Limitierende Faktoren

In Untersuchungsberichten ist immer wieder von «menschlichem Versagen» als Unfallursache zu lesen. Trotz einer ausgefeilten Technik scheint der ­Faktor Mensch weder beherrschbar noch voraussagbar zu sein.

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Alle Erfahrungen deuten darauf hin, dass sich selbst bei hohem technischem Aufwand und intelligenter Kontrolle Unglücksfälle nicht vermeiden lassen. Als Ursachen für menschliches Versagen werden etwa das Nicht­beachten fachlich-technischer Vorgaben, das Alter, aktuelle persönliche Probleme oder biologische Schwankungen angeführt. Die Frage soll dahingehend formuliert werden, wie sich für sensible Tätigkeiten risikoaffine von sicherheitsorientierten, aufmerksamen Personen differenzieren lassen.

Menschliches Versagen

Von Personen in verantwortungsvollen Jobs wird eine bewusste Kontrolle über ihre Handlungen erwartet. Was entscheidet darüber, ob im Moment X plötzlich ein Fehler oder eine Fehlentscheidung passiert? Der Alltag ist eben nicht gleichförmig. Einerseits unterliegt der Mensch biologischen Schwankungen und psychischen Belastungen. Anderseits können Situationen einen höheren Komplexitätsgrad als üblich erreichen und aussergewöhnliche Entscheidungen erfordern. Handeln in komplexen Situationen erfordert eine hohe geistige Wachheit, Kreativität und Selbstsicherheit.

Persönliche Ursachen für Fehleinschätzungen und Fehlentscheidungen

Den meisten Unfällen, die auf menschliches Versagen zurückgehen, liegen Fehleinschätzungen und dementsprechende Fehlentscheidungen zugrunde. Die Liste der Ursachen hierfür ist länger:

Erlernte Sorglosigkeit (Frey & Schultz-Hardt, 1997): Der Begriff spricht für sich. Es geht um Personen, die, auf einer Wolke von stetem Erfolgserleben schwebend, weder ihre Misserfolge noch Konsequenzen ihres Handelns erkennen können. Sorglosigkeit wird zelebriert und Sorgfalt ist unnötiger Aufwand. Wer im Zustand der Sorglosigkeit lebt, ändert diesen Seinszustand nur schleppend, selbst wenn Informationen über eine potenzielle Gefährdung vorliegen.

Informationsverluste oder Informationsdefizite: Auf dem Weg von A nach B passieren öfters gravierende Verluste von Informationen. Die Entscheidung, welche Informationen für B relevant sind, unterliegt subjektiven Filtern der Person A, die über die Information verfügt. Dies kann auf einer falschen Einschätzung der Zusammenhänge und Konsequenzen von Inhalten basieren.

Fehlende Parameter: Informations­defizite entstehen zudem, wenn eine Person mit einer eher pragmatisch-zupackenden Art sich von lästiger Informationsrecherche entbindet. Andere hingegen suchen zuerst nach Informationen, bevor sie handeln.

Unachtsamkeit: Personen in einem wachen geistigen Zustand reagieren aufmerksamer und schneller auf Veränderungen und unerwartete Situa­tionen. Geistige Wachheit wird als wichtigste Voraussetzung erachtet, um in komplexen Situationen optimal zu reagieren. Die Achtsamkeit bzw. Aufmerksamkeit ist durch persönliche Probleme negativ beeinflussbar.

Physiologische Faktoren

Dazu zählen Bedürfnisse wie Erholung, Hunger und Durst. Müdigkeit reduziert die Aufmerksamkeit und damit die schnelle und klare Reak­tionsgeschwindigkeit. Die negativen Auswirkungen von Durst und Hunger lassen sich bei Kindern gut beobachten. Sie werden grantig und reagieren diffus. Das Gehirn ist unser Hochleistungsorgan. Es verzehrt am meisten Energie, besonders wenn es gefordert ist. Mit dem Faktor Alter wird der Erfahrungsschatz positiv in Verbindung gebracht, da Problemstellungen bereits einmal durchexerziert worden sind. Das Alter bringt aber auch eine im Vornherein nicht kalkulierbare reduzierte Denkleistung mit sich.

Einige der Ursachen für Fehleinschätzungen sind personimmanent, andere wiederum situationsbedingt. Die person­immanenten Faktoren können in der Re­krutierung rechtzeitig erfasst werden.

Erfassung persönlicher Eigenschaften

In welchen Bereichen lassen sich nun Voraussagen machen im Rahmen einer Rekrutierung? Hierzu gibt es neu ein Instrument: Das Zuger Stress- & Persönlichkeits-Profil (ZSPP®) erfasst die geistige Präsenz (Wachheit) als wichtige Voraussetzung für eine präzise, adäquate Reaktion. Solche Reaktionen können aber durch internale Stressoren gebremst werden. Diese Blockaden vermag das ZSPP® als erstes Instrument zu messen. Des Weiteren werden der Umgang mit Informationen, Zuverlässigkeit, Eigenständigkeit, Selbstwirksamkeit, Lösungsorientierung und soziale Aspekte wie Zusammenarbeit im Team gemessen.

Quelle: www.zspp.ch

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