Marktüberwachung 2023 – Potenzielle Sicherheitsmängel bei Schnäppchenangeboten

Das Eidgenössische Starkstrominspektorat ESTI hat im Jahr 2023 1‘260 elektrische Erzeugnisse überprüft, davon wiesen fast ein Viertel grössere und kleinere Mängel auf. In der Folge mussten 114 Verkaufsverbote ausgesprochen werden. Zusätzlich wurden 10 Rückrufe und Sicherheitswarnungen von elektrischen Geräten publiziert.

Depositphotos/weerapat

Die Marktüberwachung wird schweizweit durch das ESTI durchgeführt und erfolgt gemäss der Verordnung über elektrische Niederspannungserzeugnisse (NEV; SR 734.26). Elektrische Erzeugnisse für Haushalt, Büro, Gewerbe und Industrie werden stichprobenweise und risikobasiert auf ihre Konformität und Sicherheit hin überprüft.

1260 elektrische Niederspannungserzeugnisse wurden im Internet und mit Kontrollen vor Ort, u.a. in Verkaufsstellen, überprüft. Weitere Überprüfungen erfolgten direkt bei Herstellern, durch Nachkontrollen und aufgrund von Meldungen durch Dritte.

Insgesamt wiesen 210 Erzeugnisse formale oder technische Mängel auf, was 23% aller kontrollierten elektrischen Erzeugnisse entspricht. Davon zeigten sich bei 202 Erzeugnissen sicherheitstechnische Mängel, welche zu potenziellen Gefahren wie Stromschlag, Verbrühung, Rauchentwicklung oder Brand führen können.

Bei einer möglichen Gefährdung von Personen oder bei fehlenden oder unvollständigen Konformitätsnachweisen kann das ESTI das Bereitstellen eines Erzeugnisses auf dem Markt verbieten. Im Berichtsjahr wurden aus diesen Gründen 114 Verkaufsverbote ausgesprochen. Betroffen waren dabei aufgrund von gezielten Überprüfungen verschiedenartige Geräte für Haushalt und Büro, LED-Leuchten, Leuchten mit Laser, Ladegeräte sowie Powerbanks, Plug & Play Photovoltaikanlagen und Batteriespeicher. Einige Produkte für den industriellen Einsatz in explosionsgefährdeten Zonen (ATEX-Bereiche) in Industrie und Gewerbe wurden verboten. Zusätzlich waren erneut zahlreiche Elektrogeräte mit einem unzulässigen ausländischen Stecker von einem Verkaufsverbot betroffen.

Die Abgabe von Elektrogeräten mit einem ausländischen Stecker (insbesondere Schuko-Stecker) ist in der Schweiz grundsätzlich verboten, da beim Versuch des Einsteckens in die Steckdose oder durch Fehlmanipulationen an der Steckverbindung spannungsführende Teile berührt werden können. Ausserdem können solche Steckverbindungen im Betrieb überlastet werden und dadurch einen Brand auslösen. Konsumentinnen und Konsumenten sollten solche Elektrogeräte direkt am Verkaufsort zurückweisen und können dem ESTI mittels Kontaktformular unter www.esti.admin.ch eine Meldung erstatten.

In 23 Fällen haben Wirtschaftsakteure in der Schweiz in Zusammenarbeit mit dem ESTI mangelhafte Produkte vom Markt zurückgenommen. In 10 Fällen wurden diese Rückrufe oder Sicherheitswarnungen zusätzlich auf den Kommunikationskanälen des Büros für Konsumentenfragen BFK unter www.konsum.admin.ch respektive www.recallswiss.admin.ch publiziert. Bei diesen 23 Fällen handelte es sich um diverse Haushaltgeräte (Waffeleisen, Massagegeräte, Nass- und Trockensauger, Entsafter und beheizbare Skischuhtaschen), USB-Ladegeräte, Unterhaltungselektronik, Solarmodule, Powerstations (grosse Powerbanks mit Steckdosen), Lithium-Akkus, Messinstrumente und Leuchten.

Aufgrund der rasanten technologischen Entwicklung erreichten das ESTI zahlreiche Anfragen von Herstellern, Händlern und Privatpersonen hauptsächlich zu Ladestationen (Wallboxen) und Ladekabeln für die Elektromobilität, zu Komponenten für Photovoltaikanlagen (Wechselrichter, Solarmodule oder Netzkopplungseinheiten etc.), zu steckerfertigen Plug & Play-Photovoltaiksets bis 600W Leistung, zu Powerstations und Batteriespeicher für den Privat- und Wohnbereich sowie zum Schweizer IP55-Haushaltstecksystem für den Nassbereich.

Folgendes gilt es zu beachten:

  • Vorsicht bei Käufen auf nichteuropäischen Plattformen und Webseiten ohne eine erreichbare Schweizer Kontaktadresse (zu finden im Impressum) des Betreibers. Bei solchen Käufen, wird der Konsument zum Importeur und übernimmt somit die Verantwortung für die vom Gerät ausgehenden Gefahren und Risiken.
  • Vorsicht bei Schnäppchen. Oft sind solche angebotenen Geräte minderwertige Ware mit lückenhaften Produkteprüfungen, welche aufgrund ungenügender elektrischer Bauteile und rudimentärer Bauweise über eine längere Betriebsdauer unsicher sind oder werden können. Für Konsumentinnen und Konsumenten ist dies von Auge kaum erkennbar. Bei direkt aus dem Ausland importierten Produkten, gibt es oft das Problem, dass Stecker oder die Netzspannung für die Schweiz nicht passen.

Wir bitten daher die Konsumentinnen und Konsumenten, auf die folgenden Hinweise zu achten:

  • Achten Sie auf einen korrekten Schweizer Stecker. Zwar wird toleriert einen Fix-Adapter auf dem Schuko-Stecker anzubringen, jedoch ist diese Lösung sicherheitstechnisch schwächer und je nach Typ von ausländischem Stecker nicht immer möglich.
  • Achten Sie auf einen erreichbaren und kompetenten Kundendienst, verständliche Bedienungsanleitungen und auf dem Gerät angebrachte Prüfzeichen. Auch für Elektrogeräte gibt es Labels. Ein anerkanntes Schweizer Prüfzeichen ist beispielweise das freiwillige Sicherheitszeichen des ESTI. Mit dem Sicherheitszeichen zertifizierte Geräte sind unter www.esti.admin.ch veröffentlicht. Geräte mit anerkannten Prüfzeichen weisen höhere Ansprüche an die Produktesicherheit nach und bieten Konsumentinnen und Konsumenten damit einen echten Mehrwert.

Denken Sie daran: Strom ist unsichtbar, die Geräte können klein und unscheinbar sein, aber sie können unter Umständen enorme Energiemengen freisetzen. Bei der Benutzung von Elektrogeräten, vor allem bei älteren Modellen, sollte immer auf deren Unversehrtheit geachtet werden. Ist die Ummantelung der Netzkabels noch intakt? Sitzt der Schalter noch fest? Sind alle Abdeckungen noch stabil, rissfrei und fest? Spätestens wenn leitende Teile sichtbar sind, durch die Strom fliesst, darf das Gerät nicht mehr benutzt und muss entweder fachmännisch repariert (keine Klebbandreparaturen) oder entsorgt werden.

Quelle: ESTI

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