«Wir wollen unsere Stellung weiter ausbauen»
Swiss Safety, der Branchenverband der Schweizer PSA-Anbieter, hat sich für die Agenda 2022 einige grosse Ziele auf die Fahne geschrieben. Wie es um den Schweizer PSA-Markt bestellt ist und auf welche Milestones der Verband zurückblicken kann, dazu Präsident Dominique Graber im Interview.
Herr Graber, was sind gegenwärtig die grössten Herausforderungen in der PSA-Branche der Schweiz in Bezug auf die Hersteller bzw. Anbieter?
Seitens Hersteller sind momentan nach wie vor Lieferengpässe diverser Materialien ein Thema. Auch die Rezertifizierung nach der neuen EU-Verordnung 2016/425 ist immer noch im Gange. Hier kommen immer wieder Fragen auf, zumal viele Notified Bodies (von der EU benannte Stellen) teilweise verschiedene Interpretationen der Verordnung hervorbringen. Letztlich müssen die zusätzlichen Erfordernisse, welche von Gesetzes wegen auf uns zukommen – unabhängig davon, ob sinnvoll oder nicht –, auch in der Kalkulation berücksichtigt werden. Gerade für die kleineren Hersteller ist letztlich auch die Kostenfolge von Rezertifizierungen nicht unerheblich.
Was hat das für Konsequenzen für die Anwender?
Ähnlich wie die Hersteller kommen auch die Arbeitgeber/Anwender durch angepasste Verordnungen und Gesetze unter Druck. Auch hier ist es teilweise schwierig, die Übersicht zu behalten, geschweige denn, die Mitarbeitenden stets zu schulen und zu instruieren, sodass sie in den entscheidenden Themen im Bereich der PSA «up to date» sind. Oft wird auch die Bedeutung der persönlichen Schutzausrüstung in der Chefetage nicht verstanden – die Folge davon ist, dass gespart wird bei der PSA. Es werden Produkte gekauft, welche nur bedingt akzeptiert und entsprechend nicht konsequent getragen werden. Es lohnt sich also, die Mitarbeitenden in die Auswahl der richtigen PSA miteinzubeziehen, denn nur getragene PSA ist gute PSA. Schliesslich hat jeder in die Arbeitssicherheit investierte Franken einen Return on Invest von Faktor 2,2.
Was steht im Moment auf der Agenda des Verbands?
Als Dach unserer Strategie steht die Vision 2030 – mit welcher wir das Ziel verfolgen, bis 2030 DAS Kompetenzzentrum für PSA in der Schweiz zu sein. Folgende Schritte sind dazu bereits am Laufen respektive in Planung: ein produktneutrales, branchenspezifisches Schulungsprogramm, welches sich aus einem Theorie- und einem Praxisteil zusammensetzt. Die ersten Kurse sind aktuell am Laufen und/oder ausgeschrieben. Angedacht sind Kurse, welche sich mit der Sicherheitskultur und möglichen kulturellen Veränderungen auseinandersetzen – diese sind allerdings erst in Planung. Die «Erschliessung» des Welschlandes in Form einer Geschäftsstelle in der Romandie ist ebenfalls Teil unserer Strategie.
Eine weitere Mitgliederkategorie namens «Vitamin PSA» für Sicherheitsbeauftragte aus der Industrie ist ebenfalls Teil unserer Strategie, um auch hier einen qualitativ hochwertigen Austausch zu generieren. Zudem sind wir gerade in der Endphase der Digitalisierung der Toolbox. Wir konnten für die Umsetzung bereits einen der grössten Arbeitgeber der Schweiz ins Boot holen. Das heisst, dort wird die E-Toolbox bald auf allen Endgeräten zum Abruf und zur Instruktion für Mitarbeitende zur Verfügung stehen.
Der Swiss-Safety-Verband bietet neu auch PSA-Schulungen für verschiedene Branchen an. Wie ist es dazu gekommen?
Die Vermittlung von Know-how ist Swiss Safety ein wichtiges Anliegen. Wir wollten ein sinnvolles Schulungsangebot kreieren, das den Teilnehmenden im Arbeitsalltag hilft, mit PSA richtig umzugehen. Wir tauschten uns intern lange über diese Idee aus, blickten über die Landesgrenzen und diskutierten die Möglichkeiten primär mit unseren Mitgliedern. Zwei von ihnen sind im Schulungsbereich tätig und wussten, was der Branche noch fehlt: eine praxisorientierte Ausbildung rund um PSA. Wir möchten die Anwendung von PSA thematisieren und diese absolut produktneutral und praxisnah schulen.
Wie ist die bisherige Resonanz?
Dazu kann ich noch nicht sehr viel sagen, weil wir erst ganz neu gestartet sind. Das Interesse ist aber grundsätzlich gross, da wir eben keine Verkaufsveranstaltung anbieten, sondern produktneutrale Formate.
Dieses Interview erschien ursprünglich in der gedruckten Ausgabe SAFETY-PLUS 4-2021.
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