Schweizer Unternehmen zahlen eher Lösegeld
Die Einhaltung der gesetzlichen und vertraglichen Regelungen im Bereich der IT ist für den Datenschutz und die IT-Sicherheit unerlässlich. Dennoch gehen Schweizer Unternehmen eher auf Lösegeldforderungen ein statt Strafen für die Nichteinhaltung zu zahlen. So das erschreckende Ergebnis des aktuellen «Risk:Value-Report» von NTT Security (Switzerland).
Bei der aktuellen Untersuchung zeigt sich, dass im Vergleich zum Vorjahr mehr Schweizer Unternehmen im Falle eines Sicherheitsvorfalls Lösegeld an die Hacker zahlen würden, als stärker in die Informationssicherheit zu investieren, da sie ein solches Vorgehen für kostengünstiger halten: Im vergangenen Jahr gaben 23% der befragten Entscheidungsträger an, bei einer Ransomware-Attacke lieber auf die Forderungen der Angreifer einzugehen, in diesem Jahr sind es sogar 40%. Das korreliert mit der Aussage, dass 44% der Schweizer Unternehmen eher Lösegeld als eine Strafe dafür zahlen würden, dass sie nicht die geltenden Gesetze und Richtlinien eingehalten haben. «Dieses Ergebnis ist mehr als erschreckend, gerade auch angesichts der nicht abebbenden Gefahr von Ransomware-Angriffen», erklärt Kai Grunwitz von NTT Security. «Wenn sich Unternehmen nun von der Bezahlung von Lösegeld Kostenvorteile versprechen, ist das in unseren Augen mehr als trügerisch. Und das böse Erwachen wird früher oder später für viele kommen.»
Sich der drohenden Gefahr bewusst
Dabei sind sich die Unternehmen der drohenden Gefahr durchaus bewusst: Laut den befragten Entscheidungsträgern stellen Cloud (24%), BYOD (20%), Ransomware (18%) und IoT (12%) in den nächsten 12 Monaten eine mögliche Bedrohung dar. Fast zwei Drittel fürchtet jedoch, dass die Sicherheitslücke innerhalb des Unternehmens liegt: Böswillige Insider-Bedrohungen wie Datendiebstahl (30%), versehentliche oder fahrlässige Sicherheitslücken (28%), aber auch eine Schatten-IT (16%) und Phishing (36%) stufen die Befragten als potenzielles Sicherheitsrisiko ein.
Wenig überraschend ist, dass lediglich 42% der Unternehmen bereits über einen Incident-Response-Plan verfügen; immerhin 38% stecken laut Studie im Implementierungsprozess und weitere 10% planen die Umsetzung entsprechender Massnahmen in naher Zukunft (vgl. Abbildung 1). «In den vergangenen Jahren hat sich in den Unternehmen bezüglich des Incidet-Response-Plans trotz zahlreicher bekannt gewordener Sicherheitsvorfälle und ständig zunehmendem Schadenspotential nicht viel geändert. Obwohl nur mit dedizierten Ablauf- und Notfallplänen angemessen und schnell auf IT-Sicherheitsvorfälle reagiert werden kann, verfügt noch immer nicht mal die Hälfte der befragten Unternehmen über einen Incident-Response-Plan», fasst Grunwitz zusammen. «Auch die erfreulich hohe Zahl laufender Implementationen und Projekten in Planung ist bei genauer Betrachtung ernüchternd: die vergangenen Studien machen deutlich, dass sie oft nur Compliance getrieben sind und reine Absichtserklärungen bleiben, die nicht zu einer signifikanten Verbesserung der Incident-Response-Readiness der Unternehmen im Folgejahr führen – nur wenige dieser Incident-Response-Projekte werden erfolgreich umgesetzt. Die Zusammenarbeit mit einem erfahrenen Incident-Response-Partner ist darum dringend zu empfehlen.»
Nur die Hälfte hat Sicherheitsrichtlinien
Auch bezüglich der Sicherheitsrichtlinien sieht es nicht besser aus. Erst rund die Hälfte der Unternehmen (48%) haben vollständige Sicherheitsrichtlinien eingeführt. 21% haben ihre Mitarbeiter allerdings nicht aktiv über die Richtlinien informiert. «Es ist unerlässlich, die Mitarbeiter ausreichend über die Gefahren und den richtigen Umgang mit ihnen zu schulen – vor allem da Social-Engineering-Angriffe immer beliebter werden. Jeder Mitarbeiter wird schnell zur Sicherheitslücke, wenn er keine sehr gute Security-Awareness besitzt. Unternehmensspezifische Awareness-Trainings können für die Thematik sensibilisieren und ihnen Sicherheit im Umgang mit entsprechenden Vorfällen bieten», betont Grunwitz.
Der Austausch innerhalb des Unternehmens zum Thema Sicherheit muss überhaupt deutlich steigen: Nur 66% der befragten Entscheidungsträger gaben an, auf dem aktuellen Stand bezüglich Attacken, potenziellen Attacken und der Compliance in ihrem Unternehmen zu sein. Das korreliert mit der Aussage, dass nur in 68% der Unternehmen Sicherheit ein regulärer Punkt bei der Vorstandssitzung ist. Dass zudem 46% schon von einem Sicherheitsvorfall betroffen waren, dennoch 42% der Befragten davon ausgehen, nie in diese Situation zu kommen, unterstreicht, dass sie sich der Gefahr noch bewusster werden müssen. Über die gravierenden negativen Auswirkungen, die ein Sicherheitsvorfall mit Datendiebstahl hat, sind sich die befragten Unternehmen schliesslich durchaus bewusst: Genannt wurden Verlust des Kundenvertrauens (42%) Beeinträchtigung der Reputation (38%) und finanzielle Einbussen (36%).
*Den jährlichen «Risk:Value-Report» erstellt das Marktforschungsunternehmen Jigsaw Research im Auftrag von NTT Security. Dafür geben weltweit Führungskräfte – in diesem Jahr 2’256 – ihre Einschätzungen zu Themen rund um IT und IT-Sicherheit ab.