Altstadt Bern: Brandschutz-Projekt verläuft harzig

Vor gut einem Jahr startete der Verein CasaSegura ein innovatives Brandschutzkonzept für die historische Altstadt in Bern. Doch das Projekt verläuft eher harzig.

Rauchwarnmelder, Funkrauchmelder
Und so funktioniert das Konzept „CasaSegura“, das auf Funkrauchmelder-Technologie setzt.

Die Untere Altstadt in Bern gehört seit dem Jahr 1983 zum Unesco-Weltkulturerbe. Verheerend, dass es vor über zwanzig Jahren hier an der Junkergasse in den historisch wertvollen Gemäuern lichterloh brannte. Die traurige Bilanz von damals: ein Menschenleben, mehrere Verletzte und fünf zerstörte Altstadthäuser. Der Sachschaden belief sich auf mehrere Millionen Franken.

Funkrauchmelder-Technologie im Einsatz

Ein Grossbrand in einer engen Altstadt ist auch ein Horrorszenario für Blaulichtorganisationen und Brandschutzfachleute. Ein solches Ereignis wie 1997 soll es denn auch in der Berner Altstadt nicht mehr geben. Doch erst 2017 konnte endlich ein Konzept gestartet werden, um ein solches Flammeninferno inskünftig möglichst zu verhindern (vgl. auch SicherheitsForum, Ausgabe 4/17).

Vor gut einem Jahr wurde auf Initiative der Gebäudeversicherung Bern (GVB) der Verein CasaSegura gegründet. Er sorgt für besseren Brandschutz in der Unteren Altstadt, indem er die Liegenschaftseigentümer beim Einbau und Betrieb eines modernen Rauchwarnmelder-Systems unterstützt. Die «CasaSegura»-Lösung, die für die Liegenschaftsbesitzer auf freiwilliger Basis beruht, umfasst immer ein ganzes Gebäude. Mit den Funkrauchmeldern werden insbesondere das Treppenhaus, Kellerräume und die mit viel Holz ausgestatteten Dachgeschosse ausgerüstet. Nicht im Brandschutzkonzept enthalten sind die einzelnen Wohnungen, für die die Eigentümer brandschutzseitig selber verantwortlich sind.

Potenzial liegt bei 500 Gebäuden

Das Projekt „CasaSegura“ basiert primär auf der Rauchwarnmelder-Funktechnologie. Diese lässt sich einfach und ohne Beschädigung der oft denkmalgeschützten Bausubstanz  montieren. Die Funkrauchmelder sind mit einer Übermittlungsbox im Parterre der jeweiligen Liegenschaft vernetzt. Damit wird im Brandfall automatisch via GSM die Einsatzleitzentrale der Berufsfeuerwehr Bern alarmiert, die spätestens innert zehn Minuten vor Ort eintreffen sollte.

Gemäss den Verantwortlichen des Projekts sind derzeit drei Pilotanlagen und zehn Standardanlagen in Betrieb und zeigen, dass die Technologie ohne Störungen funktioniert. Bis Ende 2018 sollen rund 20 weitere Anlagen dazukommen. Auch die Liegenschaften der Stadt Bern und der Burgergemeinde Bern sollen mit Funkrauchmeldern ausgestattet werden, sofern sie nicht bereits über eine Brandmeldeanlage verfügen, wie der Verein CasaSegura schreibt.

Auf Anfrage meinte Markus Caflisch von CasaSegura, dass man sich gewünscht hätte, mehr Liegenschaften ausrüsten zu können. Das Potenzial schätzt Caflisch auf ca. 500 Gebäude. „Viel Überzeugungsarbeit ist nötig“, so Caflisch. Gemäss ihm betragen die Anlagenkosten für eine durchschnittliche Liegenschaft gut 10 000 Franken. Daran beteiligt sich die GVB  mit 25 Prozent.

Dem Verein CasaSegura gehören neben der GVB die Einwohnergemeinde Bern, die Burgergemeinde Bern, der Hauseigentümerverband (HEV) Bern und Umgebung und die Vereinigten Altstadtleiste an.

Historisches Gebäude brannte im Umbau

Dass Brandmelder besonders in einer Altstadt nötig sind, zeigt auch dieses Beispiel: Am Montag, 9. Juli 2018, musste die Berufsfeuerwehr Bern in die untere Altstadt ausrücken. Der Dachstock des historischen Gebäudes „Morellhaus“ an der Postgasse stand in Flammen und sechs Personen aus dem benachbarten Gebäude mussten aus Sicherheitsgründen evakuiert werden. Am 11. Juli konnte die Kantonspolizei Bern auch die Brandursache bekannt geben: Demnach ist das Feuer auf einen technischen Defekt an einer temporären Elektroinstallation  zurückzuführen.

Bei diesem historischen Gebäude im Besitz der Stadt sei vorgesehen, moderne Rauchwarnmelder einzubauen, sagt Caflisch. Doch das Haus sei momentan im Umbau und eine entsprechende Anlage noch nicht installiert.

 

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