Schutz bei Arbeiten in Kälte und Wind
Wer bei eisigen Temperaturen im Freien arbeitet, kann sich unterkühlen oder sich Erfrierungen einhandeln. Arbeitgeber müssen ihre Mitarbeitenden gut vorbereiten und schützen.
Die kalte Jahreszeit steht vor der Tür und so wie sich Arbeitnehmer im Sommer vor der Sonne schützen müssen, muss auch der Schutz vor Kälte gewährleistet sein.
Bei Tätigkeiten im Freien kann die Kombination aus niedrigen Temperaturen und Wind die körperliche Leistungsfähigkeit erheblich beeinträchtigen und das Unfallrisiko erhöhen. Unterschätzt wird dabei oft der sogenannte Windchill-Effekt: Bereits ein leichter Wind sorgt dafür, dass sich die Temperatur viel kälter anfühlt, als sie tatsächlich ist. Der Körper kühlt schneller aus, was zu Unterkühlungen führen kann. Besonders gefährlich wird es, wenn die körperlichen Funktionen beeinträchtigt werden – sei es durch klamme Finger, steife Muskeln oder eine verlangsamte Reaktionszeit. Menschen können sich durch Kälte schlechter konzentrieren, das Unfallrisiko steigt.
Windchill-Faktor: Was steckt dahinter?
Der Windchill-Faktor beschreibt den Unterschied zwischen der tatsächlichen Temperatur und der gefühlten Temperatur. Wenn der Wind über die Haut weht, wird die isolierende Luftschicht, die sich normalerweise um den Körper bildet, weggeblasen. Der Körper kühlt schneller aus, als es bei Windstille der Fall wäre – selbst wenn die gemessene Temperatur gar nicht so extrem niedrig ist.
PSA: Die richtige Ausrüstung ist entscheidend
Unter diesen Bedingungen hilft nur die richtige Schutzkleidung. Arbeitgeber sind verpflichtet, allen Beschäftigten, die Kälte ausgesetzt sind, angemessene Schutzkleidung zur Verfügung zu stellen. Dazu gehören unter anderem wind- und wasserdichte Jacken, isolierende Unterkleidung sowie Handschuhe, Kopfbedeckungen und geeignete Schuhe. Diese Kleidung muss den geltenden Normen entsprechen und sicherstellen, dass sie ausreichend vor Kälte schützt. Wichtig ist auch, dass die Kleidung atmungsaktiv ist, um den Schweiss nach aussen abzuleiten. Bei schlechten Sichtverhältnissen sollten Reflektoren ausserdem für die nötige Sicherheit sorgen. Abgetragene oder unzureichende Schutzkleidung muss rechtzeitig erneuert werden – die Kosten dafür trägt der Arbeitgeber.
Beheizte Aufenthaltsräume: Rückzugsorte gegen die Kälte
Bei extrem niedrigen Temperaturen sollten Arbeitgeber darauf achten, den Mitarbeitenden regelmässig die Möglichkeit zu bieten, sich in beheizte Aufenthaltsräume zurückzuziehen. Besonders im Baugewerbe gibt es klare gesetzliche Vorgaben, dass solche Räume wettergeschützt und beheizt sein müssen, um den Arbeitenden eine Pause bei mindestens 21 °C zu ermöglichen.
Diese Räume sollten ausserdem über einen Windfang an der Aussentür verfügen, um den Wärmeverlust so gering wie möglich zu halten. Regelmässige Aufwärmphasen sind essenziell, um den Körper warm und leistungsfähig zu halten.
Weitere Massnahmen für sicheres Arbeiten bei Kälte
Neben der persönlichen Schutzausrüstung und beheizten Pausenräumen gibt es eine Reihe weiterer Massnahmen, die die Sicherheit bei Kälte verbessern können:
- Beschränkung der Arbeitszeit im Freien: Die Arbeitszeit im Kältebereich sollte so kurz wie möglich gehalten werden, um eine zu starke Abkühlung des Körpers zu vermeiden.
- Regelmässige Arbeitsunterbrechungen: Arbeitnehmer sollten regelmässig Pausen einlegen, um sich in beheizten Räumen aufzuwärmen.
- Erholungszeiten und zusätzliche Pausen: Längere und häufigere Pausen helfen dabei, die Körpertemperatur aufrechtzuerhalten und die Leistungsfähigkeit zu bewahren.
- Wärmeisolierende Matten: Besonders bei ortsfesten Arbeitsplätzen, die längere Standzeiten erfordern, helfen wärmeisolierende Matten, die Kälte vom Boden abzuhalten.
- Beheizbare Fahrerkabinen und Sitze: Bei der Arbeit mit Gabelstaplern oder Baufahrzeugen können beheizte Kabinen und Sitze dafür sorgen, dass die Arbeit trotz Kälte sicher und angenehm bleibt.
- Heisse Getränke: Der Arbeitgeber sollte dafür sorgen, dass heisse Getränke wie Tee oder Kaffee zur Verfügung stehen, um den Körper von innen warm zu halten.
Das Risiko für Erfrierungen oder Unterkühlungen hängt nicht nur von der Temperatur und dem Wind ab, sondern auch von individuellen Faktoren wie Körperbau, Aktivitätsgrad und der Luftfeuchtigkeit. Selbst wenn die äusseren Bedingungen kontrollierbar erscheinen, ist es wichtig, auf die eigenen Warnsignale zu achten. Arbeitgeber sollten daher ihre Mitarbeitenden für dieses Thema sensibilisieren.
Dieser Artikel erschien zuerst in der Ausgabe 5/24 von save. Ein Probeexemplar können Sie hier bestellen.