Ergebnisse der Sicherheitsbefragung
Die kürzlich veröffentlichte Schweizerische Sicherheitsbefragung 2015 zeigt erfreuliche Resultate: Fast in allen Deliktsarten sind die Zahlen im Vergleich zu 2011 gesunken. Die Befragung wurde von der Konferenz der Kantonalen Polizeikommandanten der Schweiz in Auftrag gegeben, um ein repräsentatives Bild über die Sicherheitsbedürfnisse der Schweizer Bevölkerung zu erhalten.
Die Schweizerische Sicherheitsbefragung, welche seit mehr als 30 Jahren regelmässig durchgeführt wird, gibt Aufschluss über langfristige Entwicklungen in der Kriminalität: «Nach einem Aufwärtstrend in den letzten Jahren kann nun ein Rückgang der Straftaten verzeichnet werden», hebt der Studienleiter, Martin Killias, hervor. «Insbesondere beim Diebstahl sowie bei Tätlichkeiten und Drohungen nahmen die Straftaten gegenüber der letzten Befragung im Jahr 2011 deutlich ab», hält Killias fest. Die Ergebnisse der Sicherheitsbefragung decken sich mehrheitlich mit den Polizeilichen Kriminalstatistiken der vergangenen Jahre.
Jüngere vermehrt von Tätlichkeiten und Drohungen betroffen
Von den 2000 Befragten gaben 7,9% an, in den letzten fünf Jahren Opfer einer Tätlichkeit oder Drohung geworden zu sein. Dies sind 2,1% weniger als vor fünf Jahren. Die unter 39‐Jährigen waren dabei signifikant mehr betroffen als ältere Befragte. «Dieses Phänomen lässt sich schon länger beobachten», erklärt Stefan Blättler, Präsident der Konferenz der Kantonalen Polizeikommandanten der Schweiz (KKPKS). «Die höheren Opferraten bei jüngeren Personen könnten mit dem Ausgehverhalten zusammenhängen.» Im Unterschied zur Befragung im Jahr 2011 wurde dagegen kein statistisch signifikanter Unterschied nach Geschlecht mehr festgestellt.
Gemäss Killias deuten die Ergebnisse auf einen Rückgang körperlicher Übergriffe im Allgemeinen hin. Zudem zeigte sich, dass die Schwere abgenommen habe. Die Raubdelikte nahmen gegenüber der Befragung im Jahr 2011 dagegen leicht zu (+0,4%). «Seit der ersten Durchführung stellen wir beim Raub eine kontinuierliche Zunahme fest», bestätigt Killias. Fundierte Aussagen über die Ursachen liessen sich jedoch nur mittels weiterer wissenschaftlicher Studien eruieren.
Vandalismus als dringendstes Problem
Obwohl 2015 mit 8,4% weniger Befragte angaben, dass es störende Dinge auf der Strasse gibt (2011: 11,6%), orten sie mehr dringende Probleme in den Gemeinden. Während 2011 jeweils ein knappes Drittel der Meinung war, dass es keine dringenden Probleme zu lösen gibt, war es 2015 noch ein Viertel. Am meisten beschweren sich die Befragten über Vandalismus sowie Einbrüche, Diebstahl und Raub. «Wir nehmen diese Anliegen ernst und werden uns weiterhin mit präventiver Präsenz, Präventionskampagnen sowie der konsequenten Ermittlungsarbeit dafür einsetzen, dass sich die Situation verbessert», betont der KKPKS‐Präsident.
Mehrheit fühlt sich in der Schweiz sicher
85,3% aller Befragten fühlen sich auch nach Einbruch der Dunkelheit alleine auf der Strasse sicher. Dieser Wert nimmt seit seiner Erfassung im Jahr 2000 stetig zu. 11,3% gaben an, in den vergangenen 12 Monaten konkret Angst gehabt zu haben, Opfer eines Verbrechens zu werden. «Dieses Ergebnis ist zwar erfreulich tief, aber es ist unsere Aufgabe, dass sich alle Personen in der Schweiz sicher fühlen. Wir tun mit den vorhandenen Ressourcen alles nur Mögliche dafür», erklärt Blättler.
Präventionskampagnen in den Köpfen verankert
Trotz leicht gesunkener Einbruchszahlen halten es deutlich mehr Personen für wahrscheinlich, dass im nächsten Jahr versucht wird, in ihre Wohnung einzubrechen (+7,7%). Die Sicherheitsbefragung zeigt hingegen auch, dass die Bevölkerung sich vermehrt mit dem Thema Einbruchdiebstahl auseinandersetzt. So bestätigen fast 60% der Befragten, eine Kampagne gegen Einbruchdiebstahl zu kennen.
Generell ist der Bekanntheitsgrad der Präventionskampagnen gegenüber 2011 auf 61,3% gestiegen (+7,1%). Ausserdem hat sich der Anteil derjenigen, welche ihr Verhalten aufgrund einer Kampagne geändert haben, erhöht. Beispielsweise gibt ein Drittel der Befragten an, sich im Internet vorsichtiger zu verhalten (+9,3%). Zudem ist der Anteil der Personen, welche Massnahmen gegen Einbruchdiebstahl getroffen haben, um 8% gestiegen. «Die Zahlen zeigen, dass unsere Botschaften in den Köpfen der Bevölkerung verankert sind», ist Martin Boess, Direktor der Schweizerischen Kriminalprävention, überzeugt. «Der Anteil muss aber weiter gesteigert werden.»
Grosses Vertrauen in die Polizei
Ebenfalls erfasst wurde die Einstellung der befragten Bevölkerung zur Polizei. Fast neun von zehn Befragten (87,9%) gaben an, der Polizei zu vertrauen. Insbesondere der starke Vertrauensanstieg bei Personen unter 26 Jahren ist erfreulich, wobei die Werte in Folge anderer Frageart nur bedingt vergleichbar sind. Mehr als 70% beurteilen die Arbeit der Polizei mit einer Schulnote fünf oder höher, über 90% der Befragten bezeichnen die Anstrengungen zur Bekämpfung der Kriminalität als ziemlich bis sehr gut. Des Weiteren ist die Zufriedenheit mit der Arbeit der Polizei nach einer Anzeige auf hohem Niveau stabil. Die Polizeipräsenz wird von mehr als 60% als genügend eingeschätzt. Während über 39‐Jährige die Präsenz mit 54,6% als ausreichend bezeichneten, waren es bei den unter 26‐Jährigen über 70%. Dies ist unter anderem auf vermehrte Patrouillen an Brennpunkten und neuralgischen Stellen zurück zu führen.
Die Schweizerische Sicherheitsbefragung 2015 wurde im Auftrag der KKPKS durch die Firma Killias Research & Consulting (KRC) durchgeführt. Sie knüpft an frühere nationale Studien des International Crime Victimization Survey (ICVS) an und basiert auf einer Stichprobe von rund 2‘000 Personen. Die Befragung wurde vom Umfrageinstitut gfs‐zürich zwischen Mai 2015 und September 2015 durchgeführt. Die Rücklaufquote beträgt 66,5%.