Die Top-Risiken der Geschäftswelt

Erneut hat die Allianz kürzlich ihr Risiko-Barometer zu den wichtigsten Geschäftsrisiken veröffentlicht. Cybervorfälle und Betriebsunterbrechungen führen sowohl weltweit wie auch in der Schweiz das Ranking an.

Betriebsunterbrechung
Depositphotos, Solarseven

Cybervorfälle wie Ransomware-Attacken, Datenpannen und IT-Ausfälle sind für Unternehmen weltweit in diesem Jahr das grösste Risiko. Die damit eng verknüpften, generellen Betriebsunterbrechungen folgen auf dem zweiten Platz, während Naturkatastrophen von Platz 6 auf 3 im Jahresvergleich springen. Feuer und Explosionen (von 9 auf 6) und politische Risiken und Gewalt (von 10 auf 8) klettern ebenfalls im diesjährigen Allianz Risk Barometer, wie Allianz Commercial schreibt. Für die aktuelle Ausgabe habe man mehr als 3000 Risikoexperten aus 92 Ländern nach ihren Top-Unternehmensrisiken befragt.

Platz 3 in der Schweiz anders

Unter den Teilnehmenden der Studie aus der Schweiz belegen Cyber-Attacken und Betriebsunterbrechungen ebenfalls die Plätze 1 (2023: 1) und 2 (2023: 3). Anders als weltweit würden allerdings die Änderungen von Gesetzen und Vorschriften – etwa Zölle, Sanktionen oder protektionistische Bestrebungen – Platz 3 (2023: 5) bilden, so die Angaben. Auffällig sei, dass in der Schweiz der Fachkräftemangel als grosses Risiko wahrgenommen werde: Hierzulande liege er auf Platz 4 und steige gegenüber dem Vorjahr um drei Positionen auf. Weltweit erreiche der Fachkräftemangel als Risiko lediglich Platz 10.

Petros Papanikolaou, CEO von Allianz Commercial, kommentiert die Ergebnisse: „Die Top-Risiken und grössten Aufsteiger im diesjährigen Risk-Barometer spiegeln die grossen Herausforderungen – Digitalisierung, Klimawandel und ein unsicheres geopolitisches Umfeld – wider, mit denen sich Unternehmen auf der ganzen Welt auseinandersetzen müssen. Viele dieser Risiken sind bereits in den jeweiligen Heimatmärkten angekommen. Extreme Wetterereignisse, Ransomware-Attacken oder regionale Konflikte strapazieren die Widerstandskraft von Lieferketten und Geschäftsmodellen auch in diesem Jahr. Makler und Kunden von Versicherungen sollten daher wachsam sein und ihre Deckungen entsprechend anpassen.“

Unternehmen aller Grössen teilen weltweit die gleichen Sorgen: Cyberattacken, Betriebsunterbrechungen und Naturkatastrophen stehen gemäss Umfrage ganz oben auf der Liste der Top-Risiken. Trotz identischer Risikowahrnehmung vergrössere sich der Abstand zwischen grossen und kleinen Unternehmen in Hinblick auf ihre Resilienz. Die Corona-Pandemie habe insbesondere grosse Unternehmen für ein erhöhtes Risikobewusstsein und damit verbundene Massnahmen zur Steigerung der Resilienz sensibilisiert. Kleinere Firmen würden häufig weder die Zeit noch die Ressourcen haben, um eine grössere Anzahl von Risikoszenarien zu entwickeln und sich effektiv darauf vorzubereiten. In der Folge dauere es bei ihnen länger das Geschäft nach einem unerwarteten Vorfall wieder auf Kurs zu bringen, so die Allianz.

Cyber-Sicherheit bleibt unangefochtenes Top-Risiko 2024

Cyber-Vorfälle (36%) sind gemäss Risiko-Barometer zum dritten Mal in Folge und erstmals mit deutlichem Abstand von fünf Prozentpunkten das Hauptrisiko für Unternehmen. In 17 Ländern, darunter Australien, Deutschland, Frankreich, Indien, Japan, Grossbritannien und den USA, würden Expertinnen und Experten Gefahren durch Cyber-Attacken als grösstes Risiko einstufen. 59 Prozent der Befragten würden Datenpannen als die besorgniserregendste Bedrohung noch vor Angriffen auf kritische Infrastruktur oder Vermögenswerte mit 53 Prozent nennen. Ransomware-Attacken würden ebenfalls mehr als die Hälfte der Unternehmen umtreiben, da diese im vergangenen Jahr deutlich zugenommen hätten. 2023 seien Schadenfälle gegenüber 2022 um mehr als 50 Prozent gestiegen.

Betriebsunterbrechungen und Naturkatastrophen versetzen Unternehmen in Unruhe. Störungen von Lieferketten seien nach der Corona-Pandemie zwar seltener geworden, dennoch würden Betriebsunterbrechungen mit 31 Prozent das zweitgrösste Risiko für Unternehmen bleiben. Dieses Ergebnis verdeutliche die zahlreichen Verflechtungen in einer immer volatileren Welt und die hohe Abhängigkeit von Lieferketten bei kritischen Produkten oder Dienstleistungen. Für Unternehmen gelte daher, dass ihre Prioritäten im Risikomanagement 2024 in der Sicherstellung der Geschäftsfähigkeit, dem Identifizieren von Engpässen in der Lieferkette und dem Aufbau alternativer Zulieferer liegen sollten, wie der Versicherungskonzern schreibt.

Naturkatastrophen steigen im diesjährigen Risk Barometer mit 26 Prozent von Platz 6 auf 3. Sie sind damit einer der grössten Aufsteiger (nicht so in der Schweiz: von Platz 5 auf 8). 2023 sei ein Rekordjahr: Es sei zum Beispiel das heisseste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. Ausserdem würden Versicherungsschäden zum vierten Mal in Folge die 100 Milliarden US-Dollar-Marke überstiegen. Allein 60 Milliarden US-Dollar würden auf das Konto heftiger Unwetter gehen. Naturkatastrophen seien das Top-Risiko in stark von unterschiedlichen Extrem-Wetterlagen betroffenen Staaten wie Griechenland, Hong Kong, Kroatien, Malaysia, Marokko, Mexiko, Slowenien, Thailand und Ungarn. Ein Waldbrand in der Nähe von Alexandroupolis in Griechenland im letzten Jahr sei die grösste jemals erfasste Naturkatastrophe in der EU. Überschwemmungen in Slowenien sorgten für grosse Störungen in den Lieferketten. Vor allem europäische Autohersteller und Zulieferer hatten in der Folge mit Produktionsverzögerungen und Engpässen bei Bauteilen zu kämpfen, wie es in der Medienmitteilung heisst.

Regionale Unterschiede in der Risikowahrnehmung

Obwohl der Klimawandel mit 18 Prozent weiterhin auf Platz 7 im Ranking bleibt (Schweiz: von Platz 10 auf 9), sei er in Brasilien, Griechenland, Mexiko und der Türkei unter den Top-3-Risiken zu finden. Physische Schäden an Unternehmenswerten durch Extremwetterereignisse seien hier die Hauptbedrohung. Betroffen seien vor allem Versorger sowie Energie- und Industrieunternehmen. Es sei zu erwarten, dass Unternehmensrisiken auf dem Weg zur Klimaneutralität und Haftungsrisiken steigen würden, da Firmen viel Geld in neue, häufig kaum bewährte Technologien mit geringem CO2-Ausstoss investieren müssten, um ihr Geschäftsmodell zu transformieren.

Aufgrund der andauernden Konflikte im Nahen Osten und der Ukraine sowie Spannungen zwischen den USA und China, würden politische Risiken und Gewalt mit 14 Prozent von Platz 8 auf 10 (Schweiz: von Platz 4 auf 6) klettern. Das anstehende Superwahljahr, in dem mehr als 50 Prozent der Weltbevölkerung zum Urnengang aufgerufen seien, biete ebenfalls ein hohes Risikopotenzial. Besonderes Augenmerk liege dabei auf den Wahlen in den USA, Indien, Russland und Grossbritannien. Unzufriedenheit mit dem Wahlausgang, in Verbindung mit genereller wirtschaftlicher Unsicherheit, hohen Lebenshaltungskosten und starker Verbreitung von Fake News via Social Media, könne im schlimmsten Fall zu weiterer sozialer Polarisierung und erhöhtem Konfliktpotenzial weltweit führen.

Es gebe jedoch auch Grund zur Hoffnung unter den Befragten. Makroökonomische Entwicklungen würden nach den teils heftigen wirtschaftlichen Ausschlägen der Covid-Jahre mit 19 Prozent von Platz 3 auf 5 (Schweiz: von Platz 8 auf 7) fallen. Dennoch würden weiterhin viele wirtschaftliche Herausforderungen bevorstehen. Daten von Allianz Research zeigten, dass die Wachstumsaussichten 2024 weltweit kaum mehr als ein zweiprozentiges Wachstum zu erwarten sei.

„Das schwache Wachstum ist ein notwendiges Übel, denn somit werden hohe Inflationsraten endlich der Vergangenheit angehören“, erläutert Ludovic Subran, Chefökonom der Allianz. „Zentralbanken erhalten einen grösseren Gestaltungsspielraum, sodass niedrigere Zinsraten im zweiten Halbjahr wahrscheinlich sind. Dies kommt zum richtigen Zeitpunkt, da Impulse der Fiskalpolitik vermutlich ausbleiben. Hemmschuh könnten die zahlreichen Wahlen in diesem Jahr und die damit verbundenen Risiken je nach Wahlausgang sein.“

Fachkräftemangel: geringeres Risiko

Weltweit betrachtet werde der Fachkräftemangel mit zwölf Prozent und Platz 10 (vorher 8) als ein geringeres Risiko im Vergleich zu 2023 eingeschätzt. Regional stelle sich das anders dar: Unternehmen in der Schweiz (Platz 4), Zentral- und Osteuropa, Grossbritannien, Deutschland sowie Australien nennen den Mangel an Fachkräften als Top-5-Risiko. In vielen Ländern sei die Arbeitslosenquote weiterhin auf Tiefstständen und Unternehmen böten weitaus mehr Stellen an, als es Bewerber gebe, um diese zu besetzen. IT- und Datenexperten seien besonders schwer zu finden, was sich im Hinblick auf den Kampf gegen Cyberverbrechen als grosses Problem darstelle.

 

 

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