AKW Mühleberg: So läuft die Stilllegung ab

Das AKW Mühleberg wird ab 2019 vom Netz genommen. Die Betreiberin BKW hat über den Fahrplan der Stilllegung informiert.

Im Dezember 2019 ist es soweit: Das nach Beznau I zweitälteste Atomkraftwerk der Schweiz wird stillgelegt. Die Betreiberin BKW hat am 4. April über das erste Stilllegungsprojekt der Schweiz informiert. Das Gesuch, welches die BKW bereits im letzten Dezember beim Uvek eingereicht hat, wird nun öffentlich aufgelegt. Insgesamt soll das Projekt über 12 Jahre laufen, von der Einstellung des Leistungsbetriebs bis zur behördlichen Freigebung des Areals.

Drei Phasen

Wenn alles akzeptiert wird wie von der BKW geplant, geht die Stilllegung in drei Phasen vonstatten. Nachdem der Leistungsbetrieb im Jahr 2019 eingestellt wird, soll bis 2020 zunächst der Rückbau vorbereitet werden: Die Brennelemente werden vom Reaktor ins Lagerbecken verlagert, wo sie zunächst einige Jahre abklingen. Dazu wird eine autonome Kühlung der Lagerbecken aufgebaut. Zudem werden die beweglichen Anlageteile und die Komponenten des Maschinenhauses entfernt.

Abtransport der Brennelemente

Der erste Teil des nukleares Rückbaus ist für die Jahre 2021 bis 2024 eingeplant. Die abgebrannten Brennelemente werden nun ins Zwischenlager nach Würenlingen abtransportiert und die Materialbehandlung wird aufgebaut. Zudem werden die Kerneinbauten demontiert und die Dekontamination der Gebäude beginnt. Zum Abschluss dieser zweiten Phase sollen sich keine Brennelemente auf dem Areal befinden. Damit sind über 98% der Radioaktivität aus dem KKW entfernt. Gleichzeitig wird das Maschinenhaus weiter ausgeräumt und als Behandlungsort für kontaminierte Materialien vorbereitet. Dazu werden darin abgeschlossene Arbeitsboxen mit gefilterter Abluft eingerichtet.

Phase drei, der vollständige nukleare Rückbau, soll bis zum Jahr 2031 abgeschlossen sein. In dieser Phase werden alle Einrichtungen demontiert, zerlegt und dekontaminiert. Sind Materialien auch nach der Behandlung noch kontaminiert, werden sie ins Zwischenlager nach Würenlingen gebracht und später im geplanten geologischen Tiefenlager endgültig gelagert.

Strahlungsfrei im Jahr 2030

Ab 2030 sollen sich keine radioaktiven Materialien mehr auf dem Gelände befinden. Ab dann wird mit radiologischen Messungen sichergestellt, dass vom nun ehemaligen Kernkraftwerk keine radiologische Gefahr mehr ausgeht. Ist dies der Fall, kann die Behörde das Gelände für neue Nutzungen freigeben.

Ab 2031 kann je nach späterer Nutzung des Geländes der konventionellen Rückbau beginnen. Ab 2034 soll das Areal schliesslich frei für neue Nutzungen sein.

Das gesamte Verfahren soll 2,1 Milliarden Franken kosten, davon sind 800 Millionen für die Stilllegung selber eingeplant; die restlichen 1,3 Milliarden werden für die sichere Entsorgung aufgewandt. Die BKW hat bis heute knapp 1,6 Milliarden Franken für das Projekt rückgestellt.

Radioaktiver Anteil unter 2%

Wie die BKW ausführt, liegt die Menge an Material, das nicht dekontaminiert werden kann und endgelagert werden muss, bei rund 3000 Tonnen. Die Gesamtmasse des AKW beträgt 200‘000 Tonnen. Weitere 6% des Materials ist zwar radioaktiv verunreinigt, kann aber dekontaminiert werden. Die restlichen 92% sind normaler Bauschutt, der wiederverwendet oder aber normal deponiert werden kann.

Teilberichte zu Störfällen, Umwelt und Sicherung

Zum BKW-Gesuch gehören neben dem Hauptbericht drei Teilberichte zu den Themen Störfälle und Umweltschutz und Sicherung. Ersterer zeigt auf, dass alle Störfälle, die im Zusammenhang mit der Stilllegung auftreten könnten, dank der getroffenen Schutzmassnahmen beherrscht werden können. Im Umweltverträglichkeitsbericht werden die nicht nuklearen Auswirkungen der Stilllegungsarbeiten auf die Umwelt behandelt. Der Bericht zur Sicherung legt dar, welche Vorkehrungen während der Stilllegung getroffen werden, um das Kernkraftwerk Mühleberg vor unbefugten Einwirkungen von innen und aussen zu schützen.

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