Weshalb viele Videokameras ihren Zweck nicht erfüllen
Netzwerk-Videokameras sind heute in vielen Geschäften ein fester Bestandteil der Sicherheit. Die Videotechnik ist mittlerweile so ausgereift, dass Situationen und Menschen detailliert aufgezeichnet werden können, auch bei schlechten Lichtverhältnissen. Doch viele Kameras verfehlen ihren Zweck oder sind sogar unbrauchbar.
Eine Videokamera ist an einer Hauswand vor einem Laden montiert. Doch was zeichnet diese eigentlich auf? Die Umgebung, die Strasse oder den Eingangsbereich? Für welchen Zweck wurde sie installiert? Wenn diese Punkte nicht exakt definiert sind, verfehlt die Kamera oft ihren Nutzen. „Dann ist das letztlich nur irgendeine Kamera, die an irgendeinem Platz in irgendeine Richtung blickt und irgendetwas aufzeichnet. So entsteht ein Zufallsprodukt. Und ich habe leider das Gefühl, dass ich oft mit Zufallsprodukten zu tun habe“, erklärt Roland Bachofner, Bildforensiker beim Forensischen Institut Zürich.
Fehlendes Wissen verhindert optimale Einstellmöglichkeit
Die Bildforensik untersucht Bildmaterial nach allem, was am Menschen messbar ist. Dazu gehört die Gesichtserkennung, die Vermessung der Körpermasse, Vergleich von Kleidung oder Analyse von Bewegungsdetails. Bei falscher Einstellung oder Justierung einer Kamera können unter Umständen all diese Details nicht eindeutig erfasst und so die Aufnahmen nicht verwertet werden. Laut Bachofner ist dabei nicht die Auflösung der Kamera entscheidend, wie oftmals angenommen. Auf die Pixeldichte im Schutzziel kommt es an. Das bedeutet, dass die Pixeldichte an der zu überwachenden Stelle, also beispielsweise am Eingang eines Ladens oder vor einer Vitrine in einem Museum, am höchsten sein muss. Die Auflösung ist über das ganze Bild immer die Gleiche, jedoch verändert sich die Dichte mit zunehmendem Abstand. Dies kann der Anwender über die Brennweite feinjustieren.
„Meine Erfahrung ist, dass Kamerasysteme immer besser werden und zuverlässig Situationen sowie Menschen im Detail einfangen können. Doch vor allem von der Handhabung im laufenden Betrieb gehen erhebliche Mängel aus. Videoüberwachungssysteme werden durch fehlendes Wissen über die optimalen Einstellmöglichkeiten sehr oft nicht in vollem Umfang genutzt und verfehlen so ihr Ziel völlig“, so Bachofner weiter.
Auch die Kameratechnik ist entscheidend
Kontrast, Lichtempfindlichkeit, Rauschverhalten und Farbwiedergabe sind essenzielle Elemente eines guten Videobildes, für die jedoch auch enorme Rechenleistungen erforderlich sind.
Oft kennen die Anwender die Kamerasysteme und die Technik dahinter nicht im Detail und wissen daher auch nicht, wofür sie genau einzusetzen sind. Es wird darauf vertraut, dass die Kamera „das“ kann. „Zu klein, zu weit weg oder zu dunkel – das sind meine Standardantworten auf Fragen zu Objekten in Bildaufnahmen“, bestätigt Bachofner. Der Anwender muss sich also bei der Montage und der Einstellung einer Kamera die Frage stellen, was überhaupt aufgezeichnet werden soll. Dafür müssen bestimmte Anforderungen festgelegt sein. Für jeden Anwendungszweck sowie jedes Schutzziel sollten daher die folgenden Eigenschaften gewissenhaft geprüft werden:
- Detailgenauigkeit
- Aufnahmewinkel
- Kontrastverhalten
- Lichtempfindlichkeit
- Rauschverhalten
- Farbechtheit
- Forensische Auswertbarkeit
- Vermeidung von Bewegungsunschärfe
Erst wenn diese Punkte genau definiert sind, sind Kameras von Nutzen und deren Videobilder am Ende auch verwertbar. Wenn die Leistungsfähigkeit einer Kamera optimal ausgeschöpft wird, erleichtert dies nicht nur die Arbeit eines Bildforensikers, sondern unterstützt den Betreiber, die Polizei oder andere öffentliche Einrichtungen. Nur so erfüllen Videokameras die ihr zugedachte (Schutz-)Funktion.
Quelle: Axis, Schwartz Public Relations