Lücke im Hochwasserschutz geschlossen

Die Schweiz verfügt neu über eine gesamtschweizerische Karte zum Oberflächenabfluss und damit über ein zusätzliches wichtiges Instrument für die Hochwasserprävention.

© fotolia, animaflora

 

In Bern haben das Bundesamt für Umwelt (Bafu), der Schweizerische Versicherungsverband (SVV) und die Vereinigung Kantonaler Gebäudeversicherungen (VKG) am 3. Juli 2018 gemeinsam die neue Gefährdungskarte zum Oberflächenabfluss vorgestellt. Hochwasser gibt es nicht nur, weil Bäche, Flüsse oder Seen über die Ufer treten. Auch Regen, der nicht im Boden versickern kann und über das offene Gelände abfliesst, kann zu Überschwemmungen führen. Dieses Oberflächenwasser verursacht bis zu 50 Prozent der Hochwasserschäden und ist in den letzten Jahren vermehrt aufgetreten. Beispiele dafür gab es in den vergangenen Monaten verschiedene, etwa in Lausanne im Juni 2018 oder in Zofingen im Juli 2017 (siehe Box). Mit dem wärmeren Klima ist mit heftigeren und häufigeren Niederschlägen und somit auch mit mehr Oberflächenabfluss zu rechnen. Die neue Karte helfe der Schweiz, sich an dieses Phänomene anzupassen.

Rund zwei Drittel der Gebäude betroffen

Die landesweite Karte zeigt, welche Gebiete gefährdet sind und wie tief sie unter Wasser stehen können. Für die Karte wurde für die ganze Fläche der Schweiz ein Computermodell entwickelt. Wichtig für die Berechnung sind neben der Niederschlagsmenge, der Bodenbedeckung und -beschaffenheit sowie der Speicherkapazität des Bodens auch ein hochaufgelöstes digitales Geländemodell. Die daraus resultierende Karte zeigt, wo Oberflächenwasser abfliesst, welche Flächen betroffen sind und wie hoch das Wasser stehen kann.

Gemäss Angaben sind rund zwei Drittel der Gebäude in der Schweiz potenziell von Oberflächenabfluss betroffen. Die Karte dient Architekten, Bauherren, Planern, Behörden oder Interventionskräften bei der Planung von Schutzmassnahmen. An Gebäuden können relativ einfache Massnahmen das Wasser abhalten und so Schäden vermeiden: Zum Beispiel, indem man Lichtschächte erhöht oder bei Tiefgarageneinfahrten Sperren oder kleine Geländekuppen anbringt.

Die Gefährdungskarte Oberflächenabfluss deckt auch besiedelte Gebiet ab und kann darum der Landwirtschaft für Bodenschutzmassnahmen dienen. Der Kanton Luzern verwende die Karte seit zwei Jahren und ziehe eine positive Bilanz, heisst es in der bundesrätlichen Mitteilung.

Werde der Schutz vor Oberflächenabfluss bei einem Bauprojekt bereits in der Planungsphase berücksichtigt, entstünden keine oder nur geringe Mehrkosten, verspricht der Bund. Die Gefährdungskarte Oberflächenabfluss Schweiz steht nun allen Kantonen, Versicherungen, Bauherren und allen weiteren interessierten Kreisen online unter www.map.geo.admin.ch frei zur Verfügung. Es wird darauf hingewiesen, dass die Gefährdungskarte keine Rechtsverbindlichkeit habe, sondern informativen Charakter und die bereits vorhandenen Gefahrenkarten der Kantone ergänze. Die Schweiz sei eines der ersten Länder, das eine Karte zum Oberflächenabfluss realisiert hat und nehme damit auf diesem Gebiet international eine führende Rolle ein.

Weitere Informationen sind zu finden unter: www.bafu.admin.ch/oberflaechenabfluss

Ein Überblick über konkrete Massnahmen zum Schutz von Gebäuden findet sich ferner unter: www.schutz-vor-naturgefahren.ch/wasser

 

 

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