Medikamente am Steuer: die unterschätzte Gefahr
Medikamente können die Fahrfähigkeit beeinträchtigen, doch diese Gefahr wird auf Schweizer Strassen oftmals unterschätzt. Mit einer neuen Kampagne wollen die bfu – Beratungsstelle für Unfallverhütung, die Verbindung der Schweizer Ärztinnen und Ärzte FMH und der Schweizerische Apothekerverband pharmaSuisse alle Verkehrsteilnehmenden für das Problem des Medikamenteneinflusses sensibilisieren. Das Ziel: Die Zahl der schweren Unfälle soll sinken.
Medikamente nehmen und Fahren vertragen sich nicht immer. Bei Unfällen aufgrund von Medikamenten- oder Drogenkonsum werden auf Schweizer Strassen jährlich rund 150 Personen schwer verletzt oder getötet. Mehrere Studien legen nahe, dass die effektive Zahl sogar deutlich höher liegt.
Zwar ermöglichen gewisse Medikamente kranken Menschen (z. B. bei Epilepsie oder Diabetes) überhaupt erst das Fahren. Doch rund 3500 in der Schweiz erhältliche Heilmittel und Medikamente können die Fahrfähigkeit beeinträchtigen. Etliche Medikamente – zum Beispiel gegen Grippe, Heuschnupfen oder Migräne sowie Schmerzmittel, Blutdruckmedikamente oder die Kombination mehrerer Präparate – können die Urteilsfähigkeit, die Konzentration oder das Sehvermögen einschränken. Viele dieser Arzneien sind rezeptfrei erhältlich.
Patienten und Fachleute gleichermassen verantwortlich
Mit der Botschaft «Erst fragen, dann fahren!» lancieren die bfu, die FMH und der Schweizerische Apothekerverband pharmaSuisse eine Kampagne, um Patienten auf die Problematik hinzuweisen und so die Zahl der schweren Unfälle zu senken. Die Kampagne umfasst Plakate, Videos, Flugblätter sowie Warnaufkleber für Medikamentenverpackungen. Das kostenlose Kampagnenmaterial wird Gesundheitsfachpersonen zur Verfügung gestellt, die ihre Kunden und Patienten zum Thema beraten. Das Material ist auch online bestellbar.
Fahrzeuglenkerinnen und -lenker, die Medikamente einnehmen, sollten folgende Punkte beachten:
- Erkundigen Sie sich bei einer Fachperson (Arzt, Apotheker, Drogist), welche Wirkungen die Heilmittel haben könnten. Oft gibt es andere, gleichermassen wirksame Medikamente, die die Fahrfähigkeit nicht beeinträchtigen.
- Eine Umstellung Ihrer Medikamente, z.B. eine andere Dosis, kann Ihre Fahrfähigkeit ebenfalls beeinflussen. Besprechen Sie dies mit einer Fachperson.
- Seien Sie vorsichtig, wenn Sie Schlafmittel einnehmen: Diese können auch am Folgetag noch Wirkung zeigen.
- Halten Sie die vorgeschriebene Dosis ein oder wenden Sie sich an eine Fachperson.
- Trinken Sie keinen Alkohol, wenn Sie Medikamente einnehmen: Er kann die Wirkung verstärken oder aufheben.
Zur Kampagne: www.fragen-dann-fahren.ch
Text: bfu – Beratungsstelle für Unfallverhütung