Wenn das iPad zum Lebensretter werden kann
In rund 5000 Zügen der SBB sind neu sogenannte WarnApp im Einsatz. Missachtet ein Lokführer ein Rotsignal, erscheint blitzschnell auf der iPad ein Warnzeichen.
In Granges-Marnand VD vor gut zwei Jahren wurde das „Halt“-Signal im Bahnhof missachtet. Damals wurde der Lokführer getötet und mehrere Personen verletzt. Das Rotsignal missachten soll in Zukunft nicht mehr passieren. Denn: Setzt ein Lokführer seinen Zug im Bahnhof trotz „roter Ampel“ in Bewegung, springt die App im Führerstand ein. In Sekundenschnelle erscheint auf dem iPad eine Warnung mit einem „Halt“-Zeichen. Mehr noch: Ein „nerviger“ Ton schlägt Alarm.
Auf dem SBB-Schienennetz gibt es heute mehr als 40‘000 Abfahren, die überwacht werden. Derzeit erkennt das WarnApp etwas mehr als 70% der Abfahrten – angepeilt werden 90%, heisst es bei den SBB.
Bewegungssensor im iPad erkennt
Wie funktioniert das neue System technisch gesehen? Der Bewegungssensor im iPad erkennt, ob sich dieses bewegt. Auf diese Weise überprüft die App beim Anfahren des Zuges im Bahnhof, ob die Fahrt im Zugnummersystem freigegeben ist. Wenn nicht, wird der Lokführer wie erwähnt mit einer Meldung auf die Situation aufmerksam gemacht. Im Zweifelsfall heisst das für den Zugführer, nochmals hinschauen.
Die WarnApp im Führerstand funktioniert über das normale Swisscom-Netz. In allen SBB-Bahnhöfen gebe es praktisch keine Funklöcher mehr, sagt Haller. Gemäss ihm liegen die Fehlwarnungen des neuen Systems pro Tag ferner bei weniger als ein Prozent (ca. 0,6%).
Keine Bremsung
Die WarnApp hat nichts zu tun mit dem Zugssicherungssystem wie der Führerstandssignalisierung mit ETCS Level 2 (European Train Control System). Die App warnt lediglich und greift nicht in die Bremsung der Lok ein, wie Haller betont. Er nennt noch eine weitere Einschränkung: Die WarnApp sei nur für den Einsatz im Bahnhof konzipiert, auf offener Strecke funktioniere sie nicht.
Die WarnApp basiere auf den bestehenden Systemen und sei deshalb kostengünstig, so die SBB-Verantwortlichen. Die Rede ist von 1,2 Million Franken Entwicklungskosten. (rs)