Die Fast-Katastrophe

Der Traum von einer Atommacht Schweiz platzte vor 50 Jahren. Ein Blick zurück auf das Reaktorunglück im Versuchsreaktor in Lucens (VD) und die Anfänge der Nukleratechnologie in der Schweiz.

Versuchsreaktor
Blick in den Kontrollraum des Versuchsatomkraftwerks Lucens (1968). ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Fotograf: Josef Schmid

Atomkraft ist eine gefährliche Grosstechnologie. Das hat die Schweiz am eigenen Leib erfahren: Am 21. Januar 1969 kam es im Versuchsreaktor in Lucens (VD) zu einer Kernschmelze. Der schwere Atomunfall hinterliess glücklicherweise keine bleibenden Schäden (Atomunfälle weltweit). Die Schweizerische Energie-Stiftung hat den 50. Jahrestag zum Anlass genommen, um auf die Anfänge der Atomenergie in der Schweiz zurückzublicken. Am Anlass selbst las der Physiker, Chemiker und Romanautor Peter Beutler aus seinem Krimi «Der Lucens-GAU» vor. Spannend verpackt schildert Beutler Fakten und Hintergründe aus der damaligen Zeit.

Die Schweiz im Atomfieber

Der Historiker Michael Fischer erläuterte dann, dass wohl auch militärische Interessen und der Traum einer Atombombe «made in Switzerland» in den Zeiten des kalten Kriegs den Anstoss dazu gegeben hätten, einen eigenen Schwerwasserreaktor zu entwickeln. Dieser hätte als Nebenprodukt waffenfähiges Plutonium geliefert. In seinem Buch «Atomfieber», welches am 1. April 2019 im «Hier+Jetzt»-Verlag erscheint, zeichnet er in einer Analyse historischer Quellen diesen Weg nach.

Zivile und militärische Beweggründe verschmelzen

Der Energie- und Atompolitikberater Mycle Schneider, welcher jährlich den World Nuclear Industry Status Report publiziert, spannte im zweiten Referats des Abends den Bogen zur Situation heute: Weltweit werden Neubau und Weiterbetrieb von alternden AKW immer teurer, erneuerbare Energien dagegen immer billiger. Trotzdem halten vor allem Atomwaffenstaaten an der Technologie fest. Schneider zeigt, dass eine neue zivil-militärische Allianz in diversen Ländern zu einem Treiber für Neubau und Laufzeitverlängerungen bestehender AKW geworden ist – etwa, wenn der «Sitz im UN-Sicherheitsrat auch von der Weiterführung des nuklearbetriebenen U-Boot-Programms abhängt.»

Den AKW-Ausstieg umsetzen

Die Umsetzung des AKW-Ausstiegs der Schweiz beginnt noch in diesem Jahr, ein erstes Kernkraftwerk geht vom Netz. Das bald 50 Jahre alte Atomkraftwerk Mühleberg soll am 20. Dezember 2019 stillgelegt werden. Danach wird der Rückbau die BKW als Betreiberin noch jahrelang beschäftigen (mehr zur Stilllegung des AKW Mühleberg hier).

 

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