WarnApp warnt Lokführer

Im Februar 2015 sind zwei Züge im Bahnhof Rafz ZH zusammengestossen. Sechs Personen wurden verletzt. „Mit der neuen WarnApp hätte dies verhindert werden können“, sagt Manfred Haller von den SBB. Jetzt haben die Bundesbahnen gehandelt.

Auf dem iPad erscheint blitzschnell eine „HALT“-Warnung.

Der Lokführer will trotz Rotsignal starten – ein Fall für das WarnApp.            Fotos: R. Strässle

1500 Lokführer oder 5000 Züge sind täglich mit der neuen App unterwegs. Das System, das seit Mitte August in Betrieb ist, haben die Bundesbahnen heute den Medien vorgestellt. Die SBB sind überzeugt, dass mit der App Zugkollisionen wie diejenige in Rafz im Zürcher Unterland vermieden werden können, denn damals wurde das „Rotsignal“ missachtet. Auch in Granges-Marnand VD vor gut zwei Jahren wurde das „Halt“-Signal im Bahnhof missachtet, was den Lokführer das Leben gekostet hat; zudem wurden mehrere Passagiere verletzt.

Solches soll nicht mehr passieren. Denn: Setzt ein Lokführer seinen Zug im Bahnhof trotz „Rotsignal“ in Bewegung, springt die App im Führerstand ein. In Sekundenschnelle erscheint auf dem iPad eine Warnung mit einem „HALT“-Zeichen. Mehr noch: Ein „nerviger“ Ton schlägt Alarm.

Auf dem SBB-Schienennetz gibt es heute mehr als 40‘000 Abfahren, die überwacht werden. Derzeit erkennt das WarnApp etwas mehr als 70% der Abfahrten – angepeilt werden 90%, heisst es bei den SBB.

iPad: Bewegungssensor erkennt

Wie funktioniert das neue System technisch gesehen? Der Bewegungssensor im iPad erkennt, ob sich dieses bewegt. Auf diese Weise überprüft die App beim Anfahren des Zuges im Bahnhof, ob die Fahrt im Zugnummersystem freigegeben ist. Wenn nicht, wird der Lokführer wie erwähnt mit einer Meldung auf die Situation aufmerksam gemacht.

Die WarnApp im Führerstand funktioniert über das normale Swisscom-Netz. In allen SBB-Bahnhöfen gebe es praktisch keine Funklöcher mehr, sagt Haller. Gemäss ihm liegen die Fehlwarnungen des neuen Systems pro Tag bei weniger als rund 0,6 Prozent.

Keine Bremsung 

Die WarnApp hat nichts zu tun mit dem Zugssicherungssystem wie der Führerstandssignalisierung mit ETCS Level 2 (European Train Control System). Die App warnt lediglich und greift nicht in die Bremsung der Lok ein, wie Haller betont. Er nennt noch eine weitere Einschränkung: Die WarnApp sei nur für den Einsatz im Bahnhof konzipiert, auf offener Strecke funktioniere sie nicht.

Die WarnApp basiere auf den bestehenden Systemen und sei deshalb kostengünstig, so die SBB-Verantwortlichen. Die Rede ist von 1,2 Million Franken Entwicklungskosten.         (rs)

 

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