Kleintransporter sicher beladen
Das fachgerechte Sichern von Ladegütern bei Strassentransporten ist keineswegs nur ein Thema für Lkw und für lange Transportwege. Auch bei Transporten per Lieferwagen (bis 3,5 Tonnen) und auf kürzeren Strecken sind die Grundsätze der Ladungssicherung zu beachten.
Kleintransporter sind aus guten Gründen beliebt und werden von vielen Unternehmen genutzt. Je nach Bedarf als Kastenwagen, mit Kofferaufbau oder Pritsche lassen sich Materialien, Werkzeuge, Pakete, Gegenstände, Waren aller Art transportieren und ohne dass externe Speditionen oder Mitarbeiter mit besonderer Qualifikation und Führerausweis C benötigt werden. Unterschätzt werden jedoch bisweilen die Gefahren durch unzureichend gesicherte Ladung.
Wenn der Hammer zum lebensgefährlichen Geschoss wird
Es sind im Wesentlichen drei Gründe, aus denen ungesicherte Ladung zur Gefahrenquelle wird:
- Ladungsteile fallen vom Fahrzeug herunter und gefährden nachfolgende Verkehrsteilnehmer.
- Ladung verrutscht aufgrund der Fliehkräfte in Kurven und beeinflusst das Fahrverhalten, das Unfallrisiko steigt.
- Geladene Gegenstände werden bei Vollbremsung oder Unfall nach vorne geschleudert und können – wenn
keine feste Trennwand zur Fahrerkabine vorhanden ist – die Insassen verletzen.
Der letzte Punkt ist besonders tückisch, denn die hier wirkenden Gesetze der Physik sind gnadenlos. Gemäss dem bereits von Isaac Newton vor etwa 300 Jahren formulierten Trägheitsgesetz strebt jeder Gegenstand an, seine Geschwindigkeit und Bewegungsrichtung beizubehalten. Dies gilt auch für ungesicherte Gegenstände in einem Fahrzeug. Dabei steigt die Bewegungsenergie quadratisch mit der Geschwindigkeit und erreicht – etwa bei Bremsmanövern oder gar einem Aufprall – schnell gefährliche Werte. Schon bei nur 50 km/h beschleunigen ungesicherte Gegenstände auf das Vielfache ihres Eigengewichts.
Da wird schon ein im
hinteren Fahrzeugteil liegender 300-g-Schlosserhammer zum lebensgefährlichen Geschoss mit einer Wucht von 10 bis 15 kg. Crashtests mit beladenen Lieferwagen zeigen, wie ungesicherte Gegenstände von hinten heranfliegen und die Frontscheibe durchschlagen. Das gilt übrigens auch für PW, wenn z.B. die Einkäufe aus dem Baumarkt nicht sicher verstaut werden. Wo Mitarbeiter solche Risiken nicht ernst nehmen, sei den instruierenden Verantwortlichen empfohlen, bei YouTube nach «Crashtest Ladung» zu suchen.
Beladen, Transportieren und Entladen müssen sicher sein
Kurzum, das Sichern der transportierten Güter ist unverzichtbar, für alle Fahrzeugtypen und Transportwege. Die Ladung muss gesichert sein gegen Herunterfallen, gegen Kippen oder Umfallen sowie gegen Rutschen oder Wegrollen. Dies gilt nicht nur auf dem Transportweg, sondern auch beim Beladen sowie beim Entladen. Auch hier kann es zu gefährlichen Situationen kommen, wenn etwa dem Mitarbeiter, der eine Klappe oder Tür öffnet, die nicht gesicherte Ladung entgegenkommt.
Es ist oft sinnvoll, sich schon beim Beladen Gedanken über die Reihenfolge des späteren Abladens zu machen. Gerade der Moment, wenn am Ankunftsort die
Ladungssicherung gelöst wird, birgt Verletzungsrisiken. Wird nur teilweise entladen, müssen die verbliebenen Lasten ggf. neu verteilt und gesichert werden. Gibt es während der Fahrt Anzeichen, dass sich die Ladung gelöst hat, etwa durch Klappern, Rappeln oder gar spürbares Rutschen, ist anzuhalten und nachzusichern.
Breite Palette an Hilfsmitteln zur Ladungssicherung
Sind Personen oder Güter aufgrund unzureichend gesicherter Ladung zu Schaden gekommen, steht schnell der Fahrer als der Schuldige da. Doch auch Arbeitgeber und Vorgesetzte sowie ggf. Absender und Verpacker stehen in der Mitverantwortung. Der Arbeitgeber muss sicherstellen, dass geeignete Hilfsmittel zur Ladungssicherung in ausreichender Zahl und Qualität zur Verfügung stehen. Das sind neben Zurrgurten je nach Fahrzeugaufbau und Ladegut auch Ketten, Klemm- und Steckbretter, Trenngitter, Sicherungsnetze, Antirutschmatten, Keile und Kantenschoner sowie Füllmaterial und Staupolster. Besonders nützlich für Handwerker oder auf Montage sind Transportboxen, in denen auch Kleinteile, Werkzeuge, Kabeltrommeln usw. sicher verstaut werden. All diese Hilfsmittel sollten regelmässig kontrolliert werden. Verschlissene Elemente wie angerissene Gurte oder verbogene Haken gehören konsequent ausgetauscht und der weiteren Verwendung entzogen.
Verantwortliche Vorgesetzte sollten ein Auge darauf haben, dass das gewählte Fahrzeug für die Ladung geeignet ist und über die benötigten Befestigungs- und Verankerungsmöglichkeiten wie Zurrösen, Zurrleisten oder Ankerschienen verfügt. Die zulässigen Gesamtgewichte und Achslasten sind stets zu beachten, ebenso die Lastverteilung. Die Fahrzeugachsen sollten stets möglichst gleichmässig belastet werden und die Lenkachse mindestens 20 Prozent des Betriebsgewichtes des Fahrzeuges tragen. Wissen sollte der Fahrer auch, welche Folgen eine Beladung für den Luftdruck der Reifen und die Einstellung der Scheinwerfer hat.
Jeder Mitarbeiter, der einen Lieferwagen fährt, sollte daher zum Thema Ladungssicherung instruiert worden sein und wann er welche Hilfsmittel auf welche Weise einsetzt. Dazu gehört auch das Wissen um die zwei wichtigsten Prinzipien der
Ladungssicherung
- Formschluss = lückenlos verstaute Ladung, die sich gegenseitig hält
- Kraftschluss = Niederzurren der Ladung mit Spanngurten
Auch wer seinen PW sicher beherrscht, sollte sich mit einem Lieferfahrzeug und dessen Fahrverhalten vertraut machen, wenn er erstmalig oder nur ab und zu einen Kleintransporter steuert. Das Fahrzeug hat andere Dimensionen, die Ladung beeinflusst das Fahrverhalten, und Seitenwind, Bodenschwellen oder Schlaglöcher wirken sich stärker aus. Vorgesetzte, die einen Mitarbeiter neu mit Lieferfahrten beauftragen, sollten demjenigen eine Eingewöhnungsphase ohne Zeitdruck ermöglichen.
Gefahrengut im Kleintransporter nur nach Instruktion
Einige Transportsituationen, die typischerweise mit Lieferwagen und Kleintransportern bewältigt werden, bringen besondere Gefährdungen mit sich, z.B.:
- Gasflaschen auf dem Weg zur Baustelle
- Reinigungsmittel, die als ätzende Konzentrate zu Filialen gebracht werden
- Infektiöse Wäsche aus Kliniken auf dem Transport zur Wäscherei
In solchen Fällen und bei allen anderen Gefahrenguttransporten ist es besonders wichtig, dass alle Beteiligten zu den jeweiligen besonderen Risiken, Vorschriften und Schutzmassnahmen instruiert werden. Das betrifft neben dem Fahrer auch alle, die am Verpacken, Kennzeichnen, Beladen oder Entladen beteiligt sind.
Fazit: Das konsequente Sichern des Ladeguts auch in bzw. auf Kleintransportern ist eine Grundvoraussetzung für die Teilnahme am Strassenverkehr und sollte auch bei kürzeren Transportwegen selbstverständlich sein. Nicht weil Strassenverkehrsgesetz (SVG) oder Verkehrsregelnverordnung (VRV) dies vorschreiben, sondern zum Schutz von Fahrer, Insassen und anderen Verkehrsteilnehmern. Zudem wird bei mangelnder Sicherung häufig auch das Transportgut beschädigt. Wer hier konsequent vorbeugt, erspart seinem Unternehmen auf Dauer nicht nur Kosten und Bussgelder, sondern auch Verzögerungen und Ärger mit Kunden und Auftraggebern.