Neuer Studiengang für Ingenieurmethoden im Brandschutz
Bereits im Herbst soll der erste ETH-Studiengang MAS «Fire Safety Engineering» starten. Er wird die relevanten Grundlagen von Ingenieurmethoden im Brandschutz vermitteln. Im Gespräch Andrea Frangi, Dozent und Programmleiter am Institut für Baustatik und Konstruktion an der ETH Zürich.
Eine Ausbildung als Brandschutzfachmann oder -experte existiert in der Schweiz. Aber diese Bildungsangebote decken nicht in allen Teilen den ingenieurmässigen Brandschutz ab. Aus diesem Grund hat die im November 2018 gegründete Berufsvereinigung SFPE Switzerland auf ihre Fahne geschrieben, zusammen mit der ETH Zürich einen MAS-Studiengang «Fire Safety Engineering» (MAS ETH FSE) zu lancieren.
Weshalb braucht es überhaupt einen solchen Studiengang? Vermehrt würden unkonventionelle Bauprojekte realisiert, die teilweise vom Standard abwichen, sagte damals David Grossmann, Präsident SFPE Switzerland (vgl. SicherheitsForum 6/2018). In solchen Fällen komme verstärkt der ingenieurmässige Brandschutz zum Zug. Will heissen, entsprechende Kompetenzen sind gefragt. Ein neuer Studiengang, unterstützt von den Fachverbänden, will diese Fähigkeiten vermitteln.
Was wird konkret der Inhalt des neuen MAS-Studiengangs sein, den die ETH ab Herbstsemester anbietet?
Andrea Frangi, Professor am Institut für Baustatik und Konstruktion, ETH Zürich: Ziel des neuen MAS «Fire Safety Engineering» ist die Vermittlung eines ganzheitlichen, wissenschaftlich fundierten Verständnisses der relevanten Grundlagen des Brandschutzingenieurwesens. Mit dem Programm bilden wir Brandschutzingenieurinnen und -ingenieure aus, die spezifische Brandgefahren ganzheitlich beurteilen und analysieren können. Darauf aufbauend können sie objektspezifische Schutzzielanforderungen festlegen und die optimalen risikobasierten beziehungsweise leistungsorientierten Brandschutzlösungen mithilfe von Ingenieurmethoden projektieren und bemessen.
Die Kernthemen der fünf geplanten Module sind die physikalischen und chemischen Grundlagen für den Lastfall Brand, die Grundlagen für die risikobasierte Nachweisführung im Brandschutz und den organisatorischen (z.B. Evakuation), baulichen (z.B. Heissbemessung) und technischen Brandschutz.
Welche Voraussetzungen müssen die Teilnehmenden mitbringen, um teilnehmen zu können?
Frangi: Das Zielpublikum sind Ingenieure und Naturwissenschaftler mit Masterabschluss der ETH oder einer anderen universitären Hochschule, die sich im Brandschutzingenieurwesen weiterbilden möchten.
Kann die Weiterbildung auch in Angriff nehmen, wer «nur» Praxiserfahrung im Brandschutz hat, jedoch über keinen Hochschulabschluss verfügt?
Frangi: Ja, hochqualifizierte Quereinsteiger, beispielsweise mit Fachhochschulabschluss, die über eine ausgewiesene Berufspraxis und Zusatzqualifikationen in technisch-naturwissenschaftlichen Aspekten verfügen, haben ebenfalls eine Chance.
Werden Sie mit der Weiterbildung die Brandschutzvorschriften 2026 beeinflussen?
Frangi: Der weitere Ausbau der Anwendung von Ingenieurmethoden im Brandschutz ist ein zentrales Thema bei der laufenden vollständigen Überarbeitung der Brandschutzvorschriften. Dadurch können Brandschutzkonzepte und -lösungen noch besser auf Gebäude, Nutzungen, Brandrisiken und Schutzziele abgestimmt und optimiert werden. Dafür sind jedoch ausgebildete Brandschutzingenieurinnen und -ingenieure auf dem Markt Voraussetzung!
Wie viele Teilnehmer brauchen Sie, damit der erste MAS «Fire Safety Engineering» durchgeführt werden kann?
Frangi: Wir werden den ersten MAS «Fire Safety Engineering» ab zehn Teilnehmern starten, ideal wären jedoch 15 Personen. Zurzeit ist das Ziel noch nicht erreicht, aber aufgrund der grossen Relevanz der Weiterbildung auch im Hinblick auf die Brandschutzvorschriften 2026 sind wir optimistisch.