Langfinger verursachen Milliardenschäden

Obwohl sie 2019 wieder Milliarden in Prävention und Sicherheitsmassnahmen investierten, müssen Handelsunternehmen in Deutschland grosse Inventurdifferenzen in Kauf nehmen. «4,4 Milliarden Euro entgingen 2019 dem Handel durch Diebstähle und organisationsbedingte Verluste – das sind rund 5 Prozent mehr als im Vorjahr», so Frank Horst, EHI-Sicherheitsexperte die Ergebnisse einer aktuellen Studie.

Inventurdifferenzen, Ladendiebstahl
© EHI

«Rein statistisch gesehen wird durch jede Person in Deutschland ein Warenwert von knapp 30 Euro pro Jahr gestohlen», kommentiert Frank Horst, Sicherheitsexperte vom EHI Retail Institute ist ein Forschungs- und Beratungsinstitut für den Handel und seine Partner die Ergebnisse einer aktuellen Studie.

Schaden durch Diebstahl

Hinter den hohen Zahlen steckt vor allem eins: Diebstahl. Von den 4,4 Mrd. Euro Inventurverlusten (branchengewichtete Hochrechnung für den gesamten deutschen Einzelhandel) entstehen 3,75 Milliarden durch Entwendung, wie das EHI schreibt. Waren im Wert von 2,44 Milliarden Euro würden durch Kundinnen und Kunden gestohlen, 950 Millionen würden von eigenen Mitarbeitenden entwendet und bei 360 Millionen Verlust handle es sich um Diebstähle durch Lieferanten und Servicekräfte. 660 Mio. Euro Schaden entstünden durch organisatorische Mängel, beispielsweise durch falsche Preisauszeichnung. Dem Staat entstehe mit dem Diebstahl ein volkswirtschaftlicher Schaden von 510 Millionen Euro im Jahr durch die Mehrwertsteuer Ausfälle.

Kosten durch Prävention

Dem Einzelhandel schwächen die Inventurdifferenzen erheblich die Rendite. Setze man die entgangenen Verkaufspreise in Bezug zum Bruttoumsatz, entspräche das einem Wert von rund 1 Prozent des Umsatzes. Zusammen mit den Ausgaben für Diebstahlprävention und Sicherungsmassnahmen entgehe dem Handel so rund 1,32 Prozent seines Umsatzes, betont das EHI.

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Auch wenn das Thema Diebstahl ein Dauerbrenner ist: 2019 sind laut EHI die angezeigten Ladendiebstähle laut polizei­licher Kriminalstatistik um 3,9 Prozent auf insgesamt 325’786 Fälle (Vorjahr 339’021) zurückgegangen. Während die Zahl der einfachen Ladendiebstähle seit 1997 nahezu kontinuierlich gesunken ist, haben sich schwere Ladendiebstähle in den letzten dreizehn Jahren nahezu verdreifacht, wie es in der Medienmitteilung heisst. Durch die hohe Dunkelziffer von über 98 Prozent besitze die Statistik nur eine eingeschränkte Aussagefähigkeit. Aus dem durchschnittlichen Schaden aller angezeigten Diebstähle und dem tatsächlichen Schaden im Handel ergebe sich, dass jährlich rechnerisch über 22,2 Millionen Ladendiebstähle mit je einem Warenwert von 110 Euro unentdeckt bleiben würden. «Klaurenner» variieren – je nach Handelsbranche und Unternehmen – von Akkus und alkoholischen Getränken bis Zahnbürstenaufsätzen und Zigaretten.

Datenbasis: An der aktuellen Untersuchung beteiligten sich 81 Unternehmen bzw. Vertriebsschienen mit insgesamt 22’849 Verkaufsstellen, die einen Gesamtumsatz von rund 102,1 Milliarden Euro erwirtschaftet haben. Die durchschnittliche Verkaufsfläche der beteiligten Geschäfte beträgt 1’220 m2.

Quelle: EHI

 

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