Warum uns Videokonferenzen derart ermüden

Die weltweite Pandemie und das Homeoffice haben Millionen von Menschen dazu veranlasst, von zu Hause aus zu arbeiten. Die beruflichen sozialen Interaktionen «in Präsenz» wichen einer anderen Kommunikationsform: der Videokonferenz.

Wie uns Videokonferenzen derart ermüden
Bild: depositphotos

Die Videokonferenz ist das umfangreichste Kommunikations-Tool, denn sie kombiniert die Synchronisation von Gesprächen mit der Wahrnehmung von nonverbalen Informationen, welche das Verständnis unter den Gesprächspartnern erleichtern. ¹ Sie ist aber nicht fehlerfrei, und wir werden darlegen, wie die Nutzung der Videokonferenz uns ausknocken kann und was man dagegen unternehmen kann.

Die Informationsflut in der Videokonferenz abbauen

Unser Gehirn kann nur eine bestimmte Anzahl von Informationen gleichzeitig verarbeiten, ² und die Videokonferenz kann es in einen Zustand der geistigen Überlastung versetzen, denn wegen der systemimmanenten Mosaikansicht, die uns die Videokonferenz vorsetzt, erfasst unser Blick zehn Umgebungen, Gesichter und Personen in Bewegung gleichzeitig.

Um dieser Überlastung bei Videokonferenzen mit zahlreichen Teilnehmenden vorzubeugen, sollten Sie einen Darstellungsmodus wählen, bei dem immer nur die Person zu sehen ist, die gerade spricht; Sie reduzieren damit die Informationsmenge, die Sie verarbeiten müssen. Sie können auch Ihr eigenes Videofenster ausschalten. Wir sind nämlich geneigt, uns auf unser Gesicht zu konzentrieren und zu kontrollieren, welches «Bild wir abgeben».

Multitasking vermeiden

Videokonferenzen begünstigen Multitasking, denn anders als bei physischen Treffen sehen unsere Gesprächspartner nicht, was wir tun; wir sind dadurch versucht, nebenher andere Dinge zu erledigen. Im Multitasking-Modus ist unser Gehirn aber nicht dazu in der Lage, Informationen effizient zu verarbeiten, er führt vielmehr dazu, dass wir Zeit verlieren und dass die Fehlerquote steigt. ³ Um während Videokonferenzen die Ablenkungen zu limitieren und Ihre Konzentration zu verbessern, sollten Sie Ihre Kommunika­tionsmittel beschränken. Sie können auch eine To-do-Liste erstellen, auf der Sie Ihre Gedanken notieren. Nach Abschluss der Videokonferenz können Sie dann mit dieser weiterarbeiten.

Geistige Ermüdung vermindern

Wenn das Gehirn zu lange mit ein und derselben Aktivität beschäftigt ist, entwickelt es eine sogenannte geistige Ermüdung, was wiederum unsere Effizienz beeinträchtigt. Videokonferenzen können die Entstehung dieser Ermüdung begünstigen, denn anders als bei physischen Treffen müssen wir uns zwischen zwei Sitzungen nicht von einem Ort zu einem anderen bewegen, man kann die Sitzungen ganz einfach aneinanderreihen.

Es existieren Mittel, die geistige Ermüdung, die von Videokonferenzen ausgeht, zu minimieren. Erstens: Planen Sie kurze Sitzungen (45 Minuten statt einer Stunde), damit alle Teilnehmenden die Möglichkeit haben, nach Abschluss der Sitzung eine Pause einzulegen. Lehnen Sie Sitzungen ab, die zwischen zwei Videokonferenzen geschoben werden und keine Pause mehr zulassen, oder verschieben Sie sie.

Videokonferenzen knocken uns letztlich aus den oben genannten drei Gründen aus – es gibt aber zahlreiche gute Möglichkeiten, der Ermüdung entgegenzuwirken. Nutzen Sie jene, die Sie am besten an Ihre Arbeit anpassen können, und übernehmen Sie wieder die Kontrolle über dieses für die sozialen Interaktionen auf Distanz so wichtige Werkzeug.

 

Quellen:
¹ http://www.senat.fr/fileadmin/Fichiers/Images/opecst/quatre_pages/OPECST_2021_0061_Note_Visioconference.pdf
² D. Kirsh, «A Few Thoughts on Cognitive Overload», Intellectica, Bd. 1, Nr. 30, pp. 19–51, 2000.
³ D. Kahneman, Attention and effort. Prentice-Hall, 1973.

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