Der SINUS-Report 2018

1111 Menschen sind im Jahr 2017 auf Schweizer Strassen wegen abgelenkter Verkehrsteilnehmer schwer oder tödlich verletzt worden. Ähnlich oft wurde Vortrittsmissachtung als Unfallursache registriert. Zu hohe Geschwindigkeit und Alkohol gehören ebenfalls weiterhin zu den Hauptgründen für schwere Unfälle. Der SINUS-Report 2018 der bfu – Beratungsstelle für Unfallverhütung bietet einen Überblick.

Gemäss der aktuellen Studie sind wieder überwiegend Verhaltensfehler für die meisten schweren Verkehrsunfälle verantwortlich. © Depositphotos/Kzenon

2017 gab es auf Schweizer Strassen 230 Verkehrstote und 3654 Schwerverletzte. Der soeben erschienene SINUS-Report 2018 (Sicherheitsniveau und Unfallgeschehen im Strassenverkehr) der bfu zeigt, dass Verhaltensfehler noch immer die Mehrheit der schweren Verkehrsunfälle verursachen.

Ablenkung: Jeden Tag drei Schwerverletzte

Unaufmerksame oder abgelenkte Verkehrsteilnehmer sind oft für Unfälle mit Schwerverletzten oder Getöteten auf Schweizer Strassen verantwortlich – im Schnitt gibt es deswegen jeden Tag drei Schwerverletzte. Ablenkung ist kein geschlechtsspezifisches Phänomen: Sie kommt bei unfallverursachenden Männern und Frauen anteilsmässig gleich häufig vor. Unterschiede gibt es allerdings nach Altersgruppen: Bei den 18- bis 24-Jährigen spielt Ablenkung eine deutlich grössere Rolle als bei älteren Unfallverursachern.

Fast gleich viele schwere Unfälle passieren wegen Vortrittsmissachtung – auch aus diesem Grund gibt es rund drei Schwerverletzte pro Tag. Innerorts ist sie sogar die häufigste Unfallursache. Bei 75 % der schweren Unfälle wegen Vortrittsmissachtung sind Autolenker die Verursacher. Leidtragende von Vor­trittsmissachtungen sind – nebst den Töff- und Velofahrern – in erster Linie die Fussgänger: Rund 40 % der deswegen tödlich verletzten Personen waren zu Fuss unterwegs. Innerorts ist dieser Anteil noch grösser. Überhöhte Geschwindigkeit verursacht täglich zwei schwere Personenschäden, Alkoholkonsum einen pro Tag. Diese beiden Unfallursachen sind demnach etwas weniger häufig, allerdings haben Alkohol- und Geschwindigkeitsunfälle deutlich schwerwiegendere Folgen und enden häufiger tödlich.

Auf das Verhalten einwirken

Die Mehrheit der Unfälle lässt sich demnach auf Verhaltensfehler zurückführen. Dagegen spielen Mängel an Fahrzeugen oder der Infrastruktur gemäss Unfallprotokollierung durch die Polizei eine untergeordnete Rolle. Gerade Infrastrukturmängel sind vordergründig selten Unfallursache, verfügen jedoch über ein grosses Präventionspotenzial. Um riskantes Verhalten einzudämmen und die Infrastruktur zu optimieren, setzen die Fachleute der bfu unter anderem auf Kampagnen, Ausbildung und Beratung – gestützt auf die aktuellsten Resultate der Unfall- und Präventionsforschung. Eine wichtige Erkenntnis daraus: Eine optimale Strasseninfrastruktur beeinflusst das Verhalten der Menschen im Strassenverkehr günstig, etwa durch nachvollziehbare Geschwindigkeitslimiten. Das Gleiche gilt für technische Errungenschaften wie zum Beispiel intelligente Fahrassistenzsysteme.

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