«Unser Grundauftrag bleibt der Vollzug und die Kontrolle»
Während der Pandemie waren die registrierten Freizeitunfälle zwar rückläufig – für die Suva kein Grund, neben der Verhütung von Arbeitsunfällen auch im Bereich Freizeitprävention aktiv zu bleiben. Denn auch bei Freizeitunfällen entstehen für das Unternehmen Kosten, wenn die Mitarbeitenden nicht zur Arbeit kommen können. Die Redaktion von SAFETY-PLUS sprach mit dem Suva-CEO Felix Weber über die Stossrichtung der Präventionsstrategie.
Herr Weber, in welche Präventionskernbereiche wird die Suva stärker investieren?
Wir verfolgen unser Präventionsprogramm 2020+. Im Rahmen dieses Programms fokussieren wir auf die Präventionskultur. In dieser soll es für alle Mitarbeitenden eines Betriebs eine Selbstverständlichkeit sein, auf Sicherheit und Gesundheit zu achten. Auf diesem Weg unterstützen wir die Betriebe mit unserer Beratungsleistung und konkreten Präventionsangeboten. Das Thema Präventionskultur wird selbstverständlich auch im Rahmen der weiterhin wichtigen Präventionsschwerpunkte Asbest, lebenswichtige Regeln, schwere körperliche Belastungen, Schutz vor natürlicher UV-Strahlung, sichere Lehrzeit etc. von zentraler Bedeutung sein. Diese Schwerpunkte sind wichtige Themen der kommenden Jahre.
Das Risiko, in der Freizeit zu verunfallen, bleibt womöglich weiterhin konstant hoch. Was bedeutet das für die Präventionsarbeit der Suva?
Uns ist es wichtig, den Unternehmen aufzuzeigen, dass auch dann Kosten entstehen, wenn die Mitarbeitenden in der Freizeit verunfallen und deswegen ausfallen. Die indirekten Kosten sind in der Regel viel höher. Beispielsweise wenn ein Unternehmen durch den Ausfall von Mitarbeitenden einen Auftrag verliert und es dadurch gar zu einer Konventionalstrafe kommt. Diesem Umstand begegnen wir mit einem ganzheitlichen Ansatz: Nämlich die Unternehmen dahin zu sensibilisieren, dass ihre Mitarbeitenden vermehrt auch in ihrer Freizeit auf Sicherheit achten, z.B., dass sie den vorsichtigen Umgang mit einer Bohrmaschine auch zu Hause beherzigen sollten.
Warum richtet sich Ihr Fokus bei den Sportarten in letzter Zeit stark auf den Fussball?
Wir wollen dort aktiv sein, wo wir auch am meisten bewirken können. Beim Fokus Sportarten ist das der Fussball mit den jährlich über 40’000 Unfällen, die passieren. Aber auch beim Schneesport, Velofahren und beim Mountainbiken passieren viele Unfälle. Wenn wir im Betrieb die Unternehmerinnen und Unternehmer zum Thema Arbeitssicherheit ansprechen, nutzen wir die Zusammenarbeit, um auch den Aspekt der Freizeitunfälle zu thematisieren. Es ist uns wichtig, diese Brücke bei unseren Kunden zu bauen.
Wie wird die Suva die Rolle als Durchführungsorgan bei Betriebskontrollen wahrnehmen?
Unser Grundauftrag ist und bleibt der Vollzug des Unfallversicherungsgesetzes (UVG) und die Kontrolle in den Betrieben. Ergänzend dazu setzen wir immer mehr auf digitale Instrumente, um mehr Betriebe zu erreichen. So haben wir beispielsweise die Selbstkontrolle eingeführt, bei der Betriebe mittels Online-Fragebogen eigenständig eine Standortbestimmung vornehmen können. Sie erhalten von uns in der Folge Vorschläge für zielgerichtete Massnahmen und weitere Informationen, um das Sicherheitsniveau zu erhöhen. Bislang nutzen rund 15 000 Kunden unser Angebot. Das ist kein Ersatz für unsere Kontrollen, sondern soll zur Reichweitenerhöhung und zur aktiven Nutzung von digitalen Instrumenten beitragen. Die Kontrolle im Betrieb bleibt jedoch nach wie vor bestehen.
Worin sehen Sie die grössten Herausforderungen für die Suva in den nächsten Jahren?
Was sicher weiter an Bedeutung gewinnen wird, ist die Prävention und das betriebliche Gesundheitsmanagement. In Zeiten des Fachkräftemangels, des Mangels an Lernenden ist das Sorgetragen zu den eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zentral. Hier helfen wir mit praxisorientierten Instrumenten. Man kann bei uns ein breites Präventionsangebot erhalten – von Selfservice-Modulen über die Beratung bis hin zum Angebot der integrierten Sicherheit.