Fördert Corona eine neue und bessere Führungskultur?

Für viele Führungskräfte, deren Teams im Homeoffice arbeiten, sind die vergangenen Wochen ein herausfordernder Spagat gewesen: Einerseits die Qualität der Arbeit zu gewährleisten, andererseits die Beschäftigten, insbesondere diejenigen mit Kindern, vor Überlastung zu schützen. Die Situation bietet aber auch Chancen für eine neue und bessere Führungskultur.

Die MitarbeiterInnen im Homeoffice können auch einmal Nein sagen, wenn es zu viel wird.
©Depositphotos/monkeybusiness

Führungskräfte, die vor allem auf Kontrolle und Anwesenheit setzen, haben gemerkt, dass sich ihr Führungsstil überholt hat. Klare Kommunikation, Transparenz und die Teilhabe der Beschäftigten sind in den Vordergrund gerückt. „Das gilt für den «regulären» Arbeitsalltag und ist jetzt noch wichtiger geworden“, sagt Dr. Marlen Cosmar, Psychologin und Referentin am Institut für Arbeit und Gesundheit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IAG).

Führungskräfte benötigen ein Bewusstsein für diese neue Situation

Gerade wenn für das Homeoffice Vertrauensarbeitszeit vereinbart wurde, ist es wichtig, sich auch darauf zu verlassen, dass Beschäftigte ihre Arbeit gut erledigen. „Manche Führungskräfte, die das noch nicht gewohnt sind, können hier über ihren Schatten springen“, unterstreicht die Psychologin. Insbesondere für Beschäftigte mit Kindern vereinfache es die Situation erheblich, wenn nicht auf jede einzelne Stunde geschaut werde, sondern darauf, dass das Gesamtergebnis stimme. Dr. Cosmar: „Ein solch vertrauensvolles Verhalten der Führungskraft wird mit engagierter Arbeit durch die Beschäftigten gewürdigt.“

Dies senkt auch die Doppelbelastung im Homeoffice. Die Situation stellt ein grundsätzlich erhöhtes Gesundheitsrisiko dar, weil die Gefahr einer Überforderung grösser ist. Im schlimmsten Fall könnten sogar Burnout oder auch Depressionen drohen. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Homeoffice können auch einmal Nein sagen, wenn es zu viel wird. Gerade bei Beschäftigten mit Kindern sollten sich Führungskräfte auf deren Einschätzung verlassen“, so Dr. Cosmar.

Aktuell stellt sich für Führungskräfte zudem die Aufgabe, den Umstieg vom Homeoffice zurück ins Büro möglichst reibungslos zu gestalten. Erfahrungen aus der Zeit im Homeoffice können genutzt werden. Wenn Beschäftigte im Homeoffice eigenverantwortlicher arbeiten, haben sie dies oft schätzen gelernt. „Führungskräfte sollten überlegen, ob diese Arbeitsweise nicht auch bei der Rückkehr ins Büro aufrechterhalten werden kann: Moderation statt Kontrolle, Freiräume statt Restriktionen. Führungskräfte müssen künftig möglicherweise ihr Verhalten umstellen und stärker zielorientiert führen“, so Dr. Marlen Cosmar.

Weitere Infos

www.dguv.de

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