Schweiz schliesst neun Grenzübergänge, WHO spricht von Pandemie

Ab sofort wird im Tessin der Grenzverkehr aus Italien auf die grösseren Grenzübergänge kanalisiert. Neun kleinere bleiben geschlossen, wie die Zollverwaltung EZV heute mitgeteilt hat. Die SBB ihrerseits reduziert den Bahnverkehr nach Italien.

Der Grenzverkehr wird kanalisiert – für die geschlossenen Grenzübergänge werden Alternativen angeboten. Bild: Wikipedia

Covid-19: Heute hat die Weltgesundheitsorganisation WHO die Lage als Pandemie eingestuft (hier geht es zum Beitrag „Pandemieplan im KMU„).

In der Schweiz sind laut BAG, Stand 11. März um 12 Uhr, insgesamt 645 Personen positiv getestet worden, davon 613 bestätigt. Heute ist eine vierte Person, ein 54 Jahre alter Mann, an den Folgen von Covid-19 verstorben.

Stichproben und Kontrollen an der Grenze

Die Grenze zu Italien bleibt offen für Grenzgängerinnen und Grenzgänger. Die Eidgenössische Zollverwaltung (EZV) hat seit Montag ein Monitoringsystem eingerichtet, um die Wirksamkeit der seitens Italien angeordneten Massnahmen zu beobachten. Dies werde mit den zur Verfügung stehenden Mitteln umgesetzt: Man arbeite dabei mit intensivierten Stichproben und risikobasierten Kontrollen. Eine solche Massnahme sei zum Beispiel das Kontrollieren der Grenzgänger-Ausweise. Ausserdem arbeite man mit den italienischen Partnerbehörden zusammen, so die EZV.

Im Rahmen der Kontrollen auf der Strasse und im Bahnverkehr werden Reisende aus Italien auf die bestehenden Reisebeschränkungen im Freizeit- und Tourismusverkehr hingewiesen. Ihnen wird empfohlen, wenn immer möglich von Reisen aus Italien in die Schweiz abzusehen.

Geschlossener Grenzübergang und Ausweichmöglichkeiten

Damit die EZV diese Aufgaben gezielt umsetzen könne, habe sie entschieden, ab sofort den Grenzverkehr aus Italien auf die grösseren Grenzübergänge zu kanalisieren. An neun kleineren Grenzübergängen werden die bereits installierten Barrieren geschlossen. Reisende sind gebeten, auf die übrigen angegebenen Grenzübergänge auszuweichen (-> Ausweichmöglichkeit auf Grenzübergang):

  • Pedrinate -> Ausweichmöglichkeit Chiasso strada (Ponte Chiasso)
  • Ponte Faloppia -> Novazzano Brusata (Bizzarone) o Chiasso strada
  • Novazzano Marcetto -> Novazzano Brusata (Bizzarone) o Chiasso strada
  • San Pietro di Stabio -> Stabio Gaggiolo
  • Ligornetto Cantinetta -> Stabio Gaggiolo
  • Arzo -> Stabio Gaggiolo o Brusino Arsizio
  • Ponte Cremenaga -> Fornasette o Ponte Tresa
  • Cassinone -> Fornasette
  • Indemini -> Dirinella (Zenna)

Diese neun Grenzübergänge bleiben laut Angaben bis auf Weiteres geschlossen. Die EZV verfolge die Lageentwicklung aufmerksam und stehe im Kontakt mit den in- und ausländischen Partnerbehörden.

Einschränkungen der Bahn

Wegen den strengen Reisebeschränkungen in Italien hat Trenitalia umfangreiche Angebotsreduktionen im nationalen Fernverkehr umgesetzt. Dies betrifft nach Angaben hauptsächlich Verbindungen in Norditalien, aber auch Verbindungen in die Hauptstadt Rom.

SBB: keine Direktzüge nach Venedig

Als Sofortmassnahme werden die beiden Züge, die von Zürich respektive Genf via Mailand bis nach Venedig verkehren, seit 10. März nur noch bis Mailand geführt. Ab 12. März kürzt die SBB zudem weitere Verbindungen im Verkehr zwischen der Schweiz und Mailand. Diese Züge verkehren dann nur noch auf dem Schweizer Streckenabschnitt bis Chiasso respektive Brig, wie die SBB schreibt.

  • Auf der Gotthardachse betrifft dies drei von insgesamt neun EC-Verbindungen (Zürich ab 7.10, 11.10 und 15.10 Uhr sowie Milano ab 11.10 Uhr, 15.10 und 19.10 Uhr), die nur noch zwischen Chiasso und Zürich verkehren.
  • Auf der Simplonachse sind zwei von sieben Verbindungen betroffen (Genf ab 5.39 Uhr und Basel SBB ab 12.31 sowie Mailand ab 7.20 und 17.20 Uhr), die nur zwischen Basel respektive Genf und Brig verkehren.

Diese Massnahmen gelten laut SBB vorerst bis und mit Sonntag, 5. April 2020, das Bundesamt für Verkehr (BAV) ist darüber informiert. Für die betroffenen Züge seien keine grenzüberschreitende Reservation mehr möglich. Reisende, die von ausgefallenen Zügen betroffen seien, könnten ihre Billette kostenlos auf andere Züge umbuchen. Fahrausweise mit Reisedatum bis zum 30. April 2020 würden vor der Abfahrt vollumfänglich erstattet, so die Bahn.

Die SBB stelle sicher, dass das nationale Fernverkehrsangebot in der Schweiz nicht beeinträchtigt werde und gleichzeitig ein angemessenes grenzüberschreitendes Angebot aufrechterhalten werden könne.

Im internationalen Bahnverkehr von und nach der Schweiz seien derzeit keine weiteren Einschränkungen geplant, vorbehältlich den aktuellen Entwicklungen der behördlichen Anordnungen, heisst es in der SBB-Medienmitteilung.

Flüge gestrichen

Und schliesslich: Der Flugbetrieb nach Italien fällt aus. Gemäss Swiss-Medienmitteilung werden bis Anfang April alle Flüge nach und von Italien ausgesetzt. (SF)

 

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