Geld ist stärker als Tabaksucht
Finanzielle Belohnungen helfen Rauchern, mit dem Tabakkonsum aufzuhören. Dies zeigt eine neue Studie der Universität Genf.
Rauchen verursacht einen Drittel aller vermeidbarer Todesfälle bei der Bevölkerung. Eine experimentelle Studie der Universität Genf unter der Leitung von Jean-François Etter von der medizinischen Fakultät hat nun einen neuen Ansatz getestet, um die Raucher von ihrer Sucht abzubringen.
Statt Medizinischer Unterstützung oder Medikamente bot das Team Personen, die mit dem Rauchen aufhören wollten, nur eine finanzielle Belohnung an.
An der Studie nahmen 800 Personen aus dem Genferseegebiet teil, die unter 50’000 Franken pro Jahr verdienten. Die Personen wurden zufällig in zwei Gruppen eingeteilt. Die erste Gruppe erhielt Einkaufsgutscheine als Belohnung, wenn sie mit Rauchen aufhörten, die zweite nichts. Die höchstmögliche Belohnung lag dabei bei 1500 Franken, falls die Testperson ein halbes Jahr lang keine Zigarette anrührte.
18 Monate nach Studienbeginn wurden die Teilnehmer nochmals geprüft – ein Jahr, nachdem die letzte Belohnung erhalten hatte.
Von der Kontrollgruppe, die keine Belohnung erhielt, rauchten nach drei Monaten bereits 88% der Teilnehmer wieder, nach sechs Monaten 89% und nach 18 Monaten 96,7%. Die Gruppe, denen eine Belohnung winkte, hielten etwas länger durch: nach drei Monaten rauchten erst 45% wieder, nach sechs Monate 55%. Aber auch längerfristig blieb ein Effekt erhalten: Nach 18 Monaten schafften es doch 9.5% der Personen, rauchfrei zu bleiben – mehr als doppelt so viel wie bei der Kontrollgruppe.
Andere Methoden nicht erfolgreicher
3.7% Nichtraucher versus 9,5% Nichtraucher – eine Differenz von 5,8%, das klingt auf den ersten Blick nicht überwältigend. Doch erstaunlich ist, wenn man das Resultat mit anderen Studien vergleicht: Wenn nur Medikamente oder nur Medizinischer Rat angeboten werden, liegt die Erfolgsquote jeweils bei 5%, kombiniert man die beiden Methoden, liegt sie bei 6% – also im vergleichbaren Rahmen.
Studienleiter Etter fügt hinzu: „Aufgrund der grossen Differenz zwischen der Anzahl rauchfreien Personen nach sechs Monaten und nach 1.5 Jahren kamen wir zum Schluss, dass die finanziellen Belohnungen über einen längeren Zeitraum hätten fortgeführt werden müssen. Wir nehmen an, dass dies die Zahl an Personen, die wieder zu Rauchen anfangen, weiter reduzieren könnte. Wenn wir die Methode ausserdem mit medizinischem Rat und Medikamenten kombinieren, könnten wir eine noch höhere Erfolgsquote erreichen.“