Unternehmensrisiken: Das Sorgenbarometer der CFO

CFOs schätzen die Konjunktur für die Schweiz und ihre wichtigsten Handelspartner deutlich negativer ein als noch im Frühling, wie die aktuelle CFO-Umfrage von Deloitte zeigt. Nebst der Konjunkturschwäche stehen weiterhin der Arbeitskräftemangel und die Inflation zuoberst auf der Sorgenliste. Zudem befindet sich Cybersicherheit wieder unter den Top-10-Risiken.

Mit den sinkenden Temperaturen kommt es in der Schweiz auch zu einer wirtschaftlichen Abkühlung. Dies zumindest ist die Erwartung der CFOs in der Schweiz, wie eine aktuelle Umfrage des Prüfungs- und Beratungsunternehmens Deloitte zeigt. Die befragten CFOs schätzen die Konjunkturlage für die Schweiz und ihre wichtigsten Handelspartner deutlich negativer ein als zuvor.

Grösste Unternehmensrisiken

Gemäss Umfrage wird die Sorgenliste der befragten CFOs von drei Risiken dominiert, bei denen es im Vergleich zum Frühling nur geringe Verschiebungen gab: Neu liegt ein möglicher Konjunkturabschwung auf Platz eins der Sorgenliste. Keine Veränderung zur letzten Umfrage gab es beim Arbeitskräftemangel. Ein robust bleibender Arbeitsmarkt, auf dem rege nach Arbeitskräften gesucht werde, biete einen gewissen Schutz vor einer Konjunkturflaute. Ein allenfalls drohender Konjunkturabschwung mit einem zeitgleich vorherrschenden Arbeitskräftemangel sei daher eine eher ungewöhnliche Kombination, schreibt Deloitte im Zusammenhang mit der Umfrage. Sorgen vor einer anhaltenden Inflation seien auf dem dritten Platz, obwohl die Preissteigerungen jüngst schwächer geworden sei. Auch die Inflationserwartungen der CFOs gehe zurück – sie rechneten in zwei Jahren mit einer Inflation von 1,7%. Im Frühjahr lag dieser Wert noch bei 2,2%. Die aktuelle Entwicklung mit anstehenden Preisanstiegen, etwa bei den Mieten und den Energiekosten, zeige, dass die Gefahr noch nicht gebannt und die wirtschaftliche Lage weiter instabil sei, so Deloitte.

Interessant sei auch, dass die befragten CFOs geopolitischen Risiken eine stark rückläufige Bedeutung im Vergleich zum Frühjahr zuschreiben (jetzt Platz 10, vor einem halben Jahr noch Platz 1). Die jüngsten geopolitischen Entwicklungen würden jedoch darauf hindeuten, dass sich kurz- bis mittelfristig keine Stabilisierung abzeichnen dürfte, was für Unternehmen weiterhin Herausforderungen und Risiken berge.

«Die Kombination aus Nachfrageschwäche, Arbeitskräftemangel und Inflation ist ungewöhnlich und drückt auf die Unternehmensstimmung», analysiert Alessandro Miolo, Managing Partner Audit & Assurance und Geschäftsleitungsmitglied von Deloitte Schweiz, die Umfrageergebnisse. «Auch wenn sich der Schweizer Markt im internationalen Vergleich als stabil und krisenresistent gezeigt hat, dürfen wir uns nicht zurücklehnen. Die weltweiten wirtschaftlichen Unsicherheiten und der starke Schweizer Franken stellen uns vor grosse Herausforderungen, wenn es um die Sicherung des zukünftigen Wirtschaftswachstums, der Stabilität unseres Marktes und des langfristigen Wohlstands der Schweiz geht.»

Bewusstsein für Cybersicherheit wächst

Stärker in den Fokus rückt auch die Cybersicherheit, wie Deloitte schreibt. Zum ersten Mal seit 2021 sei sie wieder unter den Top 10 auf der Risikoliste für Unternehmen. Zurückzuführen sei dieser Prioritätsanstieg auf die immer höhere Anzahl an Cyberattacken auf Unternehmen, die oft gravierende Folgen haben für das operative Geschäft und in Lösegeldforderungen und Erpressungsversuchen resultierten. Die im Frühling und Sommer von Deloitte bei Verwaltungsratsmitgliedern durchgeführte Umfrage swissVR-Monitor habe gezeigt, dass 45 Prozent der Firmen mit über 250 Mitarbeitenden bereits mindestens einmal Opfer einer Cyberattacke wurden. Die nun höhere Gewichtung deute daher auf ein stärkeres Bewusstsein bei den befragten CFOs für dieses akute Problemfeld hin. «Cyber-Sicherheit ist wieder unter den Top-10-Risiken, hauptsächlich wegen zunehmender Bedrohungen. Zudem sind Unternehmen und CFOs besorgt über die potenziellen Kosten von Cyberangriffen, insbesondere bei Betriebsunterbrechungen. Das Thema müsse heute fester Bestandteil der Risikoevaluation von Unternehmen sein. Erfreulicherweise haben das viele Betriebe bereits erkannt», sagt Alessandro Miolo.

Generative KI: hohe Relevanz für finanzielle Prognosen und Prävention

Neben den allgemeinwirtschaftlichen Aussichten und Risiken wurden die CFOs auch nach Anwendungen für generative künstliche Intelligenz (KI) befragt. Kategorisch ausgeschlossen haben nur die wenigsten Unternehmen (8%) die Anwendung von generativer KI, wie das Beratungsunternehmen schreibt. Die Umfrage zeige, dass die meisten Unternehmen erst am Anfang der Integration von KI stünden: 23 Prozent der befragten CFOs haben angegeben, in ihrem Unternehmen werde aktuell damit experimentiert. Die überwiegende Mehrheit will aktuell noch abwarten oder beobachtet zumindest das Vorgehen der Konkurrenz. Als grösstes Hindernis für die Einführung generativer KI in bestehende Arbeitsprozesse wurden fehlende Personalkapazitäten genannt – der Alltagsbetrieb oder Anpassungen an neue Marktbedingungen lasten die Personalkapazitäten bereits aus. Die befragten CFOs gaben jedoch an, dass sie generativer KI ein hohes Potenzial zutrauen. So haben laut Umfrage je über 60 Prozent der Befragten angegeben, dass generative KI beim Erstellen finanzieller Prognosen oder bei der Prävention von Betrug und Missbrauch eine hohe Relevanz haben wird.

Auch bei der Analyse von Finanzberichten oder der Kostenoptimierung erwarten CFOs laut der Umfrage einen hohen KI-Implementierungsgrad. «Generative KI hat enormes Potenzial, aber nur wenige Unternehmen nutzen es bisher. Die Lücke zwischen dem hohen Potenzial und der geringen Nutzung ist eine klare Chance für Wettbewerbsvorteile. Unternehmen sollten nicht zögern und die Konkurrenz beobachten, sondern sofort mit der Implementierung und dem Testen von generativen KI-Anwendungen beginnen. Nicht vernachlässigen dürfen Unternehmen dabei Risiken wie etwa Datenschutz und Datensicherheit, geistige Eigentumsrechte und die Qualität der KI-Ergebnisse», erklärt Alessandro Miolo. «Mit einer
gelungenen KI-Implementierung generieren Unternehmen so aus einem ‹Anschluss nicht verlieren› einen ‹Vorsprung gegenüber der Konkurrenz›.»

Die aktuelle, 46. Deloitte CFO-Umfrage in der Schweiz wurde online vom 5. bis zum 29. September 2023 durchgeführt. Download der Studie hier.

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