Blitzeinschlag – eine häufige Brandursache

Der Blitz ist eine unberechenbare Gefahr. Die durchschnittliche Schadensumme beläuft sich pro Jahr auf fast 10 Millionen Franken als Folge direkter und indirekter Blitzeinschläge.

© depositphotos, Arrfoto

Der nächste Sommer kommt bestimmt. Und damit auch die Blitzsaison. Explosionsartig kann das Donnerwetter vom Himmel Gebäude in Schutt und Asche legen. Die Hochsaison der Blitze dauert von Juni bis August. Doch nicht selten im Mai, manchmal schon früher, kann es los­gehen.

Wo blitzt es häufig?

Gemäss Meteo Schweiz ergibt sich für das Mittelland eine Häufigkeit von etwa ein bis zweieinhalb Blitzeinschlägen pro Quadratkilometer und Jahr. Im Tessin sind es in tiefen Lagen über drei pro Quadratkilometer und Jahr – dies ist der höchste Wert in der Schweiz.

Im Durchschnitt ist gemäss den Me­teo­rologen hierzulande mit rund 60 000 bis 80 000 Blitzen pro Jahr zu rechnen. Nicht eingerechnet sind ein bis zwei Nebenblitze, die meist einen Hauptblitz begleiten. Zählt man sie dazu, resultieren jährlich rund 150 000 Blitzeinschläge.

2019 wurde der langjährige Durchschnitt übertroffen: Schweizweit schlugen in den drei Sommermonaten 85 270 Blitze ein (Vorjahresperiode: 53 430). Unter den zehn Ortschaften mit der höchsten Blitzdichte befinden sich acht im Kanton Tessin. In absoluten Zahlen dominiert dieses Jahr jedoch der Kanton Graubünden mit 15 749 Erdblitzen, gefolgt vom Tessin (13 856) und dem Kanton Bern (11 566). All diese Zahlen gehen aus der Statistik des Blitz-Informationsdienstes BLIDS hervor.

«Heute können wir rund die Hälfte der Blitze auf weniger als 100 Meter genau bestimmen», sagt Stephan Thern, Leiter des Blitz-Informationsdienstes. Mehr noch: Mit der Mess- und Berechnungsmethode können die Polarität und Stromstärke sowie Teilblitze innerhalb eines Gesamtblitzes erkannt werden. Je präziser und schneller die Daten vorhanden sind, umso höher der Schutz für Menschen, Industrieanlagen und Infrastruktur. Der BLIDS will denn auch Anlagenbetreiber rechtzeitig informieren, um sich auf die Folgen drohender Gewitter vorzubereiten und grössere Schäden oder Ausfälle zu vermeiden.

Die Energie der Blitze ist normalerweise relativ gering. Bei einem Einschlag ist diese Energie laut Electrosuisse allerdings in weniger als einer Tausendstel­sekunde wirksam. In getroffenen Anlagen können daher sehr hohe Spannungen auftreten und Ströme von über 200 000 Ampère fliessen. Dünne Drähte schmelzen, und Gegenstände erhitzen sich so stark, dass leicht entzündliche Stoffe in Brand geraten oder explodieren.

Blick in die Statistik der Gebäudeversicherung

Der Blitz ist eine unberechenbare Gefahr. Jährlich schlagen in der Schweiz rund 10 000 Blitze in Gebäude ein, nicht immer mit harmlosem Ausgang. Viele Brandschäden sind auf diese Naturgefahr zurückzuführen. Im schlimmsten Fall setzt ein direkter Blitzeinschlag ein Gebäude explosionsartig in Brand. Häufiger und harmloser ist der indirekte Blitz, der irgendwo im Umkreis einschlägt. Es entstehen starke Magnetfelder, und das kann zu einer Überspannung im Gebäude führen. Zerstörerische Schäden an Leitungen und elektrischen Geräten wie Fernseher, Computer oder Heizungssteuerung können die Folge davon sein.

Kommt eine Hausratversicherung für Blitzschäden an elektrischen Geräten auf, ist der Elementarversicherer für die Kosten des Brandschadens am Gebäude zuständig. Die Vereinigung Kantonaler Gebäudeversicherungen (VKG) unterscheidet in ihrer Statistik denn auch zwischen direktem und indirektem Blitz­einschlag. So ereigneten sich im Zeitraum 2009 bis 2018 pro Jahr durchschnittlich 632 direkte und 1676 indirekte Schäden. Die durchschnittliche Schadensumme beläuft sich auf 5,45 Millionen Franken (direkte Blitze) respektive 4,48 Millionen Franken als Folge von indirekten Auswirkungen (siehe Grafik). Im kleinsten Kanton der Schweiz, in Zug, muss die Gebäudeversicherung pro Jahr durchschnittlich für 100 Blitzschäden an Gebäuden aufkommen. Im blitzreichen Kanton Graubünden liegt die Ursache für Feuerschäden, die auf Blitzeinschlag zurückzuführen sind, zwischen 35 und 50 Prozent (Jahre 2014 bis 2018). Die zweithäufigste Ursache geht auf Brandschäden im Zusammenhang mit Elektrizität zurück.

Zwar nicht obligatorisch, doch ein Blitzableiter hilft

Wie gesagt, ein Blitz schlägt wahllos ein. Das kann auch eine Blitzschutzanlage nicht verhindern. Aber sie sorgt dafür, dass der Blitzstrom gefahrlos ins Erdreich abgeleitet wird und somit Brände oder sonstige Schäden verhindert werden.

Laut Beratungsstelle für Brandverhütung (BfB) ist der Einbau einer Blitzschutzanlage nur für besonders gefährdete Bauten (Spitäler, Hochhäuser; bestimmte Industrie- und Gewerbebauten, usw.) vorgeschrieben. Für private Wohnbauten fehlen in der Schweiz gesetzliche Vorschriften. Jedoch empfiehlt die Beratungsstelle generell den Einbau eines Blitzschutzes, der beim Neubau eines Einfamilienhauses mindestens 3000 Franken beträgt. Die BfB beziffert die Kosten für solche Systeme in der Regel mit ein bis zwei Prozent des Gebäudeversicherungswertes. An diese Investition leisten die Versicherer bei freiwillig erstellten Anlagen Beiträge. Die Planung und Installation der Anlagen darf nur von Fachleuten durchgeführt werden.

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