Diebstahlrisiko «Keyless»

Bei einem erneut durchgeführten Test hat sich gezeigt, dass Diebe bei Autos mit «Keyless»-Systemen leichtes Spiel haben. Innert Sekunden liessen sich die korrekt abgeschlossenen Fahrzeuge öffnen und wegfahren.

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«Keyless»-Schliesssysteme sind heute weit verbreitet – selbst bei Kleinwagen sind die Systeme gegen ein paar Hundert Franken Aufpreis zu haben. Der Autobesitzer trägt den Schlüssel auf sich. Sobald er sich seinem Auto nähert, erkennt dieses per Funk den Schlüssel. Zum Öffnen ist kein Tastendruck am Schlüssel nötig. Beim Berühren des Türgriffs öffnet die Zentralverriegelung. Meistens kann auch ohne Zündschlüssel per Druck auf einen Startknopf der Motor gestartet werden. Eine schöne Spielerei und obendrein sehr komfortabel. Doch diese Systeme sind nicht nur sehr komfortabel, sondern eben auch sehr leicht zu knacken.

Dem gemeinsam von TCS und ADAC durchgeführten «Keyless»-Test im Jahr 2016 wurden 24 Fahrzeuge unterzogen. Kürzlich hat die Organisation weitere 76 Modelle getestet. Das Ergebnis: Erneut konnten alle Fahrzeuge mit Leichtigkeit geöffnet und weggefahren werden, wie die Organisation schreibt. Dabei gebe es marktreife Technik, welche dies verhindern könne.

Autohersteller sind gefordert

Der TCS fordert, dass die Autohersteller den Diebstahlschutz verbessern, zum Beispiel indem sie ab Werk einen Chip mit Zeitmessung einbauen. Die ETH Zürich habe einen solchen Chip entwickelt. Damit und mit einer intelligenten Programmierung könne das Auto erkennen, wenn das Signal des Schlüssels umgeleitet wurde. Da der Schlüssel so unmöglich in Türnähe sein kann, bleibt das Auto geschlossen, wie der TCS betont.

Die derzeit herumgebotenen Abhilfe-Empfehlungen wie abschirmende Schlüsseletuis oder den Schlüssel mit Alufolie einzuwickeln, sind aus Sicht des TCS entweder nicht zuverlässig oder nicht praktikabel.

Solange Autos einem höheren Diebstahlrisiko ausgesetzt sind, empfiehlt der TCS «Keyless»-Systeme nicht zu kaufen. Wer die technische Spielerei nie hatte und sich gewohnt seit auf die Fernbedienung am Schlüssel zu drücken, brauche sie nicht. Und die Organisation weist darauf hin, dass sich bei einigen Modellen «Keyless» abschalten lasse (vgl. Bedienungsanleitung des Fahrzeugs).

Und so funktioniert der Diebstahl

Notwendig für den Diebstahl sind zwei Personen: Die eine Person begibt sich mit einem kleinen Empfänger in die Nähe des Autoschlüssels – die andere Person muss mit einem kleinen Sender in der Nähe der Autotür stehen. So werden die Signale mehr als hundert Meter «verlängert» und das Auto lässt sich öffnen und starten.
Beim TCS-Test zeigte sich, dass die Überbrückung der Signale auch dann noch funktioniert, wenn die Person mit dem Empfänger mehr als 100 Meter vom Schlüssel entfernt war. Im Ernstfall heisst das: auch wenn der Schlüssel im Haus liegt oder der Besitzer mit dem Schlüssel in der Hosentasche gerade beim Einkaufen an der Kasse steht, kann das Fahrzeug geöffnet und gestartet werden. Ist der Motor erstmal gestartet, kann das entwendete Auto oft so lange gefahren werden, bis der Tank leer ist oder bis der Motor das nächste Mal abgestellt wird. Das können je nach Fahrzeug mehrere hundert bis tausend Kilometer sein.

Böse Überraschung

Und schliesslich: Hat sich der Schock über das gestohlene Fahrzeug erstmal gelegt, wartet oft schon die nächste böse Überraschung. Finde die Polizei das gestohlene Auto und untersuche es, gebe es weder Einbruchs- noch Diebstahlspuren. Eine unklare Situation, die auch zum Verdacht führen kann, dass der Diebstahl nur vorgetäuscht wurde, wie der TCS schreibt. Für den Besitzer und die Versicherung eine heikle Situation.

 

 

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