Was ändert sich mit der EN 62676?
Seit geraumer Zeit läuft die Video-Security-Norm EN 50132-7 unter EN 62676-4. Inhaltlich wurde nichts Wesentliches geändert, Anpassungen sind jedoch in Arbeit.
Die Video-Security-Norm ist ein Werkzeug für Praktiker. Begründet wird die Änderung auf EN 62676-4 damit, dass die europäische CENELEC-Norm (European Committee for Electrotechnical Standardization) neu als globale IEC-Norm (International Electrotechnical Commission) aufgelegt wurde und somit für die internationale Anwendung angepasst. Im Gegensatz zu anderen Teilen der Norm hat sich inhaltlich der Teil «Anwendungsregeln für Videoüberwachungsanlagen» nicht wesentlich geändert und die Aussagen aus früheren Publikationen zu diesem Thema sind weiterhin gültig.
Mehr Chancen, aber auch mehr Risiken durch Konkurrenz
Mit der Übernahme der Normenreihen durch das IEC ist die Welt insbesondere für Hersteller im Bereich von Videoüberwachungsanlagen und -komponenten ein Stück weit offener geworden. Das bietet Chancen durch einen deutlich grösseren Markt und gleichzeitig Risiken durch die steigende Konkurrenz von aussereuropäischen Herstellern. Seit Längerem ist zu beobachten, dass asiatische Anbieter nach Europa drängen, um hier den etablierten Platzhirschen Marktanteile abzunehmen. Der Kampf ist entsprechend hart und die Preise erodieren. Anfangs konnten die europäischen Hersteller noch mit der hohen Qualität ihrer Produkte punkten, doch auch hier zieht die Konkurrenz nach.
Normenreihe wird angepasst
Um da die Chancengleichheit über alle Hersteller zu wahren, ist es positiv festzustellen, dass die Normenreihe EN 62676 um neue Teile erweitert und bestehende Teile an die aktuellen Anforderungen angepasst werden:
- Der Teil EN 62676-2-3 Videoübertragungsprotokolle – IP-Interoperabilität auf Basis von Webservices ist mit über 1300 Seiten in der englischen Fassung bereits ein sehr umfangreiches Dokument und entsprechend schwierig ist es, den Überblick zu behalten. Da kann man das Vorhaben, dieses Dokument aufzusplitten, nur begrüssen.
- Voraussichtlich Ende diesen Jahres wird mit der EN 62676-5 ein Standard für die Bewertung der Bildqualität von Videokameras in Sicherheitsanlagen veröffentlicht. Bisher existierten keine einheitlichen Vorschriften, was dazu geführt hat, dass die von Herstellern an ihren eigenen Produkten durchgeführten Messungen und deren Ergebnisse oft nicht objektiv vergleichbar war Mit dem neuen Teil in der Normenreihe wird hier Abhilfe geschaffen.
- Professionelle Videoüberwachung ist mittlerweile untrennbar mit Videoanalyse verbunden. Nur durch intelligente Algorithmen kann man in der Flut von Videomaterial effizient das Wesentliche von Unwesentlichem trennen und mit einem auswertbaren Ereignis verknüpfen. Doch gerade hier fehlt es noch immer an einem allgemein gültigen Standard, um Analysesysteme objektiv vergleichen zu können. Erst vor kurzem fand eine Abstimmung durch die Mitglieder des IEC zu einem New Work Item Proposal mit dem Ziel statt, hier einen neuen Standard zu schaffen. Wie alle, die sich mit internationaler Normungsarbeit beschäftigen, genau wissen, verstreichen von der Idee bis zur Veröffentlichung einer neuen Norm einige Jahre. In diesem Fall wird die Arbeit am Standard hoffentlich in zwei bis drei Jahren zur Veröffentlichung der EN 62676-6 Videoanalyse-Performancetests führen.
Fazit
Video Security ist ein Thema, das noch immer in Bewegung ist. Die verwendeten Technologien werden stets weiterentwickelt und die Videoüberwachungsanlage von morgen wird mit jener von heute wenig zu tun haben. Die Normierung tut sich schwer, mit allen aktuellen Entwicklungen Schritt zu halten. Dennoch wurde in den letzten Jahren gerade in diesem Bereich einiges in Gang gesetzt und dieser Prozess wird sich auch in den nächsten Jahren fortsetzen. Der Autor kann nur raten, die Normierung als Chance zu begreifen und insbesondere die Normen der EN-62676-Reihe als Werkzeug für die erfolgreiche Planung, Errichtung und den Betrieb Ihrer Videoüberwachungsanlagen zu verwenden.
Zur Video-Security-Norm EN 62676-4 ist ein weiteres SES-Praxisseminar geplant, und zwar am 30. Januar 2018.