Wirtschaftskriminalität: Der Schein (be-)trügt

Im Frühjahr wird Bilanz gezogen. Fazit: Schweizer Unternehmen werden weniger Opfer von Betrugsdelikten, das geht aus einer neuen PwC-Studie hervor.

PwC-Studie, Wirtschaftsdelikte, Betrugsfälle
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Mit 39% wurden in den letzten 24 Monaten weniger Schweizer Unternehmen Opfer eines Betrugsdelikts als noch 2016 (41%). Das geht aus der PwC-Studie «Global Economic Crime and Fraud Survey 2018 – Swiss insights» hervor. Ein Trend, der jedoch mit Vorsicht zu geniessen sei, so das Beratungsunternehmen. Denn nur rund ein Drittel der Befragten habe im selben Zeitraum eine allgemeine Betrugsrisikobewertung durchgeführt. Damit liege die Schweiz im weltweiten Vergleich (54%) weit zurück. Hinzu komme, dass immer raffiniertere Cyberattacken oftmals lange Zeit unentdeckt bleiben würden, so PwC.

Trotz einer ganzen Reihe von medial prominenten Betrugsfällen scheint die Wirtschaftskriminalität in der Schweiz abzunehmen: Während heute global wesentlich mehr Unternehmen (49%) angäben, Opfer von Betrug geworden zu sein als vor zwei Jahren (36%), habe sich diese Zahl in der Schweiz wie eingangs erwähnt leicht reduziert. PwC führt die globale Studie im Abstand von zwei Jahren mit Führungskräften weltweit durchführt.

Fehlende Kontrolle

Die Schweizer Resultate geben bei genauerer Betrachtung jedoch ein anderes Bild ab, als auf den ersten Blick zu erkennen ist. «Die in der Schweiz gemeldete niedrigere Betrugsrate beruht zu einem gewissen Grad durchaus auf einem wirksamen Rechtsrahmen und System zur Strafverfolgung. Allerdings stellt dies auch eine Versuchung für Organisationen dar, die Wirksamkeit ihrer Systeme und Kontrollen zu überschätzen», bemerkt Gianfranco Mautone, Leiter Forensic Services and Financial Crime bei PwC Schweiz. Nur eines von drei befragten Schweizer Unternehmen gebe an, im Erhebungszeitraum eine adäquate Evaluation des eigenen Betrugsrisikos durchgeführt zu haben. Weltweit seien es bereits mehr als die Hälfte (54%). Damit bestehe ein ernstzunehmendes Risiko, dass Wirtschaftskriminalität in der Schweiz unbemerkt bleibe oder nicht gemeldet werde.

 Hoher monetäre Schaden

 Der durchschnittliche monetäre Schaden, der auf einen gemeldeten Betrugsfall in der Schweiz zurückzuführen sei, betrage rund 9,5 Millionen Franken. «Diese erheblichen Summen sind unter anderem auf die Grösse der Schweizer Wirtschaft sowie den Banken- und Finanzdienstleistungssektor als attraktives Ziel zurückzuführen und zeigen auf, dass Betrugsfälle in der Schweiz keineswegs Bagatelldelikte darstellen», unterstreicht Mautone.

Daneben haben Bestechung und Korruption stark zugenommen. 2018 gaben 27% der Befragten an, dass sie zur Schmiergeldzahlung aufgefordert wurden. Zum Vergleich: 2016 waren es lediglich 9%, wie aus der PwC-Studie hervorgeht. Eines von fünf Schweizer Unternehmen glaubt zudem, Aufträge an Konkurrenten verloren zu haben, die Bestechungsgelder zahlten (2016: 11%). Gemäss Beratungsunternehmen lässt diese Zunahme auf ein wachsendes Bewusstsein für Bestechung und Korruption schliessen. Trotzdem zeige sie auch auf, dass Unternehmen sich noch stärker für potenzielle Bedrohungen und deren Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit sensibilisieren müssten.

 Technologie als effiziente Schutzmassnahme

Neben der Veruntreuung von Vermögenswerten (51%) ist Cyberkriminalität mit 44% die zweithäufigste Betrugsart in der Schweiz. Dabei sei sie häufig Mittel zum Zweck, um andere Arten von Betrug zu begehen. Trotzdem führten nur 54% der Unternehmen ein operationelles Cybersicherheitsprogramm; das sind 5% weniger als der globale Durchschnitt. «Gerade im Zuge der Digitalisierung von Anbietern und Konsumenten, der zunehmenden Komplexität von Cyberattacken und der hohen Erwartungshaltung gegenüber dem Datenschutz müssen Unternehmen die Cybersicherheit zur dringenden Priorität auf höchster Führungsebene machen», betont Reto Häni, Leiter Cybersecurity and Privacy bei PwC Schweiz. Jeder Mitarbeiter müsse das firmenweite Risikomanagement verstehen und darin eingebunden sein.

Die Tatsache, dass Cyberkriminalität mit 41% als bedeutendste Bedrohung für die Zukunft wahrgenommen werde, sei ein Schritt in die richtige Richtung. Proportionale Investitionen in Technologien würden Unternehmen helfen, Betrugsrisiken effizienter zu erkennen, zu überwachen und schliesslich zu verringern. Die Schweiz habe dabei in Bezug auf internationale Standards starken Aufholbedarf, heisst es abschliessend in der PwC-Medienmitteilung.

Mehr zum Thema Vermögensdelikte in der soeben veröffentlichten polizeiliche Kriminalstatistik 2017.

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