Schnelle Schadensabschätzungen stärken den Bevölkerungsschutz bei grossen Erdbeben

Seit Juli 2024 erhalten die Behörden und Einsatzkräfte des Bevölkerungsschutzes bei starken Erdbeben rasche Schadensabschätzungen des Schweizerischen Erdbebendienstes (SED) an der ETH Zürich. Damit können erste Massnahmen schneller und präziser eingeleitet und die Ereignisbewältigung gestärkt werden.

Bild: Depositphotos/destinacigdem

Auch wenn sie nicht häufig auftreten: Erdbeben zählen neben Pandemien und Strommangellagen zu den grössten Risiken der Schweiz und können enorme Schäden anrichten. Nach einem schweren Erdbeben müssen sich die Einsatzkräfte rasch ein Bild der Lage verschaffen, um ihre Ressourcen bestmöglich einsetzen zu können. Schnelle Schadensabschätzungen unterstützen diesen Prozess, insbesondere in den ersten Stunden nach einem Beben, wenn nur begrenzte oder unvollständige Informationen aus dem betroffenen Gebiet vorliegen.

Die neuen Schadensabschätzungen basieren auf dem vom SED entwickelten und 2023 veröffentlichten neuen Erdbebenrisikomodell, das detaillierte Informationen zur Erdbebengefährdung, zum Einfluss des lokalen Untergrunds, zur Verletzbarkeit von Gebäuden sowie zu den betroffenen Personen und Werten kombiniert. Nicht im Modell berücksichtigt werden tageszeit- oder ereignisabhängige Menschenkonzentrationen und ähnliche, veränderliche Faktoren. Ebenfalls nicht abgedeckt sind menschliche und finanzielle Verluste aufgrund von Schäden an Infrastrukturen (z. B. Brücken, Bahnlinien) oder Sekundärschäden (z. B. Feuer, Erdrutsche). Im Ereignisfall kann darum und aufgrund von anderen Modellunsicherheiten der tatsächliche Schaden stark vom modellierten abweichen; trotzdem bietet das neue Produkt in einer unübersichtlichen Situation erste Lageinformationen.

Via Nationale Alarmzentrale an Kantone und Bundesbehörden

Die neue Schadensabschätzung wird den Behörden im Ereignisfall via die Nationale Alarmzentrale im Bundesamt für Bevölkerungsschutz zur Verfügung gestellt. Die NAZ sorgt als zentrale Stelle im Bevölkerungsschutz für die Information aller Partnerorganisationen beim Bund und bei den Kantonen. Ähnliche Prozesse existieren bei Naturgefahrenwarnungen oder Netzausfällen in den Bereichen Energie, Telekommunikation und Verkehr.

Obwohl grössere Schäden erst ab einer Magnitude von etwa 5 zu erwarten sind, wird eine schnelle Schadensabschätzung über das NAZ-Netzwerk bereits für kleinere Beben ab einer Magnitude von 3 zur Verfügung gestellt. Dies hilft sicherzustellen, dass der gesamte Prozess von der Erstellung bis zur Anwendung regelmässig geübt werden kann. Schadensbeben treten in der Schweiz im Schnitt nur alle 8 bis 15 Jahre auf.

Für Öffentlichkeit und Medien sind die Schadensabschätzungen auf der Website des Schweizerischen Erdbebendienstes verfügbar.

Mitfinanziert vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und dem Bundesamt für Umwelt

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und das Bundesamt für Umwelt haben die Entwicklung des Erdbebenrisikomodells und die darauf basierende schnelle Schadensabschätzung zur Stärkung des Bevölkerungsschutzes in der Schweiz mitfinanziert.

Quelle: babs.admin.ch

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