Kontrollsysteme im Flughafen Zürich

Jeder Flughafen wird durch kontinuierliche Security- und Safety-Massnahmen definiert. Im Januar 2014 setzte der Flughafen Zürich eine weitere Gepäckregelung in Kraft. Wie die Passagiersicherheit mittels neuer Kontrollsysteme vereinheitlicht werden soll, konkretisiert Peter Frei, Head Safety & Security des Flughafens Zürich.

In der allgemeinen Wahrnehmung sind Gefahrgüter wohl «seltsame Stoffe», die nur die Industrie benötigt. Beispiele: Säuren, Laugen, entzündbare oder radioaktive Stoffe. Sicher arbeiten einige einheimische Betriebe wie ­beispielsweise nur schon eine Metallfabrik mit Giften, Gasen, Sprengstoffen und Pyrotechnik.

Allerdings, viele nicht ungefährliche Güter werden von der mobilen Gesellschaft ausgeblendet. Laut einem Dossier von Scienceindustries (vormals Schweizerische Gesellschaft für Chemische Industrie, SGCI) fällt nämlich eine Vielzahl von Nahrungsmitteln (UN 1197 Extrakte, Geschmacksstoffe, flüssig), in der Regel auch künstliche Aromen und sicherlich Spirituosen (UN 3065 Alkoholische Getränke mit mehr als 24 Volumenprozent), unter Gefahrengüter.

Dementsprechend könnten nicht nur ein Kanister voller Brennsprit und ein Zündholz unter eine Liste von verbotenen Gegenständen fallen, auch mit Grappa (Mindestalkoholgehalt: 37,5 Volumenprozent) geträufelte Amaretti oder sonstig konzentrierte Spezialwässerchen wären per definitionem Gefahrengut.

Seit spätestens 9/11 sind Sicherheitsaspekte beim Reisen per se und Gepäckkontrollen im Speziellen verschärft worden. Hin und wieder müssen daher Flugpassagiere (siehe Textende) bei der Sicherheitskontrolle «Federn lassen»: Zu liquide Gourmetprodukte, exotische, unversiegelte Luxuslinien wie etwa Chanel- Flacons oder auch nur zu suspekte Feuerzeuge sind zu «entsorgen».

Immer wieder schaffen es jedoch auch Reisende, mit einer in der Hosentasche mitgeschleppten Flasche ungeahndet in Flugzeuge zu steigen. So existieren scheinbar trotz jeglicher Sicherheits-massnahmen und Einrichtungen mit hochmodernen Scannern kleinere Fahrlässigkeiten, geschweige denn gezielte Terrorismusaktivitäten.

Peter Frei, seit November 2013 Head Safety & Security am Flughafen Zürich, sieht denn auch in der komplexen, aber genauen Überprüfung von Flüssigkeiten eine nicht zu vernachlässigende Achillesferse im heutigen Luftverkehr.

Das Cobalt-Insight-100- System ist eine kompakte «Prüfstation» für spektrale Sicherheitschecks.

Kontrolle von kritischen Gütern

Schweizer Sicherheitsspezialisten geben auch zu: Erst nach knapp vereitelten Anschlägen oder auf bereits eingetroffene Katastrophen werden stringentere Kontrollregulatorien an Flughäfen eingerichtet.

Erst seit im Dezember 2001 der Brite Richard Reid versucht hatte, auf einem Transatlantikflug von Paris nach Miami in seinen Schuhen versteckten Sprengstoff zu zünden, müssen beispielsweise Geschäftsreisende mit fülligen Schuh­solen ihre Schuhe bei der Sicherheits­kontrolle am Flughafen Zürich ausziehen.

Nicht jeder Passagier, der über EU- Flughäfen reist, muss eine solche Prozedur über sich ergehen lassen. Allerdings, laut der Flughafenpolizei Zürich, gebe es auf den meisten Flughäfen Stichproben entlang der Sicherheitskontrolle. Ein gewisser Prozentsatz der Reisenden wird auch ohne gefährliches Gepäckgut hinter dem Metalldetektor von Hand oder mit kleineren Scannern untersucht.

Peter Frei: «Wir müssen stets erkennen, um welche Art Gegenstand es sich in einem Gepäckstück dreht.» Sei es ein kleines Metall, sei es ein Nahrungsmittel, nächstens können jegliche Behälter, die im Handgepäck mitgeführt werden, eingescannt werden.

Wegen der Kontrollen werden Tonnen von Gefahrenmengen entsorgt. Insider schätzen den Wert des «Mülls», der wegen der Flüssigkeitsregelungen Reisende wie Flughafenbetreiber in Kloten piesackt, auf Millionen von Schweizer Franken, die monatlich nihiliert werden. Für einen genaueren Vergleich müsste man die Abfallmengen vergangener Jahre herbeiziehen und analysieren.

Moderne Detektoren sollen spezifische Flüssigkeiten zuverlässig durchleuchten, Entsorgungskosten sparen – und nebenbei den Check-in beschleunigen.

Der Abfall, inklusive des Anteils der wiederverwertbaren Werkstoffe (recycelbar), wog total:

  • 2006: 15.100 Tonnen, davon Werkstoffe 26 Prozent
  • 2007: 13 800 Tonnen, davon Werkstoffe 41 Prozent
  • 2013: 17 300 Tonnen, davon Werkstoffe 44 Prozent

Eigentliche Abfallmengen von Flüssigkeiten:

  • 2007: 340 Tonnen
  • 2013: 240 Tonnen

Moderne Detektoren sollen deshalb jetzt spezifische Flüssigkeiten zuverlässig durchleuchten, Müllentsorgungskosten sparen – und nebenbei Kontrollen nach dem Check-in beschleunigen. Fakt ist: In jedem Waschraum befinden sich diverse Produkte, die Stoffe enthalten, die wahrscheinlich als Gefahrengut definiert werden können. Dabei muss es auch keine Spraydose mit einer Druckgaspackung sein, irgendein winziges Hygieneprodukt könnte auch leicht manipuliert werden. Fakt ist auch: Die Freizeitindustrie wird geradezu dominiert von Gegenständen wie etwa Smartphones, die auch potenz­ielle Gefahren für die Umwelt darstellen. Lithium-Ionen-Akkus können beispielsweise bei hoher Hitze oder bei entsprechender Gewalteinwirkung explodieren.

Gefahrenquellen gibt es ohne Ende. Wer hat hierbei das Sagen, welche Gesetze und künftigen Massnahmen gegen gefährliche Güter zu treffen sind? Zum einen gibt es die «Verordnung (EG Nr. 300/2008) des Europäischen Parlaments und des Rates» vom 11. März 2008, zum anderen gibt es laufende Änderungen der IATA, der «International Air Transport Association» mit Sitz in Montreal, Ka­nada. Beide drehen sich um gemeinsame Verordnungen für Luftfahrtbetreiber auf nationaler und auf internationaler Ebene.

In der Schweiz regulieren das UVEK und das BAZL eigene Gesetzesauflagen bezüglich der Passagier-Freiheiten und Rechte, sicher auch bezüglich Gefahreneinschränkungen. So definiert letztendlich das Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL), dass beispielsweise leicht entzündbare Substanzen wie Feuerwerkskörper nichts im Handgepäck von Herrn und Frau Schweizer zu suchen haben, hingegen ein irgendwo aufgepusteter Ballon doch für den Schweizer Luftverkehr freigegeben werden darf. Komplexe Regeln dominieren die Sicherheitskontrollen der Flughäfen Zürich, Basel oder Genf.  Stets im Einsatz sind auch verdeckte Ermittler. Überdies setzt die Airport Security des Flughafens Zürich nebst Detektoren und Flüssigkeits-Scannern in der Bekämpfung von Clandestine-Opera­tionen, nicht zuletzt von Schmugglern, auch hocheffiziente Betäubungsmittel-Spürhunde ein.

Im aufgegebenen Gepäck funktioniert der Scan automatisiert, bei der Handgepäck-Kontrolle noch nicht. Deshalb folgen dort nachgelagerte Kontrollen.

Neue Kontrolleinheiten

Am Flughafen Zürich gibt es 26 Sicherheitskontrolllinien im zentralen Sicherheitskontroll­gebäude und 16 weitere Sicherheitskontrollen im Transferbereich.

Der Flughafen Zürich wird nach dem Jahr 2010 wahrscheinlich im Herbst dieses Jahres eine weitere Testreihe mit Security-Scannern durchführen. Ob Security-Scanner wie der Ionenmobilitäts-Spektrometer zukünftig eingesetzt werden, hängt unter anderem von Tests und den regulatorischen Vorgaben ab.

Die Flughafenbetreiberin von Zürich, so heisst es in einer schriftlichen Stellungnahme, beobachte die Entwicklungen auf dem Markt und die Diskussionen auf internationaler Ebene genau. Die Flughafen Zürich AG führt also auch dieses Jahr Testreihen mit verschiedenen Geräten durch. Diese Tests dienen dazu, die Eigenschaft der Geräte und die Effizienz der Prozesse zu prüfen und allenfalls zu optimieren. 2013 wurde eine Testreihe mit Liquid Explosive Detection Systems (LEDS) durchgeführt.

Im Zuge der Umsetzung der neuen Richtlinien für die Kontrolle von Flüssigkeiten wurden
26 Typ-B-Geräte beschafft (diese scannen beispielsweise eine ungeöffnete Flasche, allerdings kann nur eine Flasche aufs Mal überprüft werden).

Neue Flüssigkeits-Scanner

Welche Art von solchen Scannern am Flughafen Zürich eingesetzt werden, steht zwar noch offen. Es könnte jedoch gut ein so genannter Ionenmobilitäts-Spektrometer sein.

Nebst den üblichen Detektoren arbeiten Sicherheitseinheiten künftig mit Flüssigkeits-Scannern für separate Nachkontrollen. In EU Flughäfen wie Amsterdam Schiphol oder in Heathrow London werden Cobalt insight 100 Spektrometer eingesetzt. Die dafür patentierte SORS Technologie erlaubt eine schnelle und akkurate Analyse von chemischen Substanzen in ungeöffneten, nicht-metallischen Flaschen oder in Containern, wobei nicht nur Flüssigkeiten, sondern auch Gels und Pulver kontrolliert werden.

Das dafür entwickelte Insight 100 System ist eine kompakte «Prüfstation» für spektrale Sicherheitschecks an Flughäfen, Verwaltungsgebäuden oder anderen schützenswerten Hubs. Die Detektionsrate ist sehr hoch. Fehleralarme gehen unter <0.5% (Loeffen, P.W. et al, proc. SPIE, 2011). Insight 100 ist ein so genanntes ECAC Type B Standard 3 Liquid Explosive Detection System (LEDS) RapID

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