Deutlich mehr Blitze als im Sommer 2018
Vom 1. Juni bis Ende August 2019 registrierte man in der Schweiz 85’270 Blitzeinschläge, deutlich mehr als im Sommer 2018.
Schweizweit schlugen diesen Sommer 85’270 Blitze ein, im Sommer 2018 waren es mit 53’430 deutlich weniger gewesen. Die meisten Blitzeinschläge in den drei Sommermonaten – bezogen auf die Flächengrösse – gab es in der Gemeinde Gravesano im Kanton Tessin. Das BLIDS-System, der Blitz-Informationsdienst von Siemens, registrierte hier 16,21 Blitze pro km2. Unter den zehn Ortschaften, welche die höchste Blitzdichte in den Sommermonaten aufwiesen, befinden sich acht im Kanton Tessin. Blitzreichste Gemeinde in der Deutschschweiz ist Jaberg im Kanton Bern mit 11,23 Blitzen pro km2. In über 120 Schweizer Ortschaften hingegen wurden im vergangenen Sommer gar keine Blitzeinschläge registriert. Betrachtet man die absoluten Zahlen auf Kantonsebene, so verzeichnete der Kanton Graubünden mit 15’749 Erdblitzen am meisten Einschläge, gefolgt vom Kanton Tessin (13’856) und Kanton Bern (11’566). Im Kanton Basel-Stadt blitzte es in derselben Zeitspanne nur gerade 63 Mal. Zum Vergleich: Allein die Walliser Gemeinde Bagnes verzeichnete in drei Monaten 1’753 Blitzeinschläge.
Ermittlung auf 100 Meter genau
Die hohe Genauigkeit von BLIDS basiert auf dem Time-of-Arrival (TOA)-Prinzip. Aus der Differenz der in den Empfängern aufgezeichneten Zeiten wird der Blitzort berechnet. «Während es früher bis zu 30 Sekunden gedauert hat, bis Informationen zu einem Blitzeinschlag im System abrufbar waren, dauert es heute nur noch zehn», erklärt Stephan Thern, Leiter des Blitz-Informationsdiensts bei Siemens. «Heute können wir rund die Hälfte der Blitze auf weniger als 100 Meter genau bestimmen.» Neben der genauen Lokalisierung ermöglicht es diese Mess- und Berechnungsmethode zudem, die Polarität und Stromstärke sowie Teilblitze innerhalb eines Gesamtblitzes zu erkennen. Je präziser und schneller die Daten sind, umso höher der Schutz für Menschen, Industrieanlagen und Infrastruktur. Genutzt wird BLIDS unter anderem von Wetterdiensten, Versicherungen sowie Industrie- und Elektrizitätsunternehmen.
So funktioniert das BLIDS-System
Jeder Blitz sendet ein elektromagnetisches Signal, respektive elektromagnetische Wellen aus. Diese Informationen werden mit Antennen registriert und in der BLIDS-Zentrale von Siemens in Karlsruhe analysiert. Die Antennen sind so aufgebaut, dass sie erkennen können, aus welcher Richtung das Signal kommt. In Kombination mit den Informationen weiterer Antennen ist es möglich, den Einschlagspunkt zu bestimmen. Der Verlauf eines Gewitters kann so lückenlos dargestellt werden, wie von Siemens mitgeteilt wird.
Der Blitz-Informationsdienst BLIDS nutzt zur Erfassung von Blitzen rund 160 verbundene Messstationen in Europa und betreut das Messnetz in der Schweiz, Deutschland, Grossbritannien, Benelux, Tschechien, der Slowakei und Ungarn. Für den Sommer 2019 wurden in der Schweiz die Daten zu Erdblitzen erhoben. Dazu gehören nur Blitze, welche zwischen dem unteren Teil einer Wolke und dem Erdboden entstehen.
Mit dem kostenlosen BLIDS-Spion können sich Interessierte unter www.blids.de schnell und aktuell auch über Blitzeinschläge in der Schweiz informieren.