Das harte Leben eines Whistleblowers

Unsauberes Wirtschaftsgebaren schadet der Volkswirtschaft. Wer solches Tun auffliegen lässt, ist ein Held. Doch das Leben eines Whistleblowers kann diesen in den Ruin treiben, wie das Beispiel Adam Quadroni zeigt.

Whistleblower
Links Adam Quadroni, rechts Student Wildermuth, der ein Crowdfunding für ihn gestartet hat. Foto: Natanael Wildermuth

 

Dass er den grössten Skandal der Bauwirtschaft in der Schweiz auffliegen liess, hat ihn alles gekostet: seine Baufirma ging Konkurs und seine Familie in Brüche. Adam Quadroni war einst selbst Mitglied des Bündner Baukartells, aus dem er im Jahr 2006 ausstieg; er konnte dieses unehrenhafte Geschäften nicht mehr mit seinem Gewissen vereinbaren. Der Whistleblower aus dem kleinen Dorf Ramosch GR stiess lange Zeit nur auf taube Ohren, bis letztlich die Wettberwerbskommission (Weko) einschritt. Was einem Whistleblower wie Quadroni passieren kann, zeigte kürzlich die SRF-Sendung „Rundschau“ auf.

Crowdfunding für Quadroni

Auch eine Verhaftung musste Quadroni über sich ergehen lassen. Und er kämpft auch um seine drei Töchter, um sie wenigstens regelmässig sehen zu können. Mit Gelegenheitsjobs versucht er über die Runden zu kommen.

Der Mut des Whistleblowers soll belohnt werden. Unter dem Slogan „Gerechtigkeit für A. Quadroni“ wird via die Website https://wemakeit.com/ für den ruinierten Mann Geld gesammelt. Die Solidarität scheint gross, jedenfalls sind innert weniger Tage bereits über 130’000 Franken zusammengekommen (angepeilt wurden anfänglich mindestens 100‘000). Initiiert hat das Crowdfunding-Projekt der Student Natanael Wildermuth, der dereinst selber Bauunternehmer werden will.

Was war vorgefallen?

Am 26. April 2018 teilte die Weko mit, dass im Unterengadin Bauunternehmen über Jahre Beschaffungen im Hoch- und Tiefbau manipulierten haben: Die Bauunternehmen stimmten jeweils untereinander ab, welches von ihnen den Auftrag erhalten soll. Meist wurden gleichzeitig die Offertpreise bestimmt. Betroffen sind mehrere hundert Ausschreibungen. Die Absprachen wurden zum Teil an den vom bündnerischen Baumeisterverband organisierten Vorversammlungen getroffen. Die Kartelle betrafen Ausschreibungen des Kantons Graubünden, von Gemeinden des Unterengadins und von Privaten. Die Auftragswerte der abgesprochenen Bauarbeiten reichen von wenigen zehntausend bis zu mehreren Millionen Franken, wie die Weko schreibt.

Die Weko büsste die folgenden Unternehmen in einer Gesamthöhe von über 7,5 Mio. Franken: Foffa Conrad AG, Bezzola Denoth AG, Zeblas Bau AG, Lazzarini AG, Koch AG Ramosch, Alfred Laurent AG, René Hohenegger Sarl.

Die ausgesprochenen Sanktionen bewegen sich laut Bundesamt pro Unternehmen entsprechend der Schwere und Anzahl der Kartellgesetzverstösse zwischen einigen zehntausend bis rund 5 Mio. Franken. Bei einem Teil der Firmen habe man die Sanktion reduziert, da sie mit der Weko kooperierten. Die Impraisa da fabrica Margadant erhalte infolge Verjährung ihres Gesetzesverstosses keine Sanktion. Der Bündnerische Baumeisterverband zahle zwar keine Busse, jedoch habe man ihm die Verfahrenskosten auferlegt, da er zum Teil an der Organisation dieser Kartelle beteiligt gewesen sei.

Die Weko-Entscheide sind nicht abschliessend, sie können ans Bundesverwaltungsgericht weitergezogen werden. (rs)

 

 

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