Ein zu guter Chef kann die Gesundheit schädigen

Ein inspirierender Manager kann Präsentismus begünstigen: Mitarbeitende arbeiten, obwohl sie krank sind.

Übermotivierte Mitarbeiter erholen sich nicht richtig – und brechen unter Umständen irgendwann zusammen.

Manager, die mit transformationaler Führung Mitarbeiter dazu ermutigen über sich hinauszuwachsen, können langfristig negative Auswirkungen auf die Gesundheit ihrer Untergebenen haben. Das zeigt eine aktuelle Studie von Forschern der University of East Anglia (UEA) . Denn der Führungsstil begünstigt „Präsentismus“, bei dem Angestellte trotz leichter Erkrankung zur Arbeit erscheinen – was sich irgendwann in Form besonders umfangreicher Krankenstandszeiten rächt.

Mehr anwesend, mehr krank

Der transformationalen Führung, die auf eine gesteigerte intrinsische Motivation abzielt, werden vielfach positive Auswirkungen wie weniger Depressionen, bessere Schlafqualität und letztlich höhere Anwesenheitszeiten zugeschrieben. Doch gerade Letzteres ist ein kurzfristiger Effekt, der sich langfristig sogar ins Gegenteil umkehren kann. „Transformationale Führungskräfte können eine Selbstaufopferung anfällige Mitarbeiter für das übergeordnete Wohl der Gruppe fördern, indem sie sie ermuntern, Erkrankungen zu ignorieren und sich anzustrengen“, erklärt Karina Nielsen, Professorin für Arbeits- und Organisationspsychologie an der UEA.

Das hat die Studie ergeben, für die die Forscher Postmitarbeiter in Dänemark über drei Jahre beobachtet haben. Dabei hat sich gezeigt, dass Mitarbeiter, die aufgrund transformationaler Führung auf 14 Tage Präsentimus – also Anwesenheit trotzt Erkrankung – kamen, auf die Dauer sogar mehr Zeit im Krankenstand verbringen als ihre Kollegen. Zudem hat transformationale Führung insgesamt zu erhöhten Fehlzeiten aufgrund von Erkrankung geführt. Das zugrundeliegende Problem ist wohl, dass sich Präsentismus-anfällige Mitarbeiter nicht ausreichend erholen und irgendwann total zusammenbrechen. Zudem können sie Infektionskrankheiten in die Firma mitbringen.

Gesunde Vorbildwirkung wichtig

„Die Annahme ‚mehr transformationale Führung ist besser‘ gilt langfristig nicht“, meint Kevin Daniels, Professor für Organisationslehre an der UEA. Er sieht Führungskräfte in der Pflicht, als Vorbild selbst gesundes Verhalten an den Tag zu legen und sich auch darum zu kümmern, dass dies ebenfalls tun. „Manager müssen ein Gleichgewicht finden. Sie können Angestellte immer noch zu guter Leistung ermutigen, aber nicht auf eine Art, die auf Kosten ihrer Gesundheit und ihres Wohlbefindens geht.“ Training im Bereich transformationaler Führung sollte daher auch gesundheitliche Aspekte berücksichtigen.

(Pressetext)

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