Elektromobilität: Neue Risiken im Strassenverkehr

Die Elektromobilität ist auf dem Vormarsch, doch verursachen Elektroautos meist mehr Kollisionen im Strassenverkehr als herkömmliche Verbrenner. Dies zeigen eine Befragung und ein Crashtest-Bericht der Axa Schweiz.

Elektromobilität
Bild: depositphotos

Einer Mobilitätssstudie der Axa zufolge ist fast die Hälfe der Bevölkerung überzeugt davon, dass die Elektrifizierung die Mobilität grundlegend verändern wird. Rund ein Drittel der Bevölkerung sass demnach schon am Steuer eines Stromfahrzeugs. 98 Prozent der befragten Elekromobilisten könnten sich laut Axa keine Rückkehr zu einem Verbrenner mehr vorstellen.

Schwere Lithium-Ionen-Batterie

Ein Blick in die Statistik der Axa zeigt aber auch eine deutliche Gefahr auf: Die Lenker eines Stromers verursachen meist 50 Prozent mehr Kollisionen und Schäden als jene der konventionellen Benzin- und Diesel-Autos. Mit leistungsstarken Modellen werden in der Regel 30 Prozent mehr Schäden an Dritten verursacht. Ein Grund liegt in der Lithium-Ionen-Batterie, welche leistungsfähigere E-Fahrzeuge auch beim Gewicht und der Konstruktion beeinflusst. Zudem hat der Akku einen gewichtigen Einfluss auf die Rettungs- und Bergungsarbeiten.

Schnelles Drehmoment bei E-Fahrzeugen

Über 50 Prozent der Befragten in einer Axa-Studie mussten demnach auch ihr Bremsverhalten anpassen. Die grössten Risiken bestünden jedoch nicht beim Verringern der Geschwindigkeit, sondern beim Beschleunigen. Viele Fahrerinnen und Fahrer unterschätzen den sogenannten Overtapping-Effekt: Elektroautos haben ein sehr hohes Drehmoment, das sich schon beim Antippen des Strompedals unmittelbar bemerkbar macht. Dieses Verhalten wurde in einem Crash-Test nachgewiesen. Ein Teslafahrer, der nur vermeintlich kurz auf das Strompedal drückt und mit überhöhter Geschwindigkeit auf einen Kreisel zufährt kann in der Regel nicht mehr bremsen.

Überschätzte Gefahren: Brand und Bergung

Das Brandrisiko bei Autos, unabhängig davon, ob sie benzin- oder strombetrieben sind, sei jedoch allgemein sehr gering und werde in der Schweizer Bevölkerung stark überschätzt. Nur fünf von 10’000 Autos fallen laut Axa statistisch gesehen einem Brand zum Opfer, ein Marderschaden komme 38-mal häufiger vor als ein Autobrand. Insassen eines Elektroautos seien in der Regel gut geschützt. Ebenso überschätzt werden laut Axa Gefahren beim Bergen einer Person aus einem Elektrofahrzeug.

«Diese Angst ist unbegründet, weil kaum Gefahr besteht, dass noch Spannung auf dem Fahrzeug liegt», erklärt Michael Pfäffli, Leiter Unfallforschung und Prävention bei der AXA. Bei einem Unfall werde die Batterie innerhalb von Millisekunden automatisch von anderen Hochvoltkomponenten und -kabeln abgekoppelt. Der Stromkreis ist somit unterbrochen.

Tipps der Axa-Unfallforscher: 

  • Lenkerinnen und Lenker von Elektroautos sollten sich der unbeabsichtigt schnellen Beschleunigung (dem sogenannten Overtapping-Effekt) bewusst sein. Der Umgang mit dieser unmittelbaren Kraft muss gelernt sein. Wenn möglich sollten Lenkerinnen und Lenker die Stärke der Beschleunigung manuell herunterstufen, um einen grösseren Widerstand beim Antippen des Strompedals zu erreichen.
  • Lenkerinnen und Lenker von Elektrofahrzeugen sollten ein besonderes Auge auf den Unterboden werfen. Das Befahren von zum Beispiel Strasseninseln, Steinen oder Kreiselnsollte wenn möglich vermieden werden, um eine Beschädigung des Unterbodens zu verhindern.
  • Lenkerinnen und Lenker eines schweren Fahrzeugs verfügen tendenziell über eine höhere Eigensicherheit. Gerade deshalb sollten sie sich der Verantwortung gegenüber anderen Verkehrsteilnehmenden bewusst sein: Leichtere Fahrzeuge sind im Falle eines Crashs benachteiligt.
  • Erste Hilfe zu leisten ist Pflicht, auch bei Unfällen mit Elektroautos. Befürchtungen, bei der Personenrettung einen Stromschlag zu erleiden, sind in den meisten Fällen unbegründet.

Quelle: Axa Schweiz/Redaktion 

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