Jeder 2. Schweizer greift zum Glimmstängel – staatlich subventioniert
47 Prozent der Schweizer Bevölkerung rauchen regelmässig oder gelegentlich Zigaretten. Rund die Hälfte der Raucher ist sich der Gesundheitsgefahren bewusst. Junge Schweizer schätzen dabei die Risiken beim Konsum von Cannabis als geringer ein als Glimmstängel mit Tabak.
Von den Rauchern hat fast jeder Zweite Angst davor, an einem tabakbedingten Leiden zu erkranken. Tritt dieser Fall ein, dürfen sie sich allerdings der Solidarität ihrer Mitbürger sicher sein: 59 Prozent der Schweizer finden es richtig, dass die Allgemeinheit für diese selbstverschuldeten Gesundheitskosten aufkommt. Das zeigt eine repräsentative Umfrage des Internet-Vergleichsdienstes comparis.ch. Von den 47 Prozent der Schweizer die Zigaretten konsumieren, rauchen 36 Prozent täglich und 11 Prozent greifen gelegentlich zum Glimmstängel. Die wenigsten Raucher gibt es im Tessin, wo insgesamt nur 43 Prozent dem Tabak frönen. In der West- und Deutschschweiz sind es mit 48, beziehungsweise 47 Prozent leicht mehr.
Junge Schweizer: Cannabis weniger schlimm als Zigaretten
Rund ein Drittel der jungen Schweizer (34 Prozent der 18- bis 35-Jährigen) meint, es sei weniger schlimm, Cannabis zu rauchen als herkömmliche Zigaretten. Dieser Anteil nimmt mit fortschreitendem Alter rapide ab. Bei den 36- bis 55-Jährigen sind es noch 29 Prozent, bei den bis 74-Jährigen gerade mal 22 Prozent.
Trotz Angst vor tabakbedingten Krankheiten wird geraucht
Dass das Tabakvergnügen schwere gesundheitliche Schäden verursachen kann, ist den Rauchern bewusst. So fürchten sich 42 Prozent von ihnen davor, an einem Raucherbein oder einem anderen tabakbedingten Leiden zu erkranken. Diese Angst ist mit 45 Prozent bei den Frauen am ausgeprägtesten. 61 Prozent der männlichen Raucher sagen hingegen, dass sie sich trotz Rauchens nicht um ihre Gesundheit sorgen. Interessant: Die Westschweizer Raucher scheinen ein markant stärkeres Gesundheitsbewusstsein zu haben (47 Prozent sorgen sich über mögliche tabakbedingte Krankheiten) als ihre Deutschschweizer Mitbürger mit nur 38 Prozent. Für den Comparis-Gesundheitsexperten Felix Schneuwly sind diese Erkenntnisse nicht überraschend: «Wir Menschen sind Meister darin, Gefahren systematisch zu verharmlosen. Das gilt insbesondere für gesundheitliche Risiken, die mit dem persönlichen Suchtverhalten zusammenhängen und erst auf längere Sicht drohen.»
Raucher können sich auf Solidarität der Allgemeinheit verlassen
Erkrankt ein Raucher an einer tabakbedingten Krankheit, kann er sich dank der obligatorischen Krankenversicherung auf die finanzielle Solidarität der Allgemeinheit verlassen. Und diese scheint bei der Bevölkerung auf den ersten Blick fest verankert zu sein: 59 Prozent aller Schweizer sind der Meinung, dass die Allgemeinheit trotz Selbstverschulden für diese Gesundheitskosten aufkommen soll. Fragt man nur die Raucher, sind es sogar erdrückende 83 Prozent, die das so sehen.
Aber: Ganz anders sieht das Bild bei den Nichtrauchern aus. Sie sind zu 60 Prozent der Meinung, dass wer seine Gesundheit mit Rauchen bewusst riskiert, auch selber für die daraus entstandenen Gesundheitskosten aufkommen soll. Felix Schneuwly findet diese Solidarität positiv: «Wer krank ist, soll nicht auch noch finanziell bestraft werden. Umgekehrt sollte Bundesbern aber den Krankenkassen mehr Handlungsspielraum geben, mit Prämienrabatten gesundheitsbewusstes Verhalten zu belohnen.»
Schweizer fordern Ende der staatlichen Tabak-Subvention
In Anbetracht der bekannten gesundheitlichen Risiken des Tabakgenusses verlangen zwei Drittel der Bevölkerung, dass der Tabakanbau in der Schweiz nicht mehr subventioniert wird. Heute bezahlt jeder Raucher pro Päckchen 2,6 Rappen in einen staatlich verordneten Tabak-Fonds (SOTA), der unter den Tabakproduzenten verteilt wird – neben den Direktzahlungen, die Tabakbauern vom Bundesamt für Landwirtschaft erhalten.
Mehr als ein Drittel aller Befragten (35 Prozent) spricht sich gar für ein völliges Anbauverbot für Tabakpflanzen aus. «Dass Raucher den heimischen Tabakanbau subventionieren, ist grundsätzlich in Ordnung», findet Felix Schneuwly und kritisiert gleichzeitig, «wenn aber auch Nichtraucher via Direktzahlungen den Schweizer Tabakbauern unter die Arme greifen müssen, geht das aus gesundheitspolitischer Sicht gar nicht.»
Infos: comparis.ch