UV-Strahlung im Beruf

Bei der Zahl der Hautkrebsfälle liegt die Schweiz im Ländervergleich weit oben. Jedes Jahr erkranken hierzulande etwa 2800 Menschen an einem Melanom, dem schwarzen Hautkrebs. Hauptursache ist der UV-Anteil des Sonnenlichts bei ungeschütztem Aufenthalt im Freien. Dies betrifft viele Arbeitsplätze, vom Bau über Wald und Feld bis zum Betriebshof. Arbeitgeber sind aufgerufen, präventiv zu handeln.

Hautkrebs
©Depositphotos

 

Ob im Strandurlaub, nach einer Bergtour oder auf dem Balkon: Dass zu viel Sonne auf ungeschützter Haut später brennt, hat fast jeder schon mal erlebt. Der Sonnenbrand geht zwar vorbei, doch mit jedem Mal steigt das Risiko für Hautkrebs. Neben dem besonders gefährlichen Melanom wird laut Schweizer Krebsliga rund 25 000-mal im Jahr ein heller Hautkrebs diagnostiziert.

Die Haut vergisst nichts

Bei den Ursachen für eine Zunahme der Hautkrebszahlen kommen mehrere Aspekte zusammen. Zum einen lässt die geschädigte Ozonschicht mehr und mehr UV-Strahlung durch, zum anderen werden Melanome frühzeitiger erkannt. Fatal ist, dass sich die Strahlenbelastung im Laufe des Lebens aufsummiert.

Besonders gefährdet ist jeder, der sich beruflich bedingt viel im Freien aufhält. Das gilt nicht nur für die Baubranche, Landwirte oder Gärtner. Auch Beschäftigte vieler anderer Branchen wie Grünpflege, Strassenunterhalt, Wasserwirtschaft oder Vermessungswesen sind betroffen. Beruflich bedingte Fälle von Hautkrebs können als Berufskrankheit anerkannt werden.

Prävention beim Arbeitenunter der Sonne

Das Entfernen der Gefahrenquelle ist keine Option; die Sonne lässt sich nicht abstellen. Auch eine Substitution ist nicht immer möglich, denn viele Tätigkeiten im Freien lassen sich nicht in Innenräume oder ins Homeoffice verlegen. Daher müssen die Verantwortlichen für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz in einem Unternehmen andere Möglichkeiten zum Schutz gefährdeter Mitarbeiter nutzen, z. B.:

  • Schattenspender nutzen, wo immer dies technisch machbar ist, wie Sonnenschirme, Sonnensegel, Markisen, mobile Pavillons usw.
  • Beim Organisieren von Aufgaben Wetterprognosen und UV-Index berücksichtigen
  • Arbeitszeiten flexibel einteilen, sodass der Aufenthalt in der prallen Sonne minimiert wird, z. B. die frühen Morgenstunden für Aufgaben im Freiland nutzen
  • Mitarbeiter aufklären und für die Hautgefährdung sensibilisieren
  • Geeignete Schutzkleidung ausgeben, idealerweise langärmlig und luftdurchlässig

Für Schutzkleidung gilt: je hochwertiger, leichter und atmungsaktiver, desto höher die Trageakzeptanz. Auch der Kopf mit Gesicht, Nacken und Ohren sollte geschützt werden, z. B. durch Hut mit Krempe oder Helm mit Stirnblende und ­Nackenschutz. Auch der Schutz der Augen durch eine hochwertige Sonnenbrille darf nicht vergessen werden, denn die UV-Strahlung schädigt auch Hornhaut und Netzhaut.

Sonnenschutzmittel als Option

UV-Schutzcremes sollten über einen hohen Lichtschutzfaktor (LSF) verfügen und möglichst parfümfrei und wasserfest sein. Der LSF (oder SPF für Sun Protection Factor) gibt an, um welchen Faktor sich der Eigenschutz der Haut – je nach Hauttyp zwischen 5 und 40 Minuten – maximal verlängert. Geeignete Sonnenschutzmittel sind oft unverzichtbar, sollten aber die letzte Option sein. Einfach nur einen Karton mit Cremes auf der Baustelle abzustellen ist keine Lösung, um sich technische oder organisatorische Schutzmassnahmen zu ersparen.

Wichtig zu wissen: Der Lichtschutzfaktor der Sonnencreme bedingt gründliches Auftragen und Einwirken. Bei B­ewegung, Reiben und Schwitzen kann eine neuerliche Anwendung vonnöten sein. Dies verlängert jedoch keinesfalls die Schutzwirkung! Dazu wäre ein Mittel mit einem höheren LSF notwendig.

Sonnenschutz zum Anziehen

Ursprünglich für den Sport entwickelt, wird spezielle UV-Schutzkleidung inzwischen auch als Berufskleidung angeboten. Doch ist das notwendig? Schützt nicht jedes Kleidungsstück vor der Sonne? Hier gilt es genau hinzuschauen. Denn die Schutzwirkung verschiedener Materialien und Gewebe unterscheidet sich stark und kann zudem durch Nässe oder das Dehnen beim Bewegen nachlassen. Ein verschwitztes weisses Baumwollshirt bietet im Extremfall kaum Schutz, sondern kann – im Gegenteil – wie ein Brennglas wirken.

Daher hat die Textilindustrie Sonnenschutzkleidung aus sehr eng gewebten feinen Fasern entwickelt. Die Stoffe sind leicht und halten dennoch einen Grossteil der Strahlung ab. Das entscheidende Kriterium ist der UPF-Wert (Ultra­violet Protection Factor). Seine Skala reicht von 0 bis 80 und gibt – analog zum LSF von Sonnenmilch – eine Orientierung, um welchen Faktor man die Zeit in der Sonne verlängern kann, ohne einen Sonnenbrand befürchten zu müssen.

Ob und für welche Arbeitsplätze und Tätigkeiten eine solche spezielle UV-Schutzkleidung zwingend erforderlich ist, darüber kann man streiten. Es ist jedoch zu begrüssen, wenn – ähnlich wie bei klimaaktiven und «atmenden» Stoffen – Entwicklungen aus der Sport- und Fitnessbekleidung auch zum Schutz und zur Arbeitserleichterung im Beruf genutzt werden.

Sonne geniessen, aber in Massen

All die berechtigte Vorsicht vor Hautschäden sollte nicht dazu führen, dass wir das natürliche Sonnenlicht als ständige Bedrohung empfinden. Selbst der UV-Anteil der Strahlung ist nicht nur negativ zu sehen, denn wir benötigen ihn, um das ­körpereigene Vitamin D zu bilden. Nicht zufällig macht schönes Wetter mit Sonnenschein gute Laune, und gerade in der dunkleren Jahreszeit kann es wohltuend sein, ein wenig Sonne zu tanken. Wie so oft gilt hier jedoch, dass es auf die Dosis ankommt. Wer in einem Outdoor-Beruf viel Sonne abbekommt, sollte sich konsequent schützen.

Irrtümer zur UV-Gefahr aufgeklärt:

Niemand sollte die Wirkung von UV-Strahlung unterschätzen; sie schädigt die Haut

  • nicht nur im Hochsommer. Schon im April und Mai drohen Hautschäden;
    die höchste UV-Strahlung erfolgt am 21. Juni.
  • nicht nur bei Hitze, die Lufttemperatur sagt nichts über die UV-Intensität.
  • nicht nur in der Mittagszeit. Die Faustregel lautet: Ist man grösser als sein Schatten,
    ist UV-Schutz erforderlich.
  • auch im Schatten, denn Wolken oder Bäume halten nur einen Teil der Strahlung ab.
  • nicht nur am Strand, auch in der Höhe nimmt die UV-Intensität zu.
  • nicht erst bei einem Sonnenbrand. Eine unsichtbare Hautschädigung beginnt bereits früher
    und auch dann, wenn man bereits vorgebräunt ist.
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