeuge nicht nur weniger Unfälle verursachen sollten als herkömmliche, sondern dass sie gar keine Unfälle verursachen dürfen, um als sicher zu gelten.

Neue und bestehende Risiken im Crashtest

Dass es auch in Zukunft Unfälle geben wird, ist klar. «Durch softwarebasierte Lösungen entstehen neue Risiken, die heute noch nicht beziffert werden können, wie etwa technische Mängel oder auch Hackerangriffe, deren Risiko durch vernetzte Fahrzeuge zunehmen wird», so die Unfallforschungsexpertin Zahnd. Was dabei passieren kann, wurde an einem Crash, bei dem die Fahrzeugbremse manipuliert wird, gezeigt: Ein „gehacktes“ Auto beschleunigt mit voller Motorleistung anstatt zu bremsen.

Für den Unfallversicherer ist klar, dass die Assekuranz auch in Zukunft für sämtliche Schäden gegenüber Dritten aufkommen wird, unabhängig davon, ob es sich um ein automatisiertes oder herkömmliches Fahrzeug handelt. «Anschliessend werden wir prüfen, wer die Verantwortung für den Unfall trägt und ob beispielsweise ein technisches Versagen zum Unfall geführt hat. Um solche Fragen müssen sich unsere Versicherten und die Geschädigten aber nicht kümmern – das übernehmen wir als Versicherer und für die Leistungen im Schadenfall ist in jedem Fall gesorgt», so Zahnd.

Da bisher noch kaum ein Auto vollautomatisiert im Verkehr fährt, liegen noch keine Erfahrungen zur Unfallwahrscheinlichkeit oder möglichen Ursachen vor. In der Unfallrekonstruktion sowie in der Unfallursachenforschung war bisher die Analyse von Bremsspuren und Beschädigungen am Fahrzeug entscheidend. Mit der zunehmenden Vernetzung der Fahrzeuge werden jedoch die Daten, welche das Fahrzeug aufzeichnet, immer wichtiger, um den Unfallhergang genau zu rekonstruieren. «Ohne Zugang zu unfallrelevanten Fahrzeugdaten wird es in Zukunft nicht mehr möglich sein, einen Unfall eindeutig aufzuklären», betont Bettina Zahnd.

Fahrzeugdaten sind für die Unfallrekonstruktion unerlässlich

Schon heute werden bei neueren Fahrzeugen zahlreiche Daten aufgezeichnet und automatisch an den Fahrzeughersteller übermittelt. Autofahrer sind sich jedoch oftmals nicht bewusst, welche Daten dies sind. Bisher ist die Frage, wem die Hoheit über die Daten zukommt, noch nicht geklärt. Die AXA fordert denn auch Transparenz und Entscheidungsrechte für die Fahrzeughalter. «Der Fahrzeughalter muss selber bestimmen können, welche Daten übermittelt werden, wer auf seine Fahrzeugdaten zugreifen kann und für welchen Zweck diese verwendet werden. Im Falle eines Unfalls muss zudem geklärt sein, in welcher Form die Daten für die Unfallanalyse herangezogen werden können», erklärt Zahnd.

Gemäss Umfrage sind rund 80 Prozent aller Befragten der Meinung, dass die Daten, welche das Auto aufzeichnet, dem Fahrzeughalter oder dem jeweiligen Fahrer gehören. Nur 6 Prozent sind der Meinung, dass diese Daten dem Automobilhersteller gehören. Auch ist die Zustimmung der Befragten, dass Daten wie ständige GPS-Position oder Ziel des Navigationsgeräts automatisch an den Fahrzeughersteller übermittelt werden, relativ gering. Höher ist die Zustimmung für einen automatischen Datentransfer, wenn es um technische Angaben wie Öldruck, Treibstoffverbrauch oder Reifendruck geht. Generell sind jüngere Personen eher bereit, Daten mit dem Hersteller oder anderen Stellen zu teilen als ältere Personen. Am höchsten ist die Bereitschaft, Daten zu teilen, wenn es um Ferndiagnosen des Fahrzeugs oder Unfallforschungszwecke geht.

Quelle: AXA Winterthur

 

 

 

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