Risikobarometer 2020: Betriebsunterbrechung wird von IT-Gefahr verdrängt
Klassische Betriebsunterbrechungen, bis anhin Geschäftsrisiko Nummer eins im globalen Risikobarometer, werden erstmals vom Top-Risiko IT-Gefahren verdrängt. Auch in der Schweiz zeigt sich dieses Bild. Das ist das Ergebnis des neunten «Allianz Risk Barometers 2020».
Die Berichte über spektakuläre Hackerangriffe und Datendiebstähle häufen sich. Unternehmen drohen Schäden in Millionenhöhe, Imageverluste und sogar eine existenzgefährdender Betriebsunterbrechung, wenn Internetkriminelle Daten stehlen, Schadprogramme in Netzwerke einschleusen oder Server mit ihren Attacken lahmlegen. Diese Entwicklung spiegelt sich auch im «Allianz Risk Barometer 2020» wider, für das mehr als 2’700 Risikoexperten weltweit befragt wurden: IT-Gefahren haben das Risiko einer Betriebsunterbrechung als Top-Risiko verdrängt.
Was sagt das Gefahrenbarometer für die Schweiz?
Auch in der Schweiz stehen Cyberrisiken bei den rund 60 Umfrageteilnehmern mit 57 Prozent der Antworten erstmals auf dem ersten Rang vor Betriebsunterbrechung (56% der Antworten), wie die Allianz schreibt. Mit deutlichem Abstand auf Rang 3 folgten mit 34 Prozent die Sorgen vor rechtlichen Veränderungen im Wirtschaftsumfeld wie zum Beispiel Handelskriege oder zunehmender Protektionismus. Ganz neu in den Top 10 ist die Gefahr von Produktrückrufen, Qualitätsmängeln und Serienfehlern (11%). Die Sorge vor Naturkatastrophen nimmt dagegen weiter ab und rangiert nur noch auf Platz 9 (11%). «Cyberangriffe können immer und überall erfolgen. Unternehmen jeder Grösse tun gut daran, sich gegen die neuen Risiken zu schützen. Allein die Allianz Suisse verzeichnet zweistellige Wachstumsraten bei Cyberversicherungen. Gleichzeitig steigt auch die Zahl der Schadenfälle», betont Carlos Casian, Cyberrisk-Experte der Allianz Suisse. «Dennoch sind Cyberversicherungen in der Schweiz derzeit noch ein Nischenprodukt. Das wird sich in den kommenden Jahren sicherlich ändern», ist Casian überzeugt.
Unternehmen könnten zudem grosse Verluste nach Betriebsunterbrechungen erleiden, wenn kritische Daten, Systeme oder Technologien nicht verfügbar seien – entweder durch eine technische Panne oder nach einem Cyberangriff. «Viele Vorfälle sind das Ergebnis einer Unaufmerksamkeit von Mitarbeitern. Das Risiko Mensch können Unternehmen nur mit gezielten Mitarbeiterschulungen in den Griff bekommen. Hier besteht unseres Erachtens noch viel Handlungsbedarf», sagt Ivo Heeb, Chief Underwriter Financial Lines der AGCS in der Schweiz.
Klimawandel bereitet Sorge
Weltweit verdrängen IT-Gefahren (39% der Antworten) das Risiko einer Betriebsunterbrechung (37% der Antworten) auf den zweiten Platz. Betriebsunterbrechung hatte seit 2013 den Spitzenplatz im Ranking inne, damals lag Cyber noch mit 6 Prozent der Antworten auf Platz 15. Die Sorge vor rechtlichen Veränderungen im Wirtschaftsumfeld (Platz 3 mit 27%) und die Folgen des Klimawandels (Platz 7 mit 17%) sind weltweit die grössten Aufsteiger im «Allianz Risk Barometer 2020». «Cybergefahren und der Klimawandel sind die beiden grossen Herausforderungen für Unternehmen im neuen Jahrzehnt», sagt Joachim Müller, CEO der AGCS. Falls sich Vorstände und Risikomanager nicht mit Cyber- und Klimarisiken beschäftigen, könnte dies die operative Leistung, die Finanzergebnisse und die Reputation ihrer Unternehmen massgeblich beeinträchtigen, so Müller.
Grössere und komplexere Betriebsunterbrechung
Allerdings halte auch der Trend zu grösseren und komplexeren Betriebsunterbrechungen (BU) unvermindert an. Die Ursachen würden immer vielfältiger und reichten von Bränden, Explosionen oder Naturkatastrophen über Ausfälle in digitalen Lieferketten bis hin zu politischer Gewalt, so die Allianz. «Heutzutage ermöglichen digitale Lieferketten und Plattformen eine vollständige Transparenz und die Rückverfolgbarkeit von Waren. Ein Brand in einem Rechenzentrum, eine technische Panne oder ein Hackerangriff können jedoch teure Ausfälle für mehrere Unternehmen gleichzeitig verursachen, die alle ein und dasselbe System nutzen und nicht schnell zu manuellen Prozessen zurückwechseln Können», sagt Christoph Müller, CEO der AGCS in der Schweiz. Unternehmen seien ausserdem zunehmend den direkten oder indirekten Auswirkungen von Unruhen, Aufständen oder Terroranschlägen ausgesetzt. Quelle: Allianz Suisse
Weitere Informationen zu den Ergebnissen des Allianz Risk Barometers 2020 finden Sie hier: https://ots.ch/7wicfe