Hagelsicheres Bauen

Gebäude sind diversen Naturgefahren ausgesetzt – nicht nur im Berggebiet, sondern auch im Mittelland. Mehr als ein Drittel der durch Naturereignisse entstandenen Gebäudeschäden sind auf Hagel zurückzuführen.

Hagelsicheres Bauen
© depositphotos, Michal Ludwiczak

In grossen Teilen der Schweiz wird ein beliebiger Standort alle fünf bis zehn Jahre von Hagelkörnern mit zwei Zentimeter Durchmesser getroffen, alle 20 bis 50 Jahre gar von Körnern mit drei Zentimeter oder mehr. Hagel ist ein Phänomen, welches trotz intensiver Forschung noch immer schwer vorhersehbar ist. Tatsache ist, dass Hagelschäden zunehmen. Gut zu wissen, dass ein Grossteil dieser Schäden sich vermeiden lässt – durch hagelsicheres Bauen.

Kleine Körner, grosse Schäden

Beim Aufprall eines Hagelkorns wirken grosse Kräfte – auch auf Gebäude: Durch Hagelschauer entstehen oft Schäden, die aufwendige Reparaturen oder Folgeschäden nach sich ziehen. Generell muss das Ziel sein, Bauten und Anlagen gefahrengerecht zu planen und zu bauen. Mittels geeigneter Massnahmen kann die Verletzbarkeit der Gebäudehülle gegenüber Naturgefahren wesentlich reduziert werden. Bei jeder Sanierung sollte insbesondere an Hagelschutz gedacht werden. Dieser ist oft mit einem kleinen finanziellen Aufwand möglich.

Frühzeitige Planung, kostengünstige Massnahme

Je früher eine Schutzmassnahme eingeplant wird, desto geringer werden die Kosten ausfallen. Ein Gesamtleiter wahrt dabei die Interessen des Auftraggebers am besten. Das gilt auch für das Erkennen von Naturgefahren, das Planen von angemessenen Schutzmassnahmen und gegebenenfalls den Beizug von geeigneten Fachpersonen. Neben der Informationspflicht des Gesamtleiters ist es für den Bauherrn genauso wichtig, das Präven­tionsthema in frühen Phasen abklären zu lassen. Der Architekt ist oft der erste Ansprechpartner für den Bauherrn. Im Zusammenspiel von Bauherrschaft, Planer sowie von Behörden können die Ziele des Gebäudeschutzes von Naturgefahren erreicht werden.

Neue SIA-Dokumentation

Seit diesem Jahr liegt erstmalig eine Gesamtdokumentation zum Entwerfen und Planen mit Naturgefahren im Hochbau vor. Diese thematisiert die Naturgefahren Hagel, Sturm, Schnee, Überschwemmung, Erdrutsch, Lawine, Steinschlag, Murgang und Erdbeben. Das übersichtliche Werk bildet die für das effiziente naturgefahrengerechte Bauen unabdingbare umfassende Denkweise ab (Bezug via sia-Shop). Die 2019 erschienene Dokumentation ergänzt die SIA-Normen 112 u.a. mit konzeptionellen Lösungen.

Materialwahl entscheidend

Beim Hagelschutz spielt die Materialwahl die wichtigste Rolle. Geprüfte hagelsichere Baumaterialien gewährleisten ab Bauübergabe Hagelschutz. Auch der nachträgliche Ersatz von Baumaterialien nach einem Schadenfall ist oft mit einem kleinen finanziellen Aufwand möglich. Glas ist beispielsweise widerstandsfähiger als Kunststoff, insbesondere wenn die Alterung berücksichtigt wird. Zusätzlich zu widerstandsfähigen Bauteilen besteht die Möglichkeit des konstruktiven Hagelschutzes. So schützen beispielsweise Vordächer die Fassade oder feinmaschige Schutzgitter-Lichtkuppeln aus Kunststoff.

Passende Baumaterialien finden

Auf der Onlineplattform hagelregister.ch sind entsprechende Bauteile für die gesamte Gebäudehülle übersichtlich aufgelistet. Die eingetragenen Produkte wurden von anerkannten Prüfstellen auf ihren Hagelwiderstand getestet. Bei den Tests schiesst der Prüfer mit normierten Eis­kugeln auf die potenziellen Schwachpunkte am Bauteil. Dieses wird gemäss definierter Prüfanordnung wiederholt an möglichen Schwachstellen mit Eiskugeln eines bestimmten Durchmessers beschossen. Ist das Bauteil nach einer solchen Beschuss-Serie noch intakt, hat es die Prüfung für die jeweilige Klasse bestanden. So besagt beispielsweise ein Hagelwiderstand 3 (HW 3), dass das geprüfte Produkt beim Beschuss mit Hagelkörnern von drei Zentimeter Durchmesser nicht beschädigt wird.

Auskünfte: Vereinigung Kantonaler Feuerversicherungen VKF, Martin Jordi, Bern, Tel. 031 320 22 84, www.schutz-vor-naturgefahren.ch

 

Einen weiteren Artikel Hageschutzsystem ist hier zu finden.

 

 

 

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