Hat die Schweiz zu viele Einsatzzentralen?
Am Schweizer Polizei Informatik Kongress wurden heute Donnerstag Lösungsansätze der Tschechischen Republik heiss diskutiert. Ein Vergleich mit der Schweiz lässt Skepsis aufkommen, ob die aktuelle Anzahl an Einsatzzentralen hierzulande noch vertretbar ist.
Der diesjährige Schweizer Polizei Informatik Kongress (SPIK) in Bern wurde von einem hochrangigen Offizier der Tschechischen Polizei eröffnet: František Habada ist Leiter der Einsatzzentrale des Polizeipräsidiums der Tschechischen Republik. In seiner Präsentation setzte er den Schwerpunkt auf die Integration von Einsatzzentralen: «Wir haben von 90 auf 15 Zentralen reduziert». Habada unterstreicht, dass es in Anbetracht der aktuellen Sicherheitslage in Europa von hoher Wichtigkeit sei, Einsatzzentralen (EZ) zu zentralisieren und auch grenzüberschreitenden Austausch zu ermöglichen.
Gemäss SPIK drängt sich ein Vergleich mit Schweiz auf, in der es momentan 35 polizeiliche Einsatzzentralen gibt – teilweise verteilt über mehrere Standorte. Während die Tschechische Republik 15 EZ für 10,5 Mio. Einwohner (2014) zählt, verfügt die Schweiz für 8,3 Mio. Menschen (2015) über mehr als doppelt so viele.
EZ im Normalfall nicht voll ausgelastet
«Aus technischer und betrieblicher Sicht gibt es keine Gründe, die gegen eine Integration der EZ sprechen. Es sind politische Argumente, die bislang der Reduzierung im Weg standen», lässt ein Stabsvertreter eines Schweizer Polizeikorps verlauten. Fakt sei, dass kleine EZ personell ineffizient seien, denn sie bräuchten mehr Ressourcen, um ihre Leistungen zu erbringen. Doch gerade das Personal macht 85% der Kosten (15% Infrastrukturkosten) einer EZ aus, wie der SPIK in seiner Medienmitteilung anlässlich des Kongresses schreibt. Dazu komme, dass eine EZ im Normalfall nicht voll ausgelastet sei, da personelle Reserven für den Notfall notwendig seien. Spätestens wenn der Spardruck steige, müsse an eine Integration von EZ gedacht werden, so der SPIK. Die sei nicht nur bei Einsatzzentralen wünschenswert, sondern auch andernorts in der Polizeiinformatik eine Herausforderung.
Kooperation ist angesagt
Stefan Blättler, Präsident der KKPKS und Kommandant der Kantonspolizei Bern, unterstreicht in seinem Schlussreferat: «Mittel müssen zusammengelegt werden, um langfristigere Projekte auf die Beine zu stellen und so ein Mehr an Aufgaben noch effizienter auszuführen.» Und er betonte ferner: «Nur Kooperation kann längerfristig den zu erwartenden Kostenanstieg dämpfen.»
Am 9. Schweizer Polizei Informatik Kongress nahmen rund 700 Vertreter aus Polizei und Wirtschaft, IT-Experten verschiedener Branchen sowie Teilnehmer aus der Politik teil. Der jährliche Anlass ist die nationale Plattform für den Erfahrungsaustausch zu den Themen Polizeiinformatik und Bekämpfung von Cybercrime. Neben Referaten in sieben Symposien konnten sich die Teilnehmenden an über 30 Messeständen vom praktischen Nutzen der präsentierten Lösungen überzeugen.
(SPIK)