Allianz Risk Barometer: Energiekrisen als Emerging Risk

Das Allianz Risk Barometer 2023 hat zum zwölften Mal eine jährliche Umfrage zu den grössten Geschäftsrisiken durchgeführt. Auffällig: Naturkatastrophen und der Klimawandel fallen in der Rangliste zurück, da den Unternehmen aktuell die Inflation, eine mögliche Rezession und die Energiekrise Sorgen bereitet.

Energiekrisen
Bild: depositphotos

Das Allianz Risk Barometer ist ein jährliches veröffentlichtes Ranking von dem gleichnamigen Unternehmensversicherer mit Blick auf die grössten Unternehmensrisiken. Die Umfrage richtete sich an 2712 Risk-Experten aus 94 Ländern. Das zweite Jahr in Folge zeigt das Allianz Risk Barometer, dass sich die Unternehmen derzeit am stärksten durch Cybervorfälle und Betriebsunterbrechungen gefährdet sehen. Gleichzeitig sehen sie in der Inflation, einer drohenden Rezession und der Energiekrise eine unmittelbare Bedrohung für ihr Geschäft. Die Unternehmen aus Europa und den USA machen sich vor allem Sorgen um die anhaltende «Permakrise», die nun aus den Folgen der Pandemie, aber auch aus den wirtschaftlichen und politischen Konsequenzen des Kriegs in der Ukraine resultiert.

Immerhin, schreibt die Allianz, zeige man sich erfreut, dass viele der Kunden kontinuierliche Verbesserungen in Sachen Resilienz und Risikomanagement feststellen. Viele Unternehmen hätten ihre Lieferketten robuster gemacht und seien inzwischen besser gegen Unterbrechungen ihres Geschäftsbetriebs gewappnet. Zudem wurden vermehrt in die IT-Sicherheit investiert. Es scheint, als wäre dies in den letzten Jahren die zentrale Aufgabe vieler Unternehmen gewesen.

Im Jahr 2023 bleiben jedoch die vier grössten Risiken des Allianz Risk Barometers über alle Unternehmensgrössen hinweg bestehen. Weiterhin werden IT-Ausfälle, Cyber-Vorfälle, Ransomware-Angriffe und Datenschutzverletzungen, global betrachtet, als grösstes Risiko eingestuft. Nach Angaben des Allianz Cyber Center of Competence bleibt die Häufigkeit von Ransomware-Angriffen auch 2023 erhöht, während die durchschnittlichen Kosten einer Datenpanne mit 4,35 Millionen US-Dollar so hoch sind wie nie zuvor und in diesem Jahr die 5-Millionen-Schwelle überschreiten könnten. Der Konflikt in der Ukraine und weitere geopolitische Spannungen erhöhen das Risiko eines gross angelegten Cyberangriffs durch staatlich geförderte Akteure. Hinzu kommt ein zunehmender Mangel an Fachkräften für Cybersicherheit, der die Verbesserung der Sicherheit vor zusätzliche Herausforderungen stellt.

Für Unternehmen in vielen Ländern wird 2023 wahrscheinlich ein weiteres Jahr mit erhöhten Risiken für Betriebsunterbrechungen (BU) sein, da viele Geschäftsmodelle anfällig für plötzliche Veränderungen sind, die sich wiederum auf Einnahmen und Gewinne auswirken. In Ländern wie Brasilien, Deutschland, Mexiko, den Niederlanden, Singapur, Südkorea, Schweden und den USA stehen Betriebsunterbrechungen weltweit auf Platz 2 der Top-Risiken.

Die Bandbreite der Störungsquellen ist gross. Cyberangriffe sind die von den Unternehmen am meisten gefürchtete Ursache für BU (45 % der Antworten), gefolgt von der Energiekrise (35 %) und Naturkatastrophen (31 %). Die explodierenden Energiekosten haben vor allem energieintensive Branchen gezwungen, Energie effizienter zu nutzen, ihre Produktion an alternative Standorte zu verlagern oder sogar vorübergehende Stilllegungen in Betracht zu ziehen. Die daraus resultierenden Engpässe drohen zu Versorgungsunterbrechungen in einer Reihe kritischer Branchen in Europa zu führen, etwa in den Bereichen Lebensmittel, Landwirtschaft, Chemie, Pharmazie, Bauwesen und verarbeitendes Gewerbe.

Risikoaufsteiger und -absteiger

Die Energiekrise ist das besorgniserregendste Risiko, das im Allianz Risk Barometer neu bzw. auf Platz 4 (22 %) erscheint. Einige Industriezweige, wie die Chemie-, Düngemittel-, Glas- und Aluminiumherstellung, können von einer einzigen Energiequelle abhängig sein – im Falle vieler europäischer Länder von russischem Gas – und sind daher anfällig für Störungen der Energieversorgung oder Preissteigerungen. Wenn solche Basisindustrien Probleme haben, können sich der Allianz zufolge die Auswirkungen in anderen Sektoren weiter unten in der Wertschöpfungskette bemerkbar machen. Laut Allianz Trade stellt die Energiekrise den grössten Rentabilitätsschock für europäische Unternehmend dar. Auf dem derzeitigen Niveau würden die Energiepreise die Gewinne der meisten Industrieunternehmen zunichtemachen, da die Preissetzungsmacht angesichts der nachlassenden Nachfrage schwindet.

Wirtschaftliche Krisen

Makroökonomische Entwicklungen wie Inflation oder die Volatilität der Wirtschafts- und Finanzmärkte rangieren 2023 als drittgrösstes Risiko für Unternehmen weltweit (25 % der Antworten), gegenüber Platz 10 im Jahr 2022. Es ist das erste Mal seit einem Jahrzehnt, dass es dieses Risiko unter die Top3 «geschafft» hat. Alle drei grossen Wirtschaftsräume – die Vereinigten Staaten (USA), China und Europa – befinden sich gleichzeitig in einer wirtschaftlichen Krise, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen.

Quelle: AGCS

 

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