„Feuerwehr 2020“ bedeutet kooperieren und optimieren

Im Rahmen der „Feuerwehr 2020“ müssen die Milizfeuerwehren im Kanton Zürich ständig optimieren. Seit Anfang April sind zwei neue Verordnungen in Kraft, die die Abgeltungen an die Gemeinden neu regeln.

Übung im Ausbildungszentrum im zürcherischen Andelfingen. © GVZ

 

Die Zürcher Sicherheitsvorstände in den Gemeinden sind gefordert, denn die ihnen unterstellte Feuerwehr muss ohne Qualitätseinbusse optimiert werden. Schirmherrin des Feuerwehrwesens im Kanton ist die Gebäudeversicherung des Kantons Zürich (GVZ). Für sie ist klar, dass eine Kooperation mit Nachbargemeinden in vielen Fällen Synergiegewinne bringt. Zum Beispiel, weil Material nicht doppelt beschafft werden muss oder Mannschaftsbestände sich sinnvoll ergänzen. Das tönt in der amtlichen Mitteilung, November 2017, aus Russikon etwa so: «Fehraltorf, Hittnau, Pfäffikon und Russikon haben einen Zusammenarbeitsvertrag unterzeichnet. Die vier Feuerwehren bleiben eigenständige Organisationen, doch die vier Gemeinden koordinieren diese besser. Der Gesamtbestand der gemeinsamen Feuerwehr soll mindestens 160 Leute betragen, wobei jede Gemeinde mindestens 40 Leute stellt. Für die Rekrutierung, Ausbildung und die persönliche Ausrüstung ist jede Kommune selber zuständig. Auch der Ersatz des Tanklöschfahrzeugs erfolgt durch die betreffende Gemeinde. Hingegen müssen weitere Neu- oder Ersatzbeschaffungen von Fahrzeugen der Kommission beantragt werden. Jede Gemeinde unterhält eine Alarmstelle. Tritt ein Schadenereignis ein, werden je nach Bedarf Angehörige der Feuerwehr (AdF) aller vier Gemeinden aufgeboten.»

Wie sich die Gemeinden organisieren, ist ihnen überlassen. Ihre Feuerwehren müssen letztlich nur den Auftrag erfüllen können: Und das bedeutet, das nach dem Alarm eine Mannschaft von mindestens zehn Leuten innert 10 Minuten in dicht und in 15 Minuten in dünn besiedeltem Gebiet auf dem Schadenplatz eintreffen muss, um Leben zu retten und den Brand zu bekämpfen. Nach 30 Minuten müssen bei Bedarf 30 AdF im Einsatz sein.

Kleinere Mannschaften

Kooperation ist das Stichwort für die «Feuerwehr 2020». Denn gestützt auf eine Erhebung aus dem Jahr 2015 hat sich gezeigt, dass nur 36 Prozent der AdF jeweils am gleichen Ort wohnen und arbeiten, also schnell verfügbar sind, wie Lars Mülli, GVZ-Direktor, kürzlich an einer Medienorientierung im Ausbildungszentrum in Andelfingen sagte. Zudem habe sich gezeigt, dass 90 Prozent aller Einsätze mit zehn Feuerwehrleuten zu bewältigen sei. Fazit: Die einst fixen Vorgaben für den Mannschaftsbestand einer örtlichen Feuerwehr gehören der Vergangenheit an (siehe auch Interview in der nächsten SF-Ausgabe).

Nicht nur beim Militär und im Zivilschutz werden weniger Leute rekrutiert, auch bei der Feuerwehr sinkt die Zahl seit Jahren kontinuierlich: Waren im Jahr 1991 noch 27‘000 AdF im Einsatz, sind es heute gerade mal 7280. Damit habe man den minimalen Mannschaftsbestand der «Feuerwehr 2020», angepeilt werden 6350 AdF, schon bald erreicht, sagt der oberste Sicherheitsverantwortliche des Kantons, Regierungsrat Mario Fehr, der auch das Amt des GVZ-Präsidenten bekleidet.

Gelder umverteilen

In der Vergangenheit hat die Gebäudeversicherung die Alarmierung, Hydrantenanlagen und Feuerwehrbauten in den Gemeinden mit jährlich 11,6 Mio. Franken subventioniert. Mit Beschluss vom Dezember 2017 hat die Regierung die Feuerwehrverordnung und die Verordnung über die Subventionen der Gebäudeversicherungsanstalt an den Brandschutz auf den 1. April 2018 in Kraft gesetzt. Damit können die Feuerwehrbeiträge neu verteilt werden: Die GVZ entlastet die Gemeinden von den Alarmierungskosten, die sie vollumfänglich übernimmt. Im Gegenzug entfallen allerdings Subventionen zur Erneuerung der Hydranteninfrastruktur.

Die Verantwortlichen sind ferner zum Schluss gekommen, dass im Kanton Zürich keine weiteren Feuerwehrgebäude mehr nötig sind – ergo gibt es dafür auch keine Subventionen mehr. Für die Pflichtfahrzeuge der Feuerwehr erhalten die Sicherheitsvorsteher der Gemeinden jedoch nach wie vor 50 Prozent.

Besser Ausbildung

Mächtig stolz ist Regierungsrat Mario Fehr auf das seiner Ansicht nach modernste Ausbildungszentrum in Andelfingen, das vor ein paar Jahren für 21 Mio. Franken ausgebaut wurde. Polizei, Zivilschutz und Feuerwehr üben hier ihr Können und proben auch die Zusammenarbeit.

In der Schweiz wird bekanntlich stark verdichtet: Die Häuser schiessen in die Höhe und durch das knappe Gut Boden geht der Bauherr auch vermehrt in die Tiefe. Neue Baumaterialien und energetisch optimierte Häuser bringen zudem neue Herausforderungen in der Brandbekämpfung mit sich. Ob Tiefgarage, Industrieanlage oder diverse Brandhäuser, in Andelfingen absolvieren die Orts- und Stützpunktfeuerwehren realitätsnah Kurse.  

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