Trockene Augen bei der Arbeit vermeiden

Trockene Augen sind die häufigste Augenerkrankung in Mitteleuropa. Etwa jeder fünfte Patient, der einen Augenarzt aufsucht, klagt über trockene, juckende oder tränende Augen oder gerötete und geschwollene Augenlider. Unbehandelt drohen Horn- und Bindehautentzündungen, doch Vorbeugung ist möglich, auch am Arbeitsplatz.

Die Bezeichnung «Office Eye Syndrom» deutet bereits an, dass häufige Bildschirmarbeit eine Ursache trockener Augen sein kann. Dazu kommen trockene Heizungsluft, Stäube, Zigarettenrauch, allergene Substanzen oder Zugluft. Das Beschwerdebild tritt verstärkt in der kalten Jahreszeit auf und ist unter Augenärzten als Sicca-Syndrom oder Keratoconjunctivitis sicca bekannt.

Lipidschicht verhindert Verdunstung

Ein Blick auf die Augenoberfläche zeigt, wie es zum «trockenen Auge» kommen kann. Unser Augapfel ist durch eine wässrige Schicht (in der Grafik in Blau) geschützt. Dieser Tränenfilm reinigt die Oberfläche des Augapfels und bewahrt ihn vor dem Austrocknen.
Darüber liegt eine dünne ölhaltige Schicht (in Gelb). Dieser klare fetthaltige Film wird von den zahlreichen winzigen Meibomdrüsen am Augenrand produziert und hat die Aufgabe, den Tränenfilm zu stabilisieren und vor dem Verdunsten zu schützen. Ist der Aufbau dieser Lipidschicht gestört, kann der Tränenfilm das Auge nicht mehr optimal benetzen und die Tränen fliessen ab. Daher kommt es zum Paradox, das ausgerechnet das trockene Auge zu tränen beginnen kann.

Neben dieser hyperevaporativen Form (gestörte Lipidschicht, z.B. durch verstopfte Meibomdrüsen) des trockenen Auges tritt eine seltenere hyposekretorische Form auf, bei der die Tränenproduktion vermindert ist.

Trockene Augen bei der Arbeit vermeiden
Bild: Optima Pharmazeutische GmbH

Beschwerden nicht verharmlosen

Auch wenn trockene Augen als Volkskrankheit gelten, sollte man die Beschwerden nicht bagatellisieren. Zum einen steigt das Infektionsrisiko, wenn ins Auge gelangte Keime weniger gut weggespült werden. Zum anderen garantiert nur ein ungestörter gleichmässiger Tränenfilm mit aufliegendem Ölfilm das scharfe Sehen. Ist diese «Beschichtung» des Augapfels gestört, sehen wir schlechter und ziehen die Augenmuskeln zusammen. Sobald die Augen jucken oder schmerzen, sind daher auch Kopf- und Nackenschmerzen meist nicht weit. Unbehandelt kann sich auch die Hornhaut eintrüben und es droht im schlimmsten Fall ein Erblinden. Auch das persönliche Wohlbefinden, die Lebensqualität wie auch die Arbeitsleistung werden beeinträchtigt. Selbst Angststörungen und Depressionen wurden bei Patienten mit trockenen Augen beobachtet.

Luftqualität verbessern

Nicht zuletzt ist das «trockene Auge» auch ein Thema für den Arbeitsschutz. Insbesondere bei Überwachungsaufgaben am Monitor oder wenn beim Hantieren mit Chemikalien oder infektiösen Biostoffen unwillkürlich zum Reiben der Augen die Schutzbrille abgenommen wird, können trockene Augen auch zulasten der Arbeitssicherheit gehen. Arbeitgeber sind gut beraten, Augenbeschwerden ihrer Mitarbeiter nicht als persönliche (Über-)Empfindlichkeiten abzutun, sondern gemeinsam mit Arbeitsmedizinern nach Ursachen und Lösungen zu suchen. Erster Ansatzpunkt ist ein kritischer Blick auf die Qualität der Raumluft und inwiefern diese durch regelmässiges Lüften, sorgsam eingestellte Klimaanlagen, Vermeiden von Zugluft oder durch Luftfilter, Luftreiniger, Luftbefeuchter etc. verbessert werden kann.

Trockene Augen bei der Arbeit vermeiden
Viel trinken und eine gute Belüftung am Arbeitsplatz sind das A und O. Bild: depositphotos

Tipps zur Vorbeugung und Abhilfe

Wer zu trockenen Augen neigt oder andere Personen in Gesundheitsfragen berät, sollte die folgenden Ratschläge von Augenexperten kennen:
Ausreichend trinken: Der Wasserhaushalt unseres Körpers ist elementar wichtig für Gesundheit und Wohlbefinden. Viel Flüssigkeit zu sich zu nehmen, kann trockenen Augen vorbeugen.

Tipp: Am Arbeitsplatz stets ein Getränk in Sichtweite haben.

Bewusst blinzeln: Als häufiger Auslöser trockener Augen gilt, dass wir beim Arbeiten am Bildschirm oft zu wenig blinzeln. Denn jedes Blinzeln verteilt die Tränenflüssigkeit und auch das dünnflüssige Öl der Meibomdrüsen gleichmässig auf der Hornhaut. Nimmt beim angestrengten Starren auf einen Monitor die Zahl der Lidschläge ab, wird das Auge nicht mehr ausreichend benetzt.

Tipp: Klebezettel «Bitte blinzeln» am Rand des Monitors anbringen.

Bildschirmpausen einlegen: Die Augen vom Monitor abwenden und entspannen, z.B. in die Ferne schauen oder kleine Gymnastik- und Entspannungsübungen machen.

Tipp: Google-Suche nach «Augentraining» liefert viele Anregungen.

Den Augen Ruhe gönnen: Wer nicht gerade tippt oder liest, sollte seine Augen zum Nachdenken oder Konzentrieren auch mal schliessen.

Tipp: Hände durch Aneinanderreiben erwärmen und dann die Handflächen auf die geschlossenen Augen legen und ein paar Mal tief durchatmen, sehr wohltuend.

Wichtig ist – neben einer für Bildschirm­arbeit geeigneten Brille –, seinen Mo­nitor korrekt einzustellen. Bei einem zu hoch positionierten Bildschirm ziehen wir den Kopf in den Nacken und reissen die Augen auf. Entspannter für Augen und Nacken ist es, wenn die Blickrichtung etwa 30 bis 35 Grad unterhalb der Horizontalen liegt.

Trockene Augen bei der Arbeit vermeiden
Bild: Optima Pharmazeutische GmbH

Augenpräparate bauen die Lipidschicht wieder auf

Neben dem Befeuchten durch Augentropfen, die Tränenersatzflüssigkeiten enthalten, gibt es auch Tränenergänzungsmittel in Sprayform. Diese liposomalen (winzige Öltröpfchen enthaltenden) Augensprays werden auf das geschlossene Auge gesprüht. Die Inhaltsstoffe wandern dann zum Lidrand, bauen dort die gestörte Lipidschicht neu auf und stellen somit die natürliche Funktion des Tränenfilms wieder her. Die Augenlider können wieder ohne Reizung gleiten, das Fremdkörpergefühl verschwindet.

Da es unterschiedliche Formen des trockenen Auges gibt und die Beschwerden auch andere Ursachen haben können, z.B. eine Lidrandentzündung, sollte vor einer Selbstmedikation ein Augenarzt aufgesucht werden. Dieser kann klären, welche Präparate im konkreten Fall Linderung versprechen.

Dieser Fachartikel erschien in der gedruckten Ausgabe SAFETY-PLUS 4-2021.

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