Zahlungsverkehr wird transparenter
Die grösste Umstellung im Schweizer Finanzwesen ist auf Zielgerade: der Zahlungsverkehr, der vereinheitlicht wird. Mit dem ISO-20022-Projekt soll auch die Geldwäscherei und Terrorfinanzierung bekämpft werden.
Von der Umstellung im Schweizer Zahlungsverkehr sind alle und alles betroffen: Von der Einzelperson bis zum Grossunternehmen, vom Einzahlungsschein bis zum Kontoauszug. Im Zusammenhang mit dem Zahlungsverkehr wird das bisherige DTA-Format als Standard für die Datenübermittlung durch ISO 20022 abgelöst, die Umstellung der Buchhaltungssoftware bei KMU muss bis am 30. Juni 2018 abgeschlossen sein, wie es auf dem KMU-Portal des Bundes heisst. Ein zentrales Element der Umstellung ist die neue QR-Rechnung, die ab 2019 verfügbar sein soll.
Bekämpfung Geldwäscherei und Terrorismusfinanzierung
Mehr als 70 Staaten – darunter die Schweiz – und rund 20 Organisationen haben sich vor wenigen Tagen an einer Konferenz in Paris verpflichtet, den Kampf gegen die Terrorismusfinanzierung zu verstärken. Bundesrätin Sommaruga erklärte, die Schweiz sei sich als einer der wichtigsten Finanzplätze der Welt ihrer Verantwortung bei der Bekämpfung der Terrorismusfinanzierung besonders bewusst. In diesem Kampf setze der Bund folgende drei Schwerpunkte: die Erkennung der Finanzströme verbessern, die Koordination zwischen den nationalen Akteuren verstärken und die internationale Zusammenarbeit intensivieren.
Das Anliegen der Justizministerin könnte mit der Umstellung im Zahlungsverkehr begünstigt werden. Pascal Born, Projektleiter ISO 20022 beim Softwarehaus Sage, betont beispielsweise: „Die Schaffung zusätzlicher Transparenz und damit einhergehend die Bekämpfung der Geldwäscherei sowie der Terrorismusfinanzierung sind sicher einige der Hauptgründe für die Umstellung auf ISO 20022.“ Zudem müsse das Schweizer Zahlungsverkehrssystem stetig steigenden nationalen und internationalen Anforderungen genügen, so Born.
Aus zwei Systemen wird eins
2012 lanciert die EU das Projekt SEPA (Single Euro Payments Area), welches die weltweite Vereinheitlichung von bargeldlosen Zahlungen zum Ziel hat. SEPA basiert auf einem neuen Standard ISO 20022. Dieser neue internationale Standard für den elektronischen Datenaustausch in der Finanzbranche, der weltweit und insbesondere in Europa eine immer wichtigere Rolle einnimmt, gilt ab Juli 2018 auch in der Schweiz.
Bisher gab es in der Schweiz zwei Zahlungssysteme: Das der PostFinance und das der Banken. Nun werden sie, unter der Leitung von SIX Interbank Clearing, grundlegend harmonisiert und gleichzeitig auf die neuen Standards ausgerichtet. Ziel der Harmonisierung ist es, die Effizienz im Zahlungsverkehr zu steigern, Fehler und Verzögerungen zu verhindern und daraus folgend Kosten zu sparen.
Als erstes Institut hat PostFinance den neuen Zahlungsstandard bereits per 1. Januar 2018 eingeführt.
Die Umstellung betrifft alle
Der Zahlungsverkehr, und somit ISO 20022, betrifft Finanzinstitute, Unternehmen und Kunden. Vom Endkunden bis zum Grossunternehmen sind deshalb alle Akteure der Schweizer Wirtschaft von dieser umfassenden Umstellung betroffen.
Überweisungen, Lastschriften, Avisierung und Reporting aber auch Einzahlungsscheine werden auf das neue System angepasst. Um mit der neuen Zahlungsnorm ISO 20022 arbeiten zu können, müssen Schweizer Unternehmen deshalb ihre Abläufe und Software entsprechend aktualisieren. SIX plant, den Harmonisierungs-Prozess bis 2020 abzuschliessen. Spätestens dann müssen alle Formate vereinheitlicht sein, damit der Informationsaustausch reibungslos funktionieren kann.
Optimierungschancen für Unternehmen
Die Umstellung auf ISO 20022 ist gerade für KMU eine Herausforderung, bietet aber auch grosse Optimierungschancen für Unternehmen jeder Grösse. Durch die einheitlichen Zahlungssysteme können Erfassungsfehler, Rückfragen und Rückweisungen durch Banken verhindert und somit administrativer Aufwand verringert werden, wie Fachleute schreiben. Die vereinheitlichten Prozesse, beispielsweise das vereinfachte Cashmanagement, die verbesserte Datenqualität oder diverse Automatisierungsmöglichkeiten bringen grosse Vorteile mit sich, schreibt der Softwareanbieter Sage.
Was ist konkret zu tun?
Um mit den neuen Standards arbeiten zu können, benötigen sowohl KMU als auch Grossunternehmen eine Buchhaltungssoftware, die den neuen Standard unterstützt. Auch die eingesetzte Hardware muss gemäss dem Softwarehaus gegebenenfalls aktualisiert werden. Wichtig sei ferner, dass das KMU bei seiner Hausbank abkläre, inwieweit sie die neuen ISO-20022-Formate unterstütze, wann die Migration geschehen werde und wie konkret vorgegangen werden müsse.
Quellen: Sage, Bund
Informationen zur Umstellung auf ISO 20022 und Erfahrungsberichte von KMU