Studie «Sicherheit»: keine signifikanten Vertrauensgewinne

Auch in diesem Jahr wurde die Studie «Sicherheit» durchgeführt. Zahlreiche Personen wurden zu aussen-, sicherheits- und verteidigungspolitischen Themen befragt. 2020 wurde erstmals seit 2009 für keine Institution ein signifikanter Vertrauensgewinn verzeichnet.

© VBS

Die Militärakademie (MILAK) an der ETH Zürich und das Center for Security Studies der ETH Zürich befragen jedes Jahr rund 1200 Schweizerinnen und Schweizer zu aussen-, sicherheits- und verteidigungspolitischen Themen. 2020 wurden die Interviews unmittelbar vor Ausbruch der COVID-Pandemie durchgeführt und zeigen, dass sich noch im Januar 95% der Schweizerinnen und Schweizer im Allgemeinen sicher fühlten (siehe aktuelle Studie Sicherheit). Nach der Zukunftseinschätzung für die Schweiz gefragt, blickten 86% positiv in die Zukunft, gegenüber 13%, die eine pessimistische Prognose abgaben. Der positiven Einschätzung für das eigene Land steht eine pessimistische Beurteilung der zukünftigen Entwicklung der weltpolitischen Lage gegenüber. Wie schon 2019 schätzten 72% der Befragten die weltpolitische Lage als pessimistisch ein.

Hohes Vertrauen in die Institutionen

Laut VBS geniessen die Institutionen in der Schweiz seit Jahren hohes Vertrauen. 2020 wurde allerdings zum ersten Mal seit 2009 für keine Institution ein signifikanter Vertrauensgewinn verzeichnet, wie aus der jüngsten Studie hervorgeht. Am oberen Ende der Skala stehe die Polizei, die zwar nach wie vor einen Wert von 7,9 auf einer Zehnerskala erreiche, allerdings um 0,1 Punkte statistisch signifikant zurückgefallen sei. Die Medien verlören deutlich: Sie haben einen Wert von 5,4 (-0,4 Punkte) erreicht. Auch die politischen Parteien haben laut Angaben an Vertrauen eingebüsst (5,4; -0,2 Punkte).

Gründe für und gegen die Notwendigkeit der Armee

Gemäss Umfrage halten 77% die Schweizer Armee für notwendig (2019: 79%). Als ersten Hauptgrund für die Notwendigkeit würden die Befragten die «Sicherheit des Landes gegen aussen» angeben (44%). Die «Sicherheit im Land» werde von 43% als zweiten Hauptgrund genannt. Schlüsselt man diesen Grund weiter auf, nennen 30% die Katastrophenhilfe, 8% den Schutz der Bevölkerung und 5% die Unterstützung bei Sport- und Grossanlässen, wie es in der Mitteilung heisst. 23% würden die Armee als nicht notwendig erachten. Die Nicht-Notwendigkeit der Armee begründe sich hauptsächlich mit Zweifeln an der Effektivität (44% der Personen, welche die Armee als nicht notwendig erachten).

Hoher sicherheitspolitischer Wissensstand

Ein weiterer Themenkreis hat den Kenntnisstand der Schweizerinnen und Schweizer zu Themen der Armee und Sicherheitspolitik untersuchte. Demnach konnten 45% der Befragten spontan und ohne Hilfestellung Bundesrätin Viola Amherd als Verteidigungsministerin namentlich nennen. 30% wussten über das aktuelle Armeebudget Bescheid (5 Milliarden CHF jährlich) und 47% der Befragten gaben an, von der Weiterentwicklung der Armee (WEA) schon gehört zu haben.

Erneute Befragung nach der Corona-Pandemie vorgesehen

Die Studienreihe «Sicherheit» wird seit 1991 regelmässig durchgeführt. Das Forschungsinstitut LINK erhob die Daten der Studie «Sicherheit 2020» zwischen dem 6. und dem 24. Januar 2020. Dabei wurden 1227 Stimmbürgerberechtigte aus der Deutschschweiz, der Westschweiz und dem Tessin telefonisch befragt. Der Stichprobenfehler liegt bei ±2,9%.

Aufgrund der besonderen Umstände, bedingt durch den Ausbruch der Corona-Pandemie, führt die MILAK im Sommer 2020 zudem eine Nachbefragung zur Studie «Sicherheit 2020» durch, schreibt das VBS. Dabei würden ausgewählte Fragen der Studienreihe «Sicherheit» erneut erhoben. Ziel dieser Nachbefragung sei es, die direkten und indirekten Effekte der Corona-Krise auf die Haltung der Schweizer Stimmbevölkerung in Fragen der Sicherheit und Sicherheitspolitik zu eruieren.

Ansehen der Armee gestiegen

Unabhängig von der Studie «Sicherheit» wird an der MILAK in der Dozentur Militärsoziologie zum Thema «Social Media als Kommunikationskanal der Schweizer Armee» geforscht. In dieser Studie wurde die Schweizer Wohnbevölkerung im Alter von 15 bis 60 Jahren im Rahmen einer repräsentativen Online-Befragung zur Wahrnehmung und Bewertung der Schweizer Armee befragt. Dieses Jahr fiel der Erhebungszeitraum auf den April 2020, also genau auf den Höhepunkt der Corona-Krise. Dies könne als Echtzeit-Feedback zum Corona-Einsatz angesehen werden, schreiben die Verantwortlichen.

Die Auswertung der Antworten der 1246 Befragten zeige, dass während der Corona-Krise (ausserordentliche Lage) die Schweizer Armee von deutlich mehr Personen als notwendig erachtet wurde, nämlich von 76% der Befragten. Dies entspreche einer signifikanten Zunahme gegenüber den beiden Vorjahren, in denen dieselbe Frage ebenfalls online erhoben wurde (2019:  66%; 2018: 64%). Und: Während der Corona-Pandemie stimmten 82% der Aussage zu, die Schweizer Armee unterstütze die zivilen Behörden (2019: 70%; 2018: 71%). Auch die Zufriedenheit mit der Leistung der Schweizer Armee wird im Zeitraum der Corona-Krise deutlich höher bewertet: 2020 seien 63% mit der Armee zufrieden, im Vorjahr waren es 52% und 2018 53%. Dementsprechend setzten im April 2020 69% der Bevölkerung hohes oder sehr hohes Vertrauen in die Schweizer Armee (2019 und 2018: 61%) und 66% gaben an, die Schweizer Armee geniesse bei ihnen persönlich hohes oder sehr hohes Ansehen (2019: 58%; 2018: 56%).

Hingegen bleibe die Zustimmung der Schweizer Wohnbevölkerung zu den Aussagen, die Schweizer Armee schütze Land und Leute, die Schweizer Armee leiste Katastrophenhilfe und die Schweizer Armee leiste ihren Beitrag zur internationalen Friedensförderung von 2018 und 2019 zu 2020 statistisch unverändert.

Die jährlich erscheinende Studie «Sicherheit» wird von der Militärakademie (MILAK) an der ETH Zürich und dem Center for Security Studies (CSS) der ETH Zürich durchgeführt. Die Datenerhebung erfolgte durch das LINK Meinungsforschungsinstitut. Dieses Jahr wurden die Daten unmittelbar vor Ausbruch der Corona-Pandemie in der Schweiz zu Themen der Sicherheit und Sicherheitspolitik erhoben. Der Stichprobenfehler liegt bei ±2.8%.

Quelle: VBS

 

 

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