Mutmassliche Betreiber und Nutzer festgenommen

Kürzlich fanden international koordinierte Durchsuchungen gegen mutmassliche Betreiber und Nutzer von Underground-Economy-Foren statt.

Mehrere Server in Frankreich, den Niederlanden, Litauen und Russland, auf denen kriminelle Online-Marktplätze betrieben wurden, hat die Polizei beschlagnahmt.
Mehrere Server in Frankreich, den Niederlanden, Litauen und Russland, auf denen kriminelle Online-Marktplätze betrieben wurden, hat die Polizei beschlagnahmt.

In einem Ermittlungskomplex der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main – Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität – und des Bundeskriminalamtes in Deutschland gegen die mutmasslichen Betreiber und Nutzer verschiedener deutschsprachiger Underground-Economy-(UE)-Foren haben Polizeibeamte des Bundeskriminalamtes, von zwölf Bundesländern und ausländischer Partnerdienststellen in Bosnien-Herzegowina, der Schweiz, Frankreich, den Niederlanden, Litauen und Russland, vor wenigen Tagen insgesamt 69 Wohnungen und Firmenräume im In- und Ausland durchsucht und neun dringend Tatverdächtige festgenommen.

Die Ermittlungen richten sich gegen die mutmasslichen Betreiber und Nutzer verschiedener deutschsprachiger UE-Foren, über die illegale Güter wie Waffen, Betäubungsmittel, Falschgeld, gefälschte amtliche Ausweise und ausgespähte Daten (z.B. Kreditkarten- und Online-Banking-Daten und „gehackte“ Zugänge zu verschiedenen Internetdiensten) gehandelt wurden. Darüber hinaus umfasste die Angebotspalette auch kriminelle Dienstleistungen, beispielsweise die Infektion von Computern mit Schadsoftware oder DDoS-Attacken, Anleitungen zur Begehung von Straftaten („Tutorials“) und illegale Streaming-Dienste.

Mutmasslicher Hauptbetreiber von insgesamt drei UE-Foren ist ein 27-jähriger bosnischer Staatsangehöriger, der seit Oktober 2012 als Head-Administrator die Schlüsselrolle bei der technischen Verwaltung der Infrastruktur der UE-Foren (Server, Domainverwaltung,

Anonymisierung) sowie der Aufrechterhaltung des Forenbetriebs eingenommen haben soll. Zudem soll der Beschuldigte mehrere hundert illegale Geschäfte auf den von ihm betriebenen UE-Foren als sogenannter „Treuhänder“ abgesichert haben, indem er die Bezahlung an den jeweiligen Verkäufer überwies, nachdem der Käufer den Erhalt der Ware bestätigt hatte. Der Beschuldigte wurde am 24. Februar in Bosnien-Herzegowina durch das High Tech Crime Department Republika Srbska und Directorate of Federation Police Federal Crime Investigation Service Organized Crime Department in Anwesenheit von Beamten des Bundeskriminalamtes (BKA) festgenommen und befindet sich derzeit in Untersuchungshaft.

Anlässlich der Durchsuchungen wurden zwei weitere mutmassliche Administratoren von UE-Foren, ein 21-jähriger deutscher Staatsangehöriger aus dem Münsterland und ein 29-jähriger deutscher Staatsangehöriger aus Niedersachsen, festgenommen. Der 21-jährige Beschuldigte soll – neben seiner Tätigkeit als technischer Administrator auf zwei UE-Foren – seit 2012 auch eine illegale Streaming-Plattform betrieben haben, über die er u.a. Zugänge zu kostenpflichtigen Sportsendungen- und Filmen angeboten haben soll.

Gegen die beiden Beschuldigten wurde ebenfalls Haftbefehl erlassen; sie befinden sich in Untersuchungshaft.

In Niedersachsen wurde am 23. Februar ein 22-jähriger deutscher Staatsangehöriger festgenommen, der dringend verdächtig ist, in der Zeit von März 2014 bis Dezember 2015 in den UE-Foren mit Betäubungsmitteln unerlaubt Handel getrieben zu haben. Der Beschuldigte soll Kokain, Cannabis, Amphetamine und Ecstasy-Tabletten an verschiedene Abnehmer verkauft haben. In diese Betäubungsmittelgeschäfte soll seit Oktober 2015 auch ein 19-jähriger syrischer Staatsangehöriger aus Niedersachsen eingebunden gewesen sein, der dringend verdächtig ist, Amphetamin selbst hergestellt zu haben. Anlässlich der Durchsuchung der Wohnung des syrischen Tatverdächtigen sowie seines 28-jährigen Bruders konnten u.a. 36 kg Amphetamin, 1,5 kg Kokain, 2 kg Haschisch und 2,3 kg Ecstasy sichergestellt werden. Die Betäubungsmittel besitzen einen Strassenverkaufswert von ca. einer Viertelmillion Euro. Die beiden syrischen Tatverdächtigen wurden festgenommen und befinden sich, ebenso wie ihr mutmasslicher deutscher Komplize, in Untersuchungshaft.

Im Zuge der Massnahmen wurde umfangreiches Beweismaterial sichergestellt, insbesondere zahlreiche PCs und Speichermedien, eine Schusswaffe sowie Betäubungsmittel. Ausserdem beschlagnahmten die Ermittler Bargeld und Vermögenswerte in Höhe von ca. 150‘000 Euro sowie zwei Bitcoin-Tresore.

Weiterhin ist es dem BKA gelungen, mehrere Server in Frankreich, den Niederlanden, Litauen und Russland, auf denen kriminelle Online-Marktplätze betrieben wurden, zu beschlagnahmen.

Die konzertierten Ermittlungsmassnahmen im In- und Ausland sind ein bedeutender Schlag gegen die deutschsprachige Underground-Economy-Szene und ein erneuter Beweis dafür, dass es im Internet keine vollständige Anonymität gibt, auch nicht im sogenannten Darknet. Sie unterstreichen zudem die Bedeutung der internationalen Zusammenarbeit bei der Bekämpfung der Internetkriminalität. Bei der internationalen Koordinierung hat die europäische Justizbehörde Eurojust die Ermittlungen massgeblich unterstützt.

Die im Zuge der Ermittlungen gewonnenen Erkenntnisse belegen weiterhin, wie wichtig der – auf Initiative Hessens – neu geschaffene Straftatbestand der Datenhehlerei (§ 202d StGB) ist, da der Handel mit rechtswidrig erlangten Daten auf kriminellen Online-Marktplätzen weit verbreitet ist und hier bislang eine Strafbarkeitslücke bestanden hat.

Pressemeldung Bundeskriminalamt Deutschland

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