SPIK mit neuen Lösungsansätzen aus dem In- und Ausland
Am diesjährigen SPIK, der jeweils vom Verein Swiss Police ICT organisiert wird, wurden neue Herausforderungen und Lösungsansätze diskutiert. Schwerpunkte waren verschiedene Bereiche der Polizeiinformatik, aber auch der Einsatzkommunikation.
Der SPIK-Kongress wurde 2017 erstmals zweitägig durchgeführt. Hauptthema des ersten Tages war die Einsatzkommunikation, Stichworte dazu sind Polycom-Werterhaltung sowie dessen Weiterentwicklung zu einem leistungsfähigen Datennetz und die Bevölkerungsalarmierung. Am zweiten Tag war bei der 10. Durchführung nebst den traditionellen Themen rund um die Einsatzzentralen v.a. das Thema Analyse und Visualisierung der Delikte und der Polizeiarbeit ein grosses Thema.
Den Kommunikationstag eröffnete Thomas Baumann, der stellvertretende Leiter der Pressestelle des Polizeipräsidiums München. Das Thema: Der Münchner Amoklauf und die damit einhergehende Krisenkommunikation vor den Hintergrund der operativen Einsatzbewältigung.
Ausgangslage: Über 80% der Bevölkerung nutze täglich das Internet; gleichzeitig lösten sich klassische Medienstrukturen mittelfristig auf, so Baumann. Vor diesem Hintergrund entfaltete sich ein eindrückliches Mengengerüst: Infolge des Amoklaufs gingen 4‘761 Anrufe bei den Einsatzzentralen ein; über Social Media waren es 72‘000 «Tickets». Vor allem Meldungen besorgter Bürgerinnen und Bürger, die Besorgniserregendes festgestellt haben wollten – mit dem Resultat unzähliger flankierender Einsätze.
Das Fazit der erfolgreichen Bewältigung eines traurigen Ereignisses: Krisenkommunikation über Radio und Fernsehen allein funktioniert nicht mehr. Um keine Zeit zu verlieren, müssten Bürger dort erreicht werden, wo sie seien: Auf ihren Smartphones, so Baumann. Und die Polizei muss es schaffen, alle Ängste und Sorgen ernst zu nehmen.
Harmonisierung der Polizeiinformatik
Dass im Mittelpunkt der Mensch steht – gerade auch die Einsatzkräfte, welche die Technologie zu unterstützen hat – war eine zentrale Aussage von Stefan Blättler, Kommandant der Kantonspolizei Bern, der als Präsident der KKPKS den zweiten Tag eröffnete.
Er unterstrich die in der Schweiz beispiellose Harmonisierung über Kantonsgrenzen hinweg, die in der Polizeiinformatik erreicht wurde: «Dieser visionären Grundlage gilt es nun Leben einzuhauchen», hielt Blättler fest. Im Bereich der Einsatzzentralen und der Polizei-Applikationen sei die Digitalisierung mit Programmen wie dem schweizweiten Notrufdienst-Management (DLWL), dem digitalen Polizeiposten Suisse ePolice für Fahrrad- oder Mofadiebstähle oder auch das Sondereinheiten-App (SOE) bereits weit fortgeschritten. Grossen Handlungsbedarf sieht Blättler hingegen im Bereich der Telekommunikationsgeräte, u.a. beim Betrieb von Polycom: «Eine schweizweite Harmonisierung wäre sinnvoll.» Schon allein weil die Kantone für die Erneuerungsarbeiten selber aufkommen müssen.
Ein Blick von aussen
Umgeben von Vertretern aus Polizei, Wirtschaft, Politik und der IT-Branche sinnierte der Philosoph und Publizist Ludwig Hasler über das Thema der Digitalisierung. «Alles wird besser. Also schlimmer» lautet die These. Es mag beruhigend wirken, wird der Störfall Mensch digital aus dem Verkehr gezogen – damit entgleite dem Mensch aber auch die Verantwortung, so Hasler. Datenflüsse verselbständigen sich, werden vulnerabler, der Aggressor wird technologisch und anonym. Seine Quintessenz: «So richtig sicher wird eine Gesellschaft, wenn sie die Freiheit abschafft. Digital könnte dies gelingen.»
Am 10. SPIK nahmen insgesamt über 700 Vertreterinnen und Vertreter aus Polizei und Wirtschaft, IT-Experten verschiedener Branchen und Teilnehmer aus der Politik teil. Der jährliche Anlass ist die nationale Plattform für den Erfahrungsaustausch zu den Themen Polizeiinformatik und Bekämpfung von Cybercrime. Neben den acht respektive neunzehn Referaten konnten sich die Teilnehmenden an über 30 Messeständen vom praktischen Nutzen der präsentierten Lösungen überzeugen.
Quelle: Swiss Police ICT